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314 Plätze fehlenKürten will doch nur eine Unterkunft für Geflüchtete aufstellen

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Das Foto zeigt Ehrenamtler, Geflüchtete und Kürtener Bürger beim Sommerfest des Fluchtpunkts.

Ehrenamtler, Geflüchtete und Kürtener Bürger beim Sommerfest des Fluchtpunkts.

Bisher war geplant, dass 170 Geflüchtete in zwei Unterkünfte im Kürtener Stadtteil Broch einziehen. Nun soll es nur eine Unterkunft geben.

Ein neuer Plan der Verwaltung zur Unterbringung von Geflüchteten ist politisch gescheitert. An zwei Standorten in der kleinen Ortslage Broch, knapp einem Kilometer hinter dem Hauptort Kürten, hatte Bürgermeister Willi Heider insgesamt 170 Migranten in Raummodulen unterbringen wollen, 90 auf einem Wiesengelände an der Landstraße gegenüber der Firma Nordhaus, 80 auf dem Gelände des Hallenbads Splash; beide auf insgesamt auf sechs Jahre befristet.

Kürten: Stadt kann 314 Geflüchtete nicht unterbringen

314 Unterbringungsplätze fehlten der Kommune, rechnete Heider im Hauptausschuss vor: Rund 180 Neuankömmlinge erwarte die Gemeinde in den kommenden Monaten. Dazu kämen zahlreiche Mietwohnungen für Migranten, deren Mietverträge ausliefen. Der Druck sei enorm. Unterstütze die Politik den Plan nicht, müssten unweigerlich Turnhallen und das Bürgerhaus belegt werden. Er könne die Menschen nicht abweisen.

Bislang habe die Gemeinde eine Nutzung von Turnhallen vermeiden wollen. Auch die Alte Schule Eichhof müsse dann länger genutzt, Quartiere weiterhin dicht belegt werden. Die Politik entschied nach heftiger, emotionaler Debatte anders, und zwar einstimmig: Nur die bestmögliche Variante in Broch wird jetzt entwickelt, eine zweite nicht.

Bis April: Geflüchtete kommen auf dem Biesfelder Schützenplatz unter

Hinzu kommt eine Modulanlage auf dem Gelände des Schützenplatzes in Biesfeld für 40 Menschen, sie wird bis Ende April genutzt, anschließend soll der Platz für die 100-Jahr-Feier der Schützen freigemacht werden – die Biesfelder Anlage war in Heiders Zahlen schon eingerechnet.

Zusätzlich sollen Flächen in Neuensaal und in Dürscheid (gegenüber Edeka) kurzfristig auf Machbarkeit geprüft werden. Auch dies setzte die Politik durch. Auf der Dürscheider Fläche soll später ein festes Haus für Migranten gebaut werden. Ebenfalls soll ein Angebot in Spitze geprüft werden.

CDU Kürten: Vorschlag ist eine „Katastrophe“

„Für den soziale Frieden ist ihr Vorschlag eine Katastrophe,“ sagte in der Debatte CDU-Fraktionschef Jochen Zähl in Richtung des Bürgermeisters. 170 Migranten seien zu viel für den Ortsteil Broch, und auch zu viel für den Hauptort. Die Migranten würden von Broch ins Kürtener Zentrum kommen, vor den Supermärkten sitzen und auf dem Karlheinz-Stockhausen-Platz. Eine Integration könne nicht gelingen.

„Wir müssen den Menschen mehr bieten als ein Tisch und ein Bett“, sagte Zähl. Mit den Bewohnern des Obdachlosen-Hauses am Halfenberg und der neuen Modulunterkunft an der alten Jugendherberge (60 Plätze) kämen sogar weit über 200 Menschen in den Kernort Kürten.

Dies sei nicht tragbar, die CDU werde diesem Plan „auf keinen Fall“ zustimmen. „Die Verärgerung in Bechen für das feste Haus am alten Pastorat ist dagegen ein Kindergeburtstag gewesen.“ Zähl brachte eine Fläche in Neuensaal ins Gespräch, auf einer Bürgerversammlung hatte sie Bürgermeister Heider abgelehnt.

Freie Wähler: „Die Herausforderungen werden mehr“

„Die Herausforderungen werden mehr“, meinte Werner Conrad (Freie Wähler). „170 Geflüchtete in Broch sind auch für die Helfer des Fluchtpunkts zu viel“, sagte Michael Hardt (Grüne). „Die Zeit für Debatten ist vorbei“, meinte Jürgen Schmidt.

Leo Wulf, Vertreter des Fluchtpunkts, mahnte, dass es zu sozialen Konflikten kommen könnte. Bei Standorten mit mehr als 50 oder 60 Menschen sei dies vorprogrammiert.