Der WC-Bau, der jahrelang diskutiert wurde, ist der Gemeinde jetzt doch zu teuer. Touristen müssen nun einkehren oder in die Büsche.
Planungen gestopptOdenthal baut keine öffentliche Toilette für Besucher von Altenberg
Außer Spesen nichts gewesen – nur dass die Spesen in diesem Falle 46.000 Euro an Planungsleistungen verschlungen haben. Die sind jetzt in den Sand gesetzt. Die öffentliche Toilettenanlage Altenberg wird nicht verwirklicht, das für den Bau in den Haushalt eingestellte Geld soll nicht mehr für diesen Zweck verwendet werden.
Die 18. Vorlage zum Thema, so hatte der Vorsitzende des Planungsausschusses Peter Sittart (Bündnis 90/Die Grünen) mitgezählt, brachte das Aus: Die Mitglieder von CDU und Grünen, SPD und FDP kippten am Donnerstag in seltener Einmütigkeit die Pläne für das Sanitärhäuschen.
18 Mal stand das Toiletten-Thema auf der politischen Tagesordnung
18 Mal stand das Thema in den vergangenen Jahren auf der Tagesordnung, 16 verschiedene Standorte für das stille Örtchen hatte die Verwaltung geprüft, bevor sie wieder verworfen wurden. Sichtachsen wurden bedacht, Experten angehört, Baupläne entworfen.
Es wurde über die Zumutbarkeit einer Entfernung von 40 Metern zur Straße und zum barrierefreien Rundweg räsoniert, über Unisex-Toiletten, Urinale und Kabinen für Behinderte gestritten. Stundenlange Diskussionen, die manch ein Ausschussmitglied im Sitzungssaal nicht durchhielt, ohne zwischendurch mal schnell auf die Toilette des Bürgerhauses zu entschwinden.
Odenthal: Kein stilles Örtchen für Touristen
Dieses Glück der Erleichterung haben auswärtige Besucher von Altenberg künftig nicht mehr, wenn sie nach längerer Anfahrt an der ehemaligen Klosteranlage ankommen, um den Dom zu besichtigen oder von hier aus den gut ausgeschilderten Wanderrouten zu folgen.
Die bisherige öffentliche Toilette im Alten Brauhauses fällt dem Umbau zum Exerzitienhaus zum Opfer und ist bereits geschlossen. Eine Veränderung, von der man lange wusste, dass sie kommen würde.
Andere Toiletten am Ort sind nicht uneingeschränkt zugänglich
Diese Lücke sollte eigentlich die neue Toilettenanlage füllen. Denn die örtlichen Gastronomiebetriebe haben nicht alle täglich geöffnet und stellen überwiegend ihre Toiletten nur ihren eigenen Gästen zur Verfügung, nicht zufällig vorbeiziehenden Wandertrupps.
Das Martin-Luther-Haus und die Sakristei im Dom stehen auch nur einem eingeschränkten Nutzerkreis zu bestimmten Zeiten zur Verfügung und über Haus Altenberg mit seinen beneidenswert modernen Toiletten wacht ein Pförtner.
Die Baukosten für die Sanitäranlage stiegen auf 380.000 Euro
Der i-Punkt Altenberg als Anlaufstelle für Touristen verfügt über ein breit gefächertes Info-Material, was man in Altenberg so alles machen kann - nur für das dringlichste Bedürfnis ist hier kein Raum.
Während man jahrelang diskutierte, liefen die Baukosten davon, verschlechterte sich die finanzielle Lage der Gemeinde. 380.000 Euro statt 300.000, wie zunächst kalkuliert, sollte das Projekt am Ende kosten.
165.000 Euro Zuschüsse erhoffte sich Odenthal – 100.000 wurden zugesagt
Erhoffte Zuschüsse reduzierten sich von 165.000 auf nur 100.000 Euro – und werden jetzt gar nicht mehr fließen. Und die Verwaltung setzte das Projekt, das ja seit zwei Jahren schon beschlossen und in trockenen Tüchern war, nicht zügig genug um.
Die Argumente, das stille Örtchen still sterben zu lassen, ähnelten sich: „Der Haushalt gibt es nicht her“ (Alwine Hartwig, FDP). „Die Toilette liegt auf Eis, das ist nicht günstig, aber auch nicht dramatisch“ (Sonja Tewinkel, Grüne). „Wir sollten einen vorübergehenden Schlussstrich darunter ziehen“ (Isabell Johann, CDU).
Mobile WC-Kabinen sollen gesucht werden
„380.000 Euro, das geht nicht mehr“ (Oliver Deiters, SPD). Deiters griff einen Vorschlag des CDU-Ratsherrn Markus Wißkirchen auf und beantragte zu prüfen, ob als Ersatz zwei mobile WC-Kabinen aus Edelstahl zum Einzelpreis von 30.000 Euro in Altenberg installiert werden könnten.
Die Verwaltung, die noch in der Sitzung für die Realisierung der Sanitäranlage gekämpft hatte, meldete Zweifel an. Für diesen Preis „werden wir keine Toilette mit Anschluss bekommen“, sagte Planungsamtschefin Judith Benecke.
Die Verwaltung muss nun zudem prüfen, ob sie Förderauflagen des barrierefreien Wanderweges verletzt, wenn sie keine Toilette anbieten kann. Wildpinkler waren in früheren Diskussionen befürchtet worden, weil die geplante Toilettenanlage 40 Meter abseits der Straße gelegen hätte. Die Wildpinkler wird es bald vermutlich wirklich geben, weil sich manch einer in seiner Not in die Büsche schlagen wird.