SelbsttestAusleihen und los – Mit dem E-Bike durch Rhein-Berg
Rhein-Berg – Meine Mutter hat eins, die Mutter meines Partners auch, für meinen Vater sind sie Schummelei: E-Bikes. Klar habe ich auch schon mal fröhliche Gruppen dezent tretend an mir vorbeifahren sehen, während ich mich mit meinem Fahrrad den Berg hochgemüht habe, und sie klammheimlich ein bisschen gehasst.
Ausprobiert hatte ich das Ganze da noch nicht, aber heute ist es so weit: Ich werde mal diejenige sein, die grinsend an den mühsam Strampelnden vorbei-fliegt.
„Nextbike“ heißt eine Verleihfirma, die im Bergischen Land E-Bikes zur Verfügung stellt. Online stelle ich fest, dass es eine Station gleich neben dem Rösrather Bahnhof gibt. Erst einmal muss ich mich online registrieren. Daten eingegeben, auf Enter geklickt – nichts. Die Seite sagt mir nicht, wie es jetzt weitergeht. Ich gehe in mein Mailfach, auch da Fehlanzeige. Mehr aus Zufall blicke ich auf mein Handy und stelle fest, dass ich eine neue SMS habe: „Willkommen bei Bergisches e-Bike“, begrüßt mich der Text. Ich bekomme eine PIN-Nummer, mit der ich mich in der Nextbike-App einloggen kann.
Einfache Ausleihe mit QR-Code und App
Jetzt geht es wirklich los. Mit Rucksack und Handy in der Hand gehe ich zum Bahnhof, wo fünf weiß-grüne E-Bikes an der langen Reihe von Ladestationen stehen. Der Ausleihprozess ist tatsächlich denkbar einfach: Auf dem hinteren Schutzblech klebt ein QR-Code, den ich nur mit der Nextbike-App scannen muss. Schon ist das Fahrrad ausgeliehen.
„Sagen Sie, haben Sie das schonmal gemacht?“ Ein freundlicher Herr ist neben mir stehengeblieben und beäugt mein Vorhaben neugierig. Ich verneine. „Ist mein erster Versuch. Haben Sie das schon mal probiert?“ Er schüttelt abwehrend den Kopf. „Nein, das würde ich mich nie trauen. Zu kompliziert! Aber sagen sie, darf ich zusehen, wie Sie das machen?“
E-Bike-Effekt ist am Anfang ziemlich unheimlich
Na, wenn ich wüsste, was ich hier eigentlich mache… Erstmal muss ich das Fahrrad aus dem Ständer freirütteln. Das ist gar nicht so einfach und dauert eine Weile. Das E-Bike ist ganz schön schwer und lässt sich nur mit Anstrengung etwas anheben. Schieben funktioniert aber gut, stelle ich fest, nachdem ich es befreit habe. Muss ich die E-Unterstützung jetzt irgendwo einschalten? Ich gucke, finde aber keinen Schalter oder Ähnliches. Probeweise rolle ich erstmal den Bürgersteig runter, vorbei an meinem Zuschauer. „Scheint zu gehen!“, rufe ich, er winkt mir hinterher: „Na dann viel Spaß!“
So funktioniert es
Für die Ausleihe: Auf Nextbike registrieren, auf die Bestätigungs-PIN per SMS warten. Nextbike-App im Appstore runterladen. Vor Ort dann Fahrrad aussuchen, QR-Code am Hinterrad scannen und Rad ausleihen.
Kosten: Zwei Euro pro halbe Stunde. Zum Vergleich: DB-Fahrkarte Erwachsene von Rösrath nach Rösrath-Stümpen: 2,25 Euro. (las)
Ich fahre los und bemerke den Effekt auf der Stelle. Einmal getreten, zieht das Fahrrad derart schnell an, dass ich den Lenker fester umklammere. Erst ist es ziemlich unheimlich; die Pedale gehen so leicht, dass ich mit den Füßen fast abrutsche, auch die Gangschaltung ändert daran wenig. Aber dann fange ich an, zu genießen. Ich muss nämlich wirklich fast nichts machen; das Fahrrad rollt wie von selbst. Alles andere funktioniert wie gehabt; das E-Bike lenkt sich problemlos, die Bremse funktioniert auch, nicht annähernd so abrupt wie die an meinem eigenen Fahrrad, aber verlässlich.
Innerhalb einiger Minuten bin ich schon an der nächsten E-Bike-Station in Hoffnungsthal und schaue mich nach Mitradelnden um. Aber scheinbar ist der Herr von eben nicht allein mit seiner Zurückhaltung: Nie-mand nähert sich den E-Bikes. Stattdessen komme ich mir selbst zunehmend wie eine kleine Außerirdische vor, immer mehr Passanten schauen mich und das Fahrrad neugierig an.
Hemmschwelle für E-Bike-Ausleihe groß
Ich werfe einen Blick auf die App, die einen guten Überblick über die anderen Stationen bietet. Auch dort hat sich, seit ich das Fahrrad ausgeliehen habe, nichts an den Radbeständen geändert. Die Stationen sind eingeteilt in Lade- und simple Standortstationen. An welchem von beiden man das Fahrrad im Anschluss wieder abstellt, ist egal. Die App zeigt mir auch den Ladestand jedes Fahrrads an.
Auf dem Weg nach Rösrath-Stümpen fällt mir noch einmal auf, wie viel das E-Bike beim Fahren für mich tut: Bergauf, bergab – kein Unterschied. Hätte ich die Augen geschlossen, ich würde die Steigungen nicht einmal bemerken. Und am Akku meines Fahrrads hat sich bislang auch kaum etwas verändert, er ist immer noch fast voll.
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Ich stelle das Fahrrad schließlich wieder am Rösrather Bahnhof ab. Sofort passiert mir dasselbe wie beim Losfahren noch einmal: Ein Mann kommt erstaunt näher. „Und, wie ist das mit dem Ding so?“, will er wissen. „Geht prima“, sage ich. „Wie von selbst!“ Er legt den Kopf schief. „Mhm. Und ist sicher ein teures Vergnügen?“ Ich schüttele den Kopf. Er zuckt trotzdem mit den Schultern. „Ist glaube ich nichts für mich.“
Es scheint eine Hemmschwelle für die E-Bike-Ausleihe zu geben, ob sie nun mit der Technik zusammenhängt oder mit den Fahrrädern selbst. Ich kann jetzt jedenfalls alle Zweifler ermutigen, es einfach mal auszuprobieren. Wenn man in etwa weiß, wie ein QR-Code funktioniert, ist die Ausleihe simpel. Und das Fahren macht einfach nur Spaß, ein müheloses Vergnügen.