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Kultur in Rhein-BergKürtener Musikschule will sich in Eichhof niederlassen

Lesezeit 4 Minuten
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Jürgen Brückers (l.) und Michael Hänschke vor dem Gebäude der Alten Schule in Kürten-Eichhof. Sie hoffen, dass die Musikschule bald alle Räume nutzen darf. 

Kultur Die Kürtener Musikschule sucht ein Zuhause, eine Heimat. Das ist der Ansatz, den der Vereinsvorsitzende Jürgen Brückers und der Leiter Michael Hänschke verfolgen. Nach 45 Jahren soll es erstmals eine feste Anlaufstelle geben.

„Wir haben jetzt eine einmalige Chance, in der Alten Schule in Eichhof einen Identitätsort zu schaffen“, hofft Brückers. Das Gebäude sei in einem akzeptablen Zustand und außerdem architektonisch bemerkenswert. Ab Oktober zieht das Jugendzentrum aus der Alten Schule in neue Räume nach Kürten um. Brückers und Hänschke hoffen, dass danach die Alte Schule zum Sitz der Musikschule werden könnte. Verwaltung und Politik müssten nur wollen und mitziehen. Im Dezember, in der letzten Ratssitzung des Jahres, soll eine Entscheidung fallen; im Herbst wird die Anregung in den Fachausschüssen vorgestellt.

Musikschule existiere momentan nur „zersplittert“

Für den Ruf der Musikschule sei die Entscheidung pro Alte Schule von enormer Bedeutung, findet Brückers. Bislang nutzen die Musikschüler einen Klassenraum des Gebäudes, überwiegend wird dezentral in den Kürtener Schulen unterrichtet. Der Übungsraum in der Alten Schule ist an sechs Tagen die Woche ausgebucht, mehr geht nicht. An den Grundschulen stünde die Musikschule in Konkurrenz zu den Angeboten des Offenen Ganztages.

Das Zeitfenster zum Unterrichten werden immer kleiner, außerdem wachse der Raumbedarf der Ganztagesbetreuung kontinuierlich. Die Musikschule existiere nur zersplittert in verschiedenen Schulen und in einem kleinen Büro im Rathaus. „Es fehlt ein klares Identifikationsmerkmal für die Musikschule.“ In der Alten Schule könne geplant, gelehrt und gelernt werden. Die Freude am Musizieren schließe auch die Aufführung von gelernten Stücken ein.

Nur Reparaturen zum Erhalt notwendig

„Jeder Kürtener sollte wissen, dass die Gemeinde eine hoch qualifizierte Musikschule hat und wo sie sich befindet.“ Auch in einer Funktion als Ort der Kultur könne die Alte Schule genutzt werden. Für die Gemeinde, die den Namen des Komponisten Karlheinz Stockhausen führe, sei die Verortung der Musikschule von zentraler Bedeutung.

Das Musikwerk als Träger der Musikschule appelliere an alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte um Unterstützung. Der Appell ist auch ein Hilferuf: Bei immer kürzeren Zeitfenstern zum Unterrichten werde die Anfahrt für die Dozenten oft unrentabel. Der Gemeinde würden kurzfristig keine Kosten entstehen, weil sich das Gebäude im Eigentum befinde. Nur Reparaturen zum Erhalt seien erforderlich.

Gebäude könnte durch Musikschule erhalten werden

Das Besondere des Vorschlags: Mit der Übernahme durch die Musikschule könnte das Gebäude erhalten werden. Es entstand ab August 1953 als katholische Volksschule, im September 1954 feierten die Eichhofer Einweihung. Das ist der zweite Aspekt, den es gibt. Das Gebäude ist ungewöhnlich vom Aussehen, die Architektur weist keine Kanten, sondern Rundungen auf.

Das ist an den Türbögen der Klassenräumen so und auch beim original erhaltenen Mobiliar der 1950er Jahre. „Schauen Sie hier“, zeigt Brückers auf einen gerundeten Durchgang. Im Flur fällt das in gelbem Ton ausgeführte Kunstschlifffenster auf. Die gesamte Architektur erinnere an die Waldorf-Pädagogik und ihre anthroposophische Architektur, mit Formen, die sich der Natur anpassten. Das Gebäude sei einmalig in seiner Form in weitem Umkreis und unbedingt erhaltenswert.

Karl Pütz war Architekt des Schulgebäudes

Über diesen Erhalt wird diskutiert in Kürten. Bürgermeister Willi Heider sieht die kommunale Immobilie als sanierungsbedürftig, die Initiatoren um Brückers erinnern an ein von der SPD beauftragtes Gutachten des Kürtener Baufachmanns Dr. Norbert Stannek (2018), das keine gravierende Schäden festgestellt habe. Die von der Gemeinde als marode dargestellte Substanz des Gebäudes war ausschlaggebend für den Neubau des Jugendzentrums, der gerade für knapp eine Million in Kürten entsteht.

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Der Architekt des Schulgebäudes Alte Schule war Karl Pütz aus Köln. Wer sich auf die Suche nach ihm macht, stößt auf die Post-Siedlung in Köln-Lindenthal, Dürener Straße. Der Vergleich zur Alten Schule ist augenfällig, die Wohnhäuser in Köln sind im gleichen Stil errichtet worden wie die damalige Volksschule in Eichhof. Einen Unterschied gibt es: Die Kölner Siedlung steht unter Denkmalschutz.

Eine Eingabe an die Fachbehörde fiel hingegen für die Alte Schule anders aus. „Nicht denkmalwürdig“ lautete das Ergebnis der Fachleute. Karl Pütz wird auch im Umfeld der Bauhaus-Architektur gesehen, weiße Wände und klare Strukturen sind deren bestimmende Merkmale. Anklänge könnten auch in Eichhof aus der Architektur herausgelesen werden. Noch eine Spur: Im Oktober 1926 wird im Mitteilungsblatt „Die freie Waldorfschule“ ein Karl Pütz als Kassierer des Waldorf-Ortsverbands Köln geführt.