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UmstrittenDebatte über Standortwahl für Geflüchtetenunterkunft in Kürten

Lesezeit 3 Minuten
Häuser und eine Kirche stehen an einer Wiese.

Der vorgesehene Bauplatz (1) für die Geflüchtetenunterkunft liegt unweit des Alten Pastorats (2), der Altenberger Straße (3) und der Kirche St. Antonius Einsiedler (4). Rechts unten im Bild: die Odenthaler Straße (5), die aus dem Ort hinaus ins Scherfbachtal führt.

Viele Bechener finden den Standort unweit des Alten Pastorats ungeeignet, doch der sei der einzige, der den Anforderungen entspricht.

Das Bürgerhaus in Kürten war voll, rund 250 Besucher waren am Montagabend zur Bürgerversammlung für die in Bechen geplanten Unterkunft für Geflüchtete gekommen, Gemeinde und IG Bechen hatten eingeladen. Hintergrund: Im Ortskern, zwischen Altem Pastorat und Kreisverkehr, soll ein festes Haus für 40 Personen entstehen. Die Gemeinde plant eine dauerhafte Nutzung, die Grünfläche soll auf 99 Jahre von der Kirche in Erbpacht gepachtet werden.

Neben Bürgermeister Willi Heider (parteilos) saß vom Fluchtpunkt Kürten Ehrenamtler Leo Wolf auf dem Podium, für die IG deren Sprecher Willi Meyer. Auch zahlreiche Ratsvertreter waren mit im Saal.

Volle Ränge bei der Versammlung im Bürgerhaus.

Volle Ränge bei der Versammlung im Bürgerhaus.

Schnell machte sich aber Enttäuschung breit. Die meisten Besucher hatten darauf gesetzt, dass Bürgermeister Willi Heider (parteilos) Alternativen zum Standort vorstellt. Aber die konnte der Bürgermeister nicht bieten. „Sagen Sie uns zehn Flächen, und wir werden alle zehn intensiv prüfen“, meinte Heider.

Nur diese eine Fläche im Ortskern sei möglich. Ein Bürger entgegnete, in Neuensaal sei der Kommune eine Fläche angeboten worden. Aber eine Reaktion darauf habe es nicht gegeben. „Diese Fläche ist nicht geeignet, sie liegt außerhalb der Bebauung“, betonte Heider. Flächen ohne Anbindung in die Dörfer seien nicht möglich. „Das ist Außenbereich“ erklärte er. Andere Eigentümer wollten ihre Flächen vergoldet haben. „Das ist auch nicht in Ihrem Sinne“, sagte er.

Kürten habe alle Flächen im Gemeindegebiet geprüft

„Das Landschaftsbild wird auf Dauer in Bechen zerstört“, hatte in seinem Eingangsstatement Willi Meyer, Sprecher der IG Bechen, festgestellt. Die IG sei für eine Geflüchtetenunterkunft in Bechen. Aber nicht an dieser landschaftlich prägenden Stelle in der Umgebung des Aussichtspunkts „Dhünnbalkon“.

„Wir haben alle Flächen im Gemeindegebiet auf Eignung geprüft“, erläuterte Willi Heider. Ergebnis sei unter anderem diese Fläche in Bechen, neben Möglichkeiten in Broich und Dürscheid. „Ja, es ist auch denkbar, dass in Bechen Baurecht entstehen könnte“, sagte Heider weiter. Die Kommune habe bereits mit den Fachbehörden gesprochen und signalisiert bekommen, dass am Pastorat ein festes Haus errichtet werden könnte.

Dass dort im Flächennutzungsplan eine landwirtschaftliche Fläche dargestellt sei, lasse sich ändern. In etwa vier Jahren könnte die Änderungen im Planungsrecht umgesetzt, das Gebäude errichtet und die Bewohner eingezogen sein. „Das hier ist ja eine Beruhigungsveranstaltung“, meinte daraufhin ein Bürger. Die Kommune hätte früher informieren müssen.

Kürtener wollen die Geflüchtetenuntergunft nicht in Ortsmitte

„Warum in die Ortsmitte?“ Diese Frage beschäftigte zahlreiche Fragesteller. Es gebe in Bechen auch das Bussystem Efi, auch vom Ortsrand gelange man schnell ins Zentrum. In Dürscheid werde am Ortsrand geplant für eine dauerhafte Geflüchtetenunterkunft, stellten mehrere Bürger fest.

Und mehrfach kamen Fragen zum Ortsteil Olpe, dem Wohnort des Bürgermeisters, auch dort sollten Überlegungen für eine Geflüchtetenunterkunft angestellt werden. Heider wurde damit unterstellt, er halte die Geflüchteten von seinem Wohndorf bewusst fern. Der Bürgermeister wies dies energisch zurück, auch in Olpe lebten Geflüchtete.

Diskussion um Geflüchtetenunterkunft bleibt sachlich

Die Diskussion blieb überwiegend sachlich, bei Nachfragen zur Migrationsdebatte gab es Unmutsbekundungen aus dem Saal. Als ein Bürger aus Bechen meinte, „so' ne Menschen wollen wir hier nicht haben“, schüttelten viele Anwesenden den Kopf. Fluchtpunkt-Vertreter Leo Wolf antwortete ihm, die meisten Zugewanderten wollten das Sozialsystem nicht ausnutzen. Einige wenige seien aber dabei. „Die gibt es auch bei den Deutschen.“ Stimmen im Saal, die sich positiv zum Standort am Pastorat aussprachen, gab es allerdings nicht.

Politiker hielten sich weitestgehend zurück. Jürgen Schmidt von der SPD sagte, auch er sei betroffen, falls in Dürscheid im Kurvenbereich vor Spitze eine Unterkunft gebaut werden sollte. Aber er sei deshalb nicht dagegen. Ohne auf seine Zugehörigkeit zur rechtspopulistischen Partei AfD hinzuweisen, meldete sich auch Ratsherr Sebastian Weirauch mit einem Nein zum Standort Altes Pastorat zu Wort.