1979 hat Barbara Dinges in der Odenthaler Bücherei angefangen. Jetzt wurde sie ausgezeichnet.
Engagement in der BüchereiBarbara Dinges bekommt Ehrenamtspreis „Odenthaler“ verliehen
Prolog: Zu viele Heimatromane, zu wenig Asterix-Hefte: Der erste Blick, den Barbara Dinges 1979 in die Odenthaler Bücherei wirft, ist ein kritischer. Da man dort gerade eine neue ehrenamtliche Leiterin sucht, nimmt sie die Umstrukturierung gleich selbst in die Hand – und schlägt damit ein neues Kapitel auf.
44 Jahre später: Die Katholische Öffentliche Bücherei präsentiert sich als moderne Bibliothek mit vielfältigem Medienangebot. Statt verstaubter Heimatromane finden sich in der Einrichtung an der Dorfstraße 4 nun die Romane und Sachbücher der Bestsellerlisten, eine Vielzahl von Zeitschriften und elektronischer Medien.
Odenthal: Digitalisierung hat Einzug in Bibliothek gehalten
Die Digitalisierung hat mit dem Online-Katalog Einzug gehalten in die Räume mit Kinderbücherei und Lesecafé – und natürlich auch die ehemals vermissten Asterixhefte. Mit fast 7000 Medien und mehr als 20.000 Ausleihen gehört die Bücherei seit Jahren zu den zehn Prozent der umsatzstärksten Büchereien im Land.
Motor der Veränderung war und ist Barbara Dinges. Die 13. Preisträgerin des „Odenthalers“, die im gediegenen Rahmen von Schloss Strauweiler geehrt wurde, versteht ihre Auszeichnung allerdings als Teamleistung, denn rund 20 Ehrenamtliche unterstützen sie in der Bücherei. Es sei erstaunlich, wie groß das ehrenamtliche Engagement am Ort sei, sagte Christoph Gubert vom Vorstand der Volksbank Berg, einem der beiden Preisstifter. „In diesem Jahr hatten wir zwölf hochkarätige Bewerbungen.“
„Die Lust am Lesen zu fördern“, das stehe für die Preisträgerin im Zentrum, machte Laudator Bernhard Hatterscheidt deutlich. Dabei dürfte sich der in Odenthal wohnende Kriminalhauptkommissar in seiner Eigenschaft als Krimi-Autor mit seinen Arbeiten wohl selbst in den Regalen der Bücherei Odenthal wiederfinden. Um ihr Ziel zu erreichen, wähle Barbara Dinges viele, manchmal auch ungewöhnliche Wege, meinte Hatterscheidt.
Ob mit dem Bibliotheks-Führerschein „Bib-Fit“, dem Lesecafé, den Bücher-Flohmärkten zum Stöbern, ob mit Leseabenden rund um französische Krimis mit Wein und Baguette oder während der Coronazeit mit dem „Rapunzeldienst“, Bücherpaketen, die am Seil aus dem Bibliotheksfenster zum Kunden herabgelassen wurden – der Einfallsreichtum von Barbara Dinges habe viele Facetten. Schon 2007 hatte ihr der damalige Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz verliehen.
„Es gibt keinen Preisträger, der besser ins Portfolio passt als Sie“, sagte Walter Jansen, Vater der Medaille, über die Preisträgerin. Denn der „Odenthaler“ sei ursprünglich „eine Erfindung der örtlichen Schulleiter“ gewesen, um Menschen zu danken, die Kindern oder den Schulen in Odenthal gutgetan hätten. Und direkt an Barbara Dinges gewandt: „Um Kinder in die Welt der Fantasie zu entführen, braucht man Mediatoren wie Sie.“
Das ist der „Odenthaler“
Der „Odenthaler“ wird seit 2011 jährlich an eine Person oder Gruppe verliehen, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich für Odenthal eingesetzt hat. Die Jury besteht aus sieben Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Kunst, Kirche und Medien. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 1000 Euro dotiert, das von der Volksbank Berg und der Rewe Tönnies OHG gestiftet wird. Der „Odenthaler“, der an die Preisträger verliehen wird, ist eine von dem Bergischen Künstler und ehemaligen Odenthaler Schulleiter Walter Jansen geschaffene Bronzemedaille. Im vorigen Jahr erhielt der Modellbauer Günter Blömer den Odenthaler, 2021 die Bodendenkmalpfleger Gisela und Herbert Brühl, 2020 die Organisatorin des Voiswinkeler Ü60-Seniorenclubs Erika Paffrath. (spe)
Die Ausgezeichnete im Interview
Was fasziniert Sie am Lesen?
Dinges: Dass man in Ruhe an den Gedanken und Erfahrungen anderer teilnehmen kann. Man erfährt Dinge, die einem sonst verschlossen blieben.
Was war Ihr liebstes Kinder- oder Jugendbuch?
Es gab nicht das eine Buch. Es hat immer gewechselt und von Enid Blyton über Astrid Lindgren bis zu klassischen Heldensagen war alles dabei.
Was liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch?
Ein E-Book-Reader mit den Bretagne-Krimis von Luc Bannalec mit Kommissar Dupin. Die habe ich schon mal gelesen, vergleiche sie jetzt aber mit der filmischen Umsetzung, schaue mir die Orte auch im Reiseführer an. Das ist spannend.
Wenn Sie selbst ein Buch wären, welche Gattung wären Sie am liebsten?
Ich bin eher der Sachbuch-Typ. Als ausgebildete Geografin würde vielleicht ein Stadtführer mit vielen unterschiedlichen Informationen passen.