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Lebendiges Rhein-BergWieso das Grün aus den Blättern der Bäume verschwindet

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Ein herbstlich gefärbter Spitzahorn steht an einer Wiese.

Im Herbst besonders markant und reizvoll: das Laub des Spitzahirns. dpa

Der Spitz-Ahorn zieht im Bergischen besondere Aufmerksamkeit auf sich.

Nicht nur bei der Landbevölkerung und der heimischen Fauna werden im Herbst Vorkehrungen für den Winter getroffen. Auch Bäume bereiten sich auf eine Art Winterschlaf vor. Während den Tieren in der Regel hauptsächlich die Nahrung ausgeht, mangelt es den Bäumen hierzulande ab September in erster Linie an Wasser. Der zunehmend kühler werdende Boden beeinträchtigt nämlich die Saugfähigkeit der Baumwurzeln.

Wenn der Boden dann irgendwann eingefroren ist, kommt die Wasseraufnahme ganz zum Stillstand. Blätter würden aber weiterhin Wasser an die Luft abgeben, wie es die Naturgesetze verlangen. Dieses Verdunsten, respektive Transpirieren, geschieht ganz automatisch, solange die Luft nicht mit Wasser gesättigt ist. Durch das Abwerfen der Blätter schützt sich der Baum vor dem Tod durch Frosttrocknis.

Bäume werden Blätter wegen weniger Licht ab

Das Abwerfen der Blätter wird aber eigentlich jedoch nicht durch den Wassermangel, sondern in erster Linie durch die Tageslänge, also die tägliche Dauer des Lichts, gesteuert. Ungefähr ab dem Herbstäquinoktium, der Tagundnachtgleiche im September, bauen sommergrüne Laubgehölze zwischen Blatt und Rinde eine Trennschicht auf. Das Wasser gelangt nun immer spärlicher in die Blätter.

Währenddessen wandern Nährstoffe zurück in den Spross oder in die Wurzel, wo sie bis zur nächsten Wachstumsperiode im Frühjahr lagern. Das Chlorophyll, das die grüne Farbe der Blätter verursacht, wird vom Baum abgebaut und in seine Bestandteile zerlegt, um den darin enthaltenen, begehrten Stickstoff zu recyceln. Je mehr Blattgrün abgebaut wird, desto deutlicher werden die Chromoplasten des Blattes sichtbar, die die typischen Gelb- und Rottöne enthalten und vorher von der großen Menge an Chlorophyll überlagert wurden. Nach dem vollständigen Absterben der Blätter tritt dann die Braunfärbung ein.

Spitz-Ahorn ist im Bergischen verbreitet

Ein Baum, der eine besonders prächtige Herbstfärbung aufweist und den man im Bergischen Land vor allem in Städten und Dörfern antrifft, ist der Spitz-Ahorn (Acer platanoides). Dieser potenziell bis zu 30 Meter Höhe erreichende Baum aus der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) kommt ursprünglich nur in Wäldern des gemäßigten Kontinentaleuropas vor, also nicht in den atlantisch geprägten Regionen Westeuropas. Nach der Eiszeit ist er als Bestandteil des Eichen-Mischwaldes dort eingewandert und hat seinen bevorzugten Standort – in dem er einigermaßen konkurrenzfähig ist – vor allem in Schluchten gefunden. Durch den Menschen ist die Baumart heute fast in der gesamten Kulturlandschaft Europas zu finden.

Ab April bis in den Mai fallen seine tennisballgrünen Blütenstände auf. Mit diesen doldigen Fortpflanzungsorganen ist der Spitz-Ahorn ein frühblühender Nektar- und Pollenlieferant vor allem für Bienen. So ist er natürlich auch bei Imkern beliebt, da auch die Westliche Honigbiene hier Futter für die ersten frisch geschlüpften Larven holen geht.

Während für Eschen-Ahorn und Berg-Ahorn zurzeit debattiert wird, ob Blüten, Früchte und die daraus hervorgehenden Keimlinge, die sich um die Bäume stark verbreiten können, für Pferde giftig seien, ist der Spitz-Ahorn diesbezüglich in jedem Fall unbedenklich zu betrachten. Die Früchte des Spitz-Ahorns werden übrigens als Flügelnüsse klassifiziert. Im Sommer, vor der Fruchtreife, wenn sie noch grün sind, kann man sie abpflücken und an dem samentragenden Ende etwas aufspreizen.

Die klebrigen Innenseiten kann man sich nun auf den Nasenrücken pressen, wo sie haften bleiben sollten. Dann muss man in Anwesenheit von Kindern nur noch behaupten, ein Nashorn zu sein. In der Regel verbreitet das Heiterkeit, ebenso wie das in Abhängigkeit von Witterung und Sorte gelegentlich tiefrote Herbstlaub.

Die typischen gelappten Blätter des Spitz-Ahorns, die im Gegensatz zum Laub des Berg-Ahorns konkav zugespitzt sind, kann man vielerorts bei einem Spaziergang durch Parks und begrünte Straßen finden. Guten Gewissens dürfen wir sie als saisonale Dekoration mit nach Hause nehmen und uns bis zur Wintersaison daran erfreuen.