Leichlinger QuartierstreffEine Schließung soll mit allen Mitteln verhindert werden
Leichlingen – „Um den Fortbestand des Quartierstreffs über 2020 hinaus zu sichern, ist uns jedes Mittel recht“, geben sich Sabine Rauh und Hilde Cordes, die Leiterinnen des Leichlinger Nachbarschaftstreffs in der Gartenstraße kämpferisch. Um die schwindende finanzielle Basis der Einrichtung zu retten, wollen sie aber keine Bank überfallen. Und ihr erfolgreich wirkendes niederschwelliges Beratungs- und Freizeitangebot auch nicht durch Eintrittsgelder oder Gebühren torpedieren.
Die Träger, Mitarbeiterinnen und Ehrenamtler verhandeln mit Stiftungen und Stadtverwaltung über eine verlässliche Finanzierung, suchen Spender und Fördertöpfe.
Kunstauktion am 18. Januar
Und sie veranstalten erstmals auch eine Kunstauktion, um etwas Geld in die Kasse zu bekommen: Am Samstag, 18. Januar, kommen im Quartierstreff zwei Dutzend Kunstwerke zur Versteigerung, die heimische Kunstschaffende gestiftet haben, um zum Erhalt der Einrichtung beizutragen.
Gemälde, Fotos, Plastiken und Gedichte
Die Kunstauktion im Leichlinger Quartierstreff findet am Samstag, 18. Januar, statt. Die Werke, die unter der Leitung von Beatrix Gölzenleuchter unter den Hammer kommen, können ab 15.30 Uhr in der Gartenstraße 4 bei Sekt und Selters besichtigt werden. Die Versteigerung beginnt etwa eine halbe Stunde später.
Eingereicht worden sind für die Benefiz-Auktion 28 Arbeiten, die 15 Leichlinger Künstlerinnen und Künstler gespendet haben, um den Quartierstreff zu unterstützen. Es handelt sich um Grafiken, Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Lithografien, Fotografien und Gedichte. Sie stammen von Marianne Aust, Peter Berth, Heiderose Birkenstock-Kotalla, Leticia Bühring, Irmgard Kaduk, Peter Karad, Rainer Müller, Roland Pfennigstorf, Liselotte Radach, Axel Radermacher, Marlies Rappenecker, Ulla Schellin, Claudia Schreiber, Angela Steinert und Berthold Welter.
Die Übergabe der ersteigerten Kunstwerke an die Meistbietenden erfolgt gegen Barzahlung am Ende der Auktion. Die angesetzten Mindestgebote reichen von 20 bis 480 Euro. (hgb)
Der vor drei Jahren eröffnete Quartierstreff hat eine Lücke im sozialen Netz der Blütenstadt geschlossen und sich im Nu zu einem beliebten Treffpunkt unterschiedlicher Gruppen und Generationen entwickelt. Hier haben Skatspieler und Handarbeiterinnen eine Heimat gefunden, treffen sich Tänzer, Literaturkreis und Wandergruppen, gibt es Kinosonntage und das Reparatur-Café, erklären Sekundarschüler Senioren Smartphones und Internet. Monatlich 300 bis 400 Besucher kommen in das Ladenlokal. Trend steigend.
Bürger machen das Programm
Und alle Angebote sind „von unten“ organisiert: Gleichgesinnte tun sich zusammen und starten ihre Hobby- und Freizeitangebote in Eigenregie. „Wir wollen keine Ideen vorgeben, sondern unterstützen und stellen eine Struktur und den Raum zur Verfügung“, erklärt Sabine Rauh das auf Eigeninitiative basierende Prinzip.
Sorgen um den Fortbestand des Quartierstreffs machen sich die Beteiligten nun, weil Ende Mai die Projektförderung durch die Stiftung Wohlfahrtspflege ausläuft. Sie hatte gemeinsam mit dem Träger, dem evangelischen Altenzentrum Hasensprungmühle, die Anschub-Finanzierung gewährleistet. Von 90 über 70 bis aktuell 50 Prozent ist der Anteil der Stiftungsgelder in den drei Jahren gesunken. Der Beitrag der Rheinischen Gesellschaft der Diakonie ist von zehn Prozent auf nun die Hälfte der jährlich rund 100 000 Euro Personal-, Miet- und Nebenkosten gestiegen.
Der Rat hat wie berichtet als Rettungsschirm inzwischen eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 20 000 Euro gewährt, falls ein neuer Förderantrag, der beim Deutschen Hilfswerk eingereicht worden ist, im Juni nicht bewilligt wird. Auch das Diakoniezentrum will im Notfall mit diesem Betrag einspringen.
Aber „langfristig muss es das Ziel sein, in eine Regelfinanzierung zu kommen“, sagt Stanislaus Stegemann, der Leiter der Hasensprungmühle. Und er meint damit eine dauerhafte Finanzierung aus öffentlichen Mitteln, durch die Stadt und mit Hilfe von Landesmitteln.
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Die Kunstauktion, deren Schirmherr Stegemann ist, soll einen kleinen Beitrag dazu leisten. Ines Schreiber hat sie ins Leben gerufen, als sie von den Finanzsorgen hörte und sich nicht vorstellen mochte, „wie das wäre, wenn es den Quartierstreff nicht mehr gäbe“. Sie hat die Teilnehmer der Leichlinger Straßengalerie angeschrieben und von mehr als der Hälfte von ihnen sofort Zusagen bekommen.
Auch Beatrix Gölzenleuchter, eine andere regelmäßige Besucherin, will den Nachbarschaftstreff nicht mehr missen. „Ich habe hier so viele nette Leute kennengelernt und schöne Stunden verbringen dürfen“, sagt sie. Sie hat sich als Auktionatorin zur Verfügung gestellt und sich schon einen Gummihammer besorgt – aus dem Werkzeugkoffer des Reparatur-Cafés.