Neues Wasserkonzept vorgestelltSo will Leichlingen zur Schwammstadt werden
Leichlingen – Die „Blau-Grüne Klimaachse“ ist das neue Leuchtturmprojekt der Stadt Leichlingen. Regen- und Quellwasser soll fortan aufgefangen und zur Bewässerung der Grünflächen genutzt werden, sodass mehr von der immer wertvoller werdenden Ressource in der Stadt bleibt. „Ich erhoffe mir daraus eine Vorbildwirkung für andere Bereiche in der Stadt“, sagte Bürgermeister Frank Steffes bei der Vorstellung des Projekts.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat Leichlingen von seinem 200-Millionen-Programm 800.000 Euro zugesichert.
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Tycho Kopperschmidt, Leiter der Technischen Betriebe der Stadt, erklärt, was hinter dem Projekt steckt. „Für ein gesundes Grün brauchen wir auch Wasser“, stellte Kopperschmidt zu Beginn fest. Das Projekt ist eine Reaktion der Stadt auf die Auswirkungen des Klimawandels. Das Starkregenereignis vom 10. Juni 2018 war nur ein Gipfel der Veränderungen im Niederschlag, die zu beobachten sind. Das bisherige Entwässerungssystem geht auf die 1940er Jahre zurück. Regenwasser wird darin größtenteils mit Abwasser zusammengeführt und in die Kläranlage nach Leverkusen und dann weiter weg geleitet. „Im Grunde entwässern wir unsere Stadt seit Jahrzehnten“, stellt Tycho Kopperschmidt fest. Dagegen setzen Ansätze der sogenannten Schwammstadt an. Das soll auch Leichlingen werden: „Wir wollen das Wasser im Boden halten“, erklärte er im Rathaus.
Regenwasser nutzen
Die Idee ist, sauberes Regenwasser der Dach- und Straßenflächen nicht mehr aus der Stadt zu leiten, sondern zur Bewässerung von Grünflächen zu nutzen. 450 Kubikmeter Trinkwasser braucht der Bauhof jährlich, um die Pflanzen der Stadt zu gießen. Diese Menge stünde den Menschen, dem Gewerbe, der Landwirtschaft und Natur in Leichlingen mehr zur Verfügung. Die „Blau-Grüne Klimaachse“ soll am Wilhelm-Gödders-Weg und seinen Nebensträßchen beginnen. Sie soll bewusst erweiterungsfähig angelegt werden. In der Wiese neben dem Pfad soll eine Mulde entstehen, die jährlich nicht nur die circa 10.000 Kubikmeter Regenwasser der umliegenden Dächer auffängt.
Auch eine kleine Quelle in der Nähe der Straßenecke Im Dorffeld und Johannisberg, deren Wasser von vermutlich 16.000 Kubikmeter durch Rohre in die Wupper geleitet wird, soll das neue System speisen. In dieser Mulde kann das Wasser versickern und wird bei stärkerem Regen durch Zisternen im Boden aufgefangen, auf die der Bauhof Zugriff hat. So wird auch das Wasser, das ein trockener Boden gar nicht mehr aufnehmen kann, gespeichert und die vorhanden Entwässerungsrohre werden aufnahmefähiger für überschwemmendes Regenwasser anderorts.In der nun zweiten Phase des Projekts stimmt die Stadt sich mit beteiligten Partnern ab. Die Eigentümer der Siedlung hätten sich bereits kooperationswillig gezeigt.
Auch ein Universitätsprofessor aus Wuppertal interessiert sich für das Leichlinger Vorhaben: Andreas Schlenkhoff hat angekündigt, die „Blau-Grünen Klimaachse“ für Messungen zum Verhalten von Niederschlag, Versickerung und Bodenfeuchte nutzen zu wollen. Nach weiteren Förderanträgen und einer Bauzeit von einem Jahr soll die Klimaachse Ende 2024 fertiggestellt sein.
Und das vielleicht Beste für die Bürgerinnen und Bürger daran: Auch der urbane Raum wird aufgewertet. Die Mulden könnten bepflanzt werden und sogar von kleinen Weihern war im Rathaus die Rede, auch wenn die Bächlein nicht immer sichtbar Wasser führen werden – schließlich ist die Versickerung im Boden das Ziel. Mit dem Leichlinger Pilotprojekt wird eine weitere nachhaltige Anpassung der Infrastruktur an die Klimafolgen umgesetzt, die gleichermaßen die Stadt verschönert wie kühlt.