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Neues AngebotOdenthaler Bücherei verleiht Samen seltener Pflanzen

Lesezeit 4 Minuten
Bücherei-Leiterin Barbara Dinges hält Tütchen mit Pflanzensamen in den Händen.

Bücherei-Leiterin Barbara Dinges mit den neuen „Natur-Medien“: Tütchen mit Pflanzensamen.

Die Bücherei kooperiert mit dem „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“. Wer mitmacht, hat keine Mahngebühren zu befürchten.

Nein, Mahngebühren gibt es keine, wenn die Nutzer der katholischen öffentlichen Bücherei in Odenthal von dem neuesten Ausleih-Angebot Gebrauch machen. Aber Büchereileiterin Barbara Dinges und ihr Team möchten gern Rückmeldungen haben von den Benutzern.

Denn die neue Aktion in der Bücherei, die am 3. März gestartet ist, hat mit Buchstaben wenig zu tun: In Kooperation mit dem „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“verleiht die Bücherei zwischen Rathaus und Kirche in Odenthal Pflanzensamen. Kostenlos können die Bibliotheksbesucher und -besucherinnen kleine Tütchen mit winzigen Samenkörnern mitnehmen, sie zu Hause auf der Fensterbank, auf dem Balkon oder im Garten aussäen und schauen, was daraus wird.

Von der Ernte sollen Samen an die Bücherei zurückgegeben werden

Eine Bedingung allerdings ist an die ungewöhnliche Ausleihe geknüpft: Die Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtner bekommen zu der kleinen Samentüte eine zweite mit dazu. Diese sollen sie später zurückbringen in die Bücherei, gefüllt mit den Samen, die sie von den selbst ausgesäten Pflänzchen ernten konnten. Denn damit tragen sie zum Erhalt von Nutzpflanzen bei, die selten geworden sind.

„Wenn es nicht klappt, ist das nicht schlimm“, versichert Bibliotheksleiterin Dinges lächelnd, „wir bestrafen niemanden, bei dem es mit der Aufzucht der Pflänzchen nicht so dolle geklappt hat.“ Niemand muss also eine Mahnung befürchten, wenn er kein gefülltes Samentütchen in die Bücherei in Odenthal zurückbringt.

Seltene Sorten sollen Eingang in die Gärten finden

Aber von den Erfahrungen mit den seltenen Sorten, wie der „Gartenmelde“ oder dem „Gelben Posthörnchen“ möchte das Team der Bücherei schon hören, Feedback der Ausleiher ist sehr erwünscht. Hat die Sonnenblume schon eine Knospe angesetzt? Hat die Gartenmelde, die dem Spinat ähnelt, gut geschmeckt?

In der Odenthaler Leihbücherei, die stets voller Leseratten ist, wird auf Kommunikation viel Wert gelegt. Es gibt sogar einen Raum mit Sitzecke und Kaffeemaschine, in dem man es sich gemütlich machen und auch mal einen Schwatz halten kann.

Nach den Eisheiligen können die Pflänzchen ins Freie

Die Samen-Ausleihe wurde eröffnet mit einer kleinen Aktion, bei der die Leselustigen ein kleines Töpfchen mit einem Sonnenblumen-Samen mitnehmen durften, die Sorte trägt den schönen Namen „Velvet Queen“. Viele griffen dann auch bei den anderen Samentütchen im Regal zu, neugierig geworden auf ihnen unbekannte Pflanzen.

Vier Kästen mit Saatgut-Tütchen zur Ausleihe.

Der Saatgut-Katalog: Mahngebühren sind nicht zu befürchten, auch wenn man keinen grünen Daumen besitzt.

Samen-Entleiher sind oft Familien mit Kindern, die ihren Nachwuchs etwas pflanzen lassen möchten, oder begeisterte Gärtnerinnen und Gärtner, die neugierig auf die besonderen Nutzpflanzensorten sind. „Mitte Mai sind die Eisheiligen, unter ihnen auch Pankratius, und dann können die Pflänzchen raus“, erklärt Dinges mit Blick auf die St. Pankratius geweiht Kirche gleich nebenan.

Mehr als 30 Personen haben schon Pflanzensamen ausgeliehen

Die Pflanzen-Ausleiher sind auch aufgerufen, sich auszutauschen, Fotos von ihren Leih-Pflänzchen zu machen oder zu berichten, wenn die Schnecken im Beet waren. Barbara Dinges, seit 45 Jahren ehrenamtliche Büchereileiterin, berichtet stolz, dass schon mehr als 30 Personen Samen „ausgeliehen“ haben und nun zu Hause gespannt auf die ersten grünen Triebe warten.

Ein Jahr lang soll die Aktion laufen, und auch Dinges ist – ebenso wie die anderen 20 Ehrenamtlichen, die in der Bücherei mitarbeiten, gespannt auf die Rückmeldungen. Natürlich hofft das Team auf viele gärtnerische Erfolge und viele gefüllte Samentütchen, die ihren Weg wieder zurück in die Bücherei und später zum Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt finden.

Verzwickt: Wie gibt man Samen in einen Medienkatalog ein?

Ein bisschen verzwickt, schildert Dinges mit einem Schmunzeln, sei die Verwaltung der Aktion gewesen: „Wie gibt man Samen in den Medienkatalog ein?“, ein Problem, das sie auch bereits bei der „Bibliothek der Dinge“ habe lösen müssen. Aber man sei ja erst am Anfang, sagt die Bibliotheksleiterin, und beim Einführen von neuen Dingen habe man nun mal immer viel Arbeit.

Dennoch ist sie stolz auf das, was das 20-köpfige Team in der katholischen öffentlichen Bücherei in Odenthal erreicht hat: „Die Bücherei hat immer mehr Treffpunkt-Charakter“, schildert Dinges, und das möchte sie weiter fördern, indem sie Profis einlädt für Bilderbuchkino oder Theater, mit Bücherflohmärkten und Leseförderung für Kinder von vier bis sieben Jahren beispielsweise.

Die Bücherei wünscht sich einen Aufzug, um barrierefrei zu werden

Dringendes Anliegen des Bücherei-Teams ist allerdings, dass ein Aufzug installiert wird, um besonders älteren Menschen oder Frauen mit Babys den Zugang zu erleichtern. Dafür denkt Dinges an Crowdfunding und hofft, dass die erforderlichen 30.000 Euro aufzutreiben sind und sich vielleicht auch die Diözese beteiligt.

Auf jeden Fall soll es noch eine ganze Reihe Aktivitäten und Aktionen rund um die kleinen, weißen Samentütchen geben – vielleicht eine Zusammenarbeit mit der Saatgut-Bibliothek in Köln-Chorweiler, auf jeden Fall etwas Besonderes zu Erntedank.

Die katholische öffentliche Bücherei in Odenthal hat dienstags von 9 bis 11 Uhr geöffnet, donnerstags von 16 bis 18 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr. Mail-Adresse: buecherei@kirche-im-dhuenntal.de