Die Löschgruppe Voiswinkel hatte ein Fahrzeug bestellt, geliefert wird es aber an die Löschgruppe Blecher. Grund ist eine Schiebeleiter.
Frust bei der WehrLöschgruppe in Odenthal muss noch auf ein neues Fahrzeug warten
Eine Schiebeleiter – maximale Auswirkungen: Weil die Freiwillige Feuerwehr am Standort Voiswinkel nicht über die vorgeschriebene dreiteilige Schiebeleiter zur Brandbekämpfung verfügte, setzte sich in Odenthal ein Fahrzeugkarussell in Bewegung. Am Ende des Verschiebebahnhofs fühlen sich einige Mitglieder der Löschgruppe Voiswinkel nun als Verlierer.
Eigentlich hatte es gut ausgesehen für den Fahrzeugpark der Wehr in Voiswinkel. Mit viel Aufwand hatte man dort ein Feuerwehrfahrzeug der Ausführung HLF 10 für die Neuanschaffung konfiguriert, also die Ausstattung maßgeschneidert zusammengestellt, und das Fahrzeug in Auftrag gegeben.
Odenthal erwartet die Auslieferung des neuen Löschfahrzeugs Ende 2025
Mit der Auslieferung wird 2025 oder 2026 gerechnet. Allerdings wird der wohl knapp eine halbe Million Euro teure Löschwagen dann nicht wie ursprünglich geplant in der Halle der Löschgruppe Voiswinkel stehen, sondern in Blecher.
Den Frust in Voiswinkel könne er verstehen, sagt Wehrleiter Axel Staehler zu dieser überraschenden Entwicklung, doch sei er zu dieser Entscheidung gezwungen gewesen. Eine Alternative habe nicht bestanden: „Als Wehrleiter muss ich sehen, dass die Feuerwehr in Odenthal einsatzfähig bleibt“, erklärt er.
Eine Nachrüstung des Fahrzeugs mit einer Schiebeleiter war zu riskant
Ausgelöst worden war das Problem durch vier bis fünf höhere Häuser am Hirschweg in Voiswinkel. Die Gemeinde sei vom Rheinisch-Bergischen Kreis aufgefordert worden, für die Gebäude den zweiten Rettungsweg sicherzustellen, so Martin Stein, der zuständige Dezernent in Odenthal. Nötig wurde ein Fahrzeug mit Schiebeleiter.„Mit der großen Drehleiter kommen wir da nicht ran, weil die Zuwegung zu eng ist“, erklärt Stein.
Zu diesem Zeitpunkt war das neue Löschfahrzeug aber schon in Auftrag gegeben – und zwar ohne ausfahrbare Schiebeleiter. Von einer Nachrüstung rieten Experten aus Sicherheitsgründen ab: Die erhöhte Dachlast und die Schwerpunktverlagerung hätten bei Einsatzfahrten gefährlich werden können.
Die Löschgruppe Blecher lieh ein Löschfahrzeug aus
Da auch der Versuch, die Hauseigentümer dazu zu bewegen, auf ihren Grundstücken Schiebeleitern vorzuhalten, scheiterte, entschied der Wehrleiter, eines der beiden größeren Löschfahrzeuge vom Typ HLF 20, die über die verlangten Schiebeleitern verfügen und normalerweise beide in Blecher stehen, vorübergehend nach Voiswinkel auszuleihen. Der Wagen sei zwar auch schon 22 Jahre alt, aber voll funktionsfähig, so Staehler.
Gleichzeitig sollte, so hatte der Haupt- und Finanzausschuss bereits beschlossen, ein weiteres, bereits vorhandenes Löschfahrzeug für Voiswinkel (Typ HLF 8) umgebaut und mit einer Leiter versehen werden, um in absehbarer Zeit gemeinsam mit dem neuen Löschfahrzeug HLF 10 die Sicherheit in Voiswinkel zu gewährleisten. Das ausgeliehene Fahrzeug hätte dann zur Löschgruppe Blecher zurückkehren können.
Weil der Tüv Mängel attestierte, wurde ein Fahrzeug ausgemustert
Soweit der Plan. Die Rechnung ging allerdings nicht auf, weil das Löschfahrzeug HLF 8 mit seinen 27 Jahren für eine Modernisierung nicht mehr fit genug war. Das Fahrzeug entspreche „in mehreren Punkten nicht dem Stand der Technik“, stellte das Institut der Feuerwehr NRW nach Begutachtung fest und auch der TÜV-Bericht bescheinigt „erhebliche Mängel“.
Die Instandsetzungskosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen. Statt einer Modernisierung wurde der Wagen daher im Juni „außer Dienst gestellt“, so die Verwaltung.
Wehrleiter reagiert auf die Situation
Die Planung für Voiswinkel – Neufahrzeug ohne Leiter plus Altfahrzeug mit Leiter – ging nicht mehr auf. Zwar hätte man sich bei der Feuerwehr Bergisch Gladbach ein Leiter-Fahrzeug für 295 Euro täglich leihen können, aber nicht auf Dauer. Eine Firma für Feuerwehrleihfahrzeuge habe einen Preis von etwa 3.500 Euro im Monat genannt.
„Aus fachlichen und sachlichen Gründen“, habe er in dieser Situation entscheiden müssen, dass das ausgeliehene Fahrzeug aus Blecher mitsamt seiner Leiter in Voiswinkel stationiert bleibe und das neue HLF 10-Fahrzeug ohne Leiter demnächst nach Blecher komme. Dafür habe man in Voiswinkel aus sachlicher Sicht auch Verständnis gezeigt, emotional sei das allerdings schwierig, gibt Staehler zu.
Mitglieder der Löschgruppe sollen frustriert sein
Im Gemeinderat war berichtet worden, dass es in Voiswinkel Wehrleute gebe, die aus diesem Grund den Job hinschmeißen wollten. Zwischen den Standorten Blecher und Voiswinkel bestehe „keine Rivalität“, man arbeite zusammen, allerdings müsse er sich derzeit in Voiswinkel „einiges anhören“, sagt der Wehrleiter.
Gemeinsam mit der Verwaltung sei er jetzt intensiv auf der Suche nach einem Fahrzeug für Voiswinkel, das möglichst schnell das 22 Jahre alte Modell aus Blecher ersetzen könne. Auf ein Neufahrzeug, das ab 650.000 Euro aufwärts koste, müsse man in der Regel drei bis vier Jahre warten. Bei einem Vorführfahrzeug oder ähnlichem könne es aber sehr viel schneller gehen.