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Krippenbau in KürtenBiesfelder Ortsgeschichte wird Teil der Weihnacht

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt die Helfer beim Aufbau der Krippe in der Kirche Zur Schmerzhaften Mutter in Kürten-Biesfeld

Die Helfer beim Aufbau der Weihnachtskrippe in der Kirche von Kürten-Biesfeld.

Das Bergische Land hat eine große Tradition im Krippenbau. Seit 2005 gibt es auch eine Gemeinschaft von Ehrenamtlern, die in der Biesfelder Kirche Zur Schmerzhaften Mutter eine Krippe errichten.

Als sich über 3000 Kilometer entfernt die Geburt Jesu zutrug, war das Bergische Land wüst und leer. Römische Legionen standen am Rhein, und jenseits des großen Flusses hausten (wenn überhaupt) die Vandalen, Germanen, Barbaren und manch anderes Volk, dem die Römer eine Zivilisation absprachen. Die Barbaren, die sich später Merowinger oder Karolinger nannten, vernahmen erst Jahrhunderte später von den Ereignissen in Jerusalem. Da waren sie längst von Heiden zu Christen geworden.

Krippen sind Besuchermagnete

Heute kommen die Krippenbesucher von weither ins Bergische. Und es kommen sehr, sehr viele zum Gucken. In zahlreichen Kirchen hat der Krippenbau eine Tradition, die Jahrzehnte zurückreicht. Die liebevoll gestalteten Landschaften sind überall ein Besuchermagnet, und das Bergische gilt als eine große Krippenregion. „Die Besucher rufen auch bei uns im Pfarrbüro an und bitten um eine Führung“, berichtet Anne Hölzl aus dem Krippenbauteam zu Kürten-Biesfeld.

Bergische Fachwerkhäuser sind in der Krippe von Biesfeld ebenfalls aufgebaut.

Fachwerk und Scheune in der Biesfelder Krippe.

Die Biesfelder Mannschaft ist vergleichsweise noch recht jung dabei mit ihrer Krippe. 2005 entstand erstmals die biblische Landschaft im Nachbau. Ein uraltes Fachwerkhaus im Dorf, das noch heute vorhanden ist, ist für die Biesfelder der Mittelpunkt der Szene. „Wir nennen sie Milieukrippe“, klärt Anne Hölzl auf.

Auch Engel werden in der Biesfelder Krippenlandschaft gezeigt.

Die Erscheinung des Engels wird in dieser Szene gezeigt.

Die Eheleute Annie und Franz-Peter Taubner, Norbert und Barbara Zilligen, Hermann-Josef und Elke Otten sowie Richard und Beate Polifka kümmern sich um das Kripplein, das seinen großen Auftritt im Glockenturmraum hat. Der ist in diesen Tagen aufgeschlossen, die Flügel des schweren eisernen Tores stehen tagsüber bis 16.30 Uhr ganz weit auf, und der Blick geht hinein zur bergischen, zur biblischen Szene.

Dorfkulisse als Hintergrund

In Biesfeld verschmelzen bergisches und biblisches Land, und Biesfeld wird zum Ort der Geburt Jesu. Von der Empore des Glockenturms, zwei Etagen hoch, haben die Helfer in den Tagen vor dem ersten Advent die großen Bauteile heruntergeholt. An diesem besonderen Nachmittag werden alle helfenden Hände benötigt, andernfalls könnte das Gerüst abstürzen. Drei, vier Stunden wird gearbeitet, intensiv und bis in die Dunkelheit des Vorweihnachtstages. Auch diesmal geht alles gut beim Aufbau, die himmlischen Schutzengel wachen über die Krippe. Das alte Fachwerk prägt das Bild, das noch weitere Häuschen aus Biesfeld nach vorne bringt.

Die Besucher rufen auch bei uns im Pfarrbüro an und bitten um eine Führung
Anne Hölzl aus dem Krippenbauteam

Die gemalte Dorfkulisse im Hintergrund zeigt die Pfarrkirche Zur Schmerzhaften Mutter, als Herz des Ortes, und daneben die alte „Post“, die tatsächlich mal Poststation war und dann für Jahrhunderte und bis heute das erste Wirtshaus am Platz. Dass die Heimat sich widerspiegelt, bereitet dem Krippenbauteam um Anne Hölzl große Freude. „Natürlich besuchen auch die Grundschüler und die Kitakinder immer die Krippe“, sagt die Krippenbauerin stolz. In der Kindermesse am Heiligen Abend, darauf weisen die Unterstützer besonders hin, wird in einer kleinen Prozession die Figur des Jesuskindes von den Kindern in die Krippe gelegt.

Das Foto zeigt ein Fachwerkhaus und eine Scheune. Das Tor der Scheune wird zu Weihnachte geöffnet, hier ruht das Jesuskind in der Krippe

Bis Weihnachten bleibt das Tor der Scheune geschlossen. Hier ruht später das Jesuskind.

Dass die Figuren Pflege brauchen, bestätigen die Biesfelder Krippenexperten. Jede einzelne wird nachgeschaut, bevor sie in die Szene gesetzt wird. Kleinere Schäden werden behoben. Ein Bächlein plätschert, das ist der Biesfelder Dorfbach. Vor dem Haus sitzt die Großmutter und strickt. Im Toilettenhäuschen hat sich der Bauernjunge versteckt und liest die Bergische Landeszeitung.

Auf der Wiese stehen die Schafe. Dass sich die Krippenbilder verändern, liegt an den Geschehnissen im Lande Judää, über die die Apostel später berichten werden. Bis zum 1. Februar stellen die Biesfelder die Ereignisse nach, dekorieren wöchentlich um, ergänzen, fügen ein.

Der Bauernjunge liest die Bergische Landeszeitung im Toilettenhäuschen.

Der Bauernjunge liest die Bergische Landeszeitung im Toilettenhäuschen.

Zum Heiligen Fest öffnet sich erstmals auch das Türchen des Stalls und gibt den Blick frei auf die Krippe und das Kind. Der bergische oder Kürtener Buur, also der bergische Bauer, war ja bekanntlich nicht dabei im Stall. Die Biesfelder sind so frei und stellen ihn nach Weihnachten hinzu zur Heiligen Familie. Diese Ergänzung ist zwar nicht ganz nach den Buchstaben der Apostelgeschichte, aber sie wärmt die Herzen der Krippenbauer. Und darauf kommt es an bei den Geschehnissen, die sich vor über 3000 Jahren im Stall von Bethlehem im Lande Judäa im Reich des Herodes zutrugen.