Literatur am DomMonika Rinck nimmt das Publikum in Altenberg mit auf eine „Höllenfahrt“

Lesezeit 2 Minuten
Dichterin Monika Rinck, Kurator Denis Scheck und Moderatorin Sabine Küchler bei der Auftaktveranstaltung „Literatur am Dom“.

Die Dichterin Monika Rinck (links) nahm das Publikum beim Festival „Literatur am Dom“ mit auf eine lyrische Höllenfahrt. Kurator Denis Scheck und Moderatorin Sabine Küchler (rechts) bei der Auftaktveranstaltung.

Bei der Auftaktveranstaltung des Festivals beeindruckte die Dichterin mit rasanten Wortkaskaden zwischen Stoßgebet und Verkehrshinweis.

Andere machen einfach den Führerschein, Monika Rinck macht zwischen theoretischen Vorfahrtsregeln und praktischen Autobahnfahrten noch ein Gedicht. Die können mit ihren Wortkaskaden schwindelig machen und halten sich an keine Geschwindigkeitsregeln.

Und so nimmt die Lyrikerin das Publikum bei der Auftaktlesung des Festivals „Literatur am Dom“ in Altenberg mit auf eine „Höllenfahrt“ quer durch die Republik, mit allen Zwischenstopps, Umwegen, Sackgassen und Überholvorgängen, die das Leben, aber auch die Politik ausmachen.

In den Texten schwingt immer auch  ein religiöses Element mit

Dabei schwingt in ihren Texten auch immer ein religiöses Element mit und so drückt sie zwischen Stoßgebet und Verkehrshinweis auf das Gaspedal der Wortakrobatik, heizt über den Beschleunigungsstreifen mit dem Verbrenner geradewegs in Richtung Unterwelt.

Dazwischen blitzen Wortgebilde wie das „Auffahrunfall-Ehrenmal“ wie Blaulicht auf. Monika Rinck sei die einzige Dichterin, die das sperrige Wort „Engpassbeseitigung“ in einer Geschichte untergebracht habe, sagt die Schriftstellerin und Redakteurin Sabine Küchler, die die Moderation übernommen hat, lächelnd.

Im Strudel der Worte steigen Begriffe aus der Politik an die Oberfläche

Spät habe sie ihren Führerschein gemacht, berichtet Monika Rinck und je tiefer sie sich ins Regelwerk habe einarbeiten müssen, „desto mehr hat mich die Beschleunigung beschäftigt“. Auch Räume sind ihr Thema, Übergangsorte, die Unterwelt.

Im Strudel der Worte steigen überraschend Begriffe aus Politik und Gesellschaft an die Oberfläche, verändern das Bild, formen es neu, geben schwülstiges Verwaltungsdeutsch der Lächerlichkeit preis.„Gedichte als kleine Widerstandsnester?“, fragt Sabine Küchler. Monika Rinck blickt skeptisch: „Gegen den ‚Bundesverkehrswegeplan‘ haben sie wenig Möglichkeiten.“

Nachtmodus
Rundschau abonnieren