Seit kurzem ist eine Kölner Investorengruppe Eigentümer der Freizeitanlage. Das integrierte Fitnessstudio soll bleiben.
SanierungIm Kürtener Hallenbad „Splash“ gibt es nach Verkauf kein öffentliches Schwimmen mehr
Donnerstagmorgen am Kürtener Schwimmbad. Grundschüler kommen nach dem Schwimmunterricht aus dem Bad. Sie stellen sich brav in Zweierreihen auf, um zum Bus zu kommen. An der Kasse informiert eine Mitarbeiterin, dass das Bad ab heute für das öffentliche Schwimmen geschlossen bleiben muss, die Sauna ab 1. Juni, die Tage bis dahin nur ohne Aufgüsse.
Beim Schul-, Kinder- und Vereinsschwimmen ändere sich nichts, auch das Fitnessstudio habe weiter geöffnet. Einige Schwimminteressierte schütteln enttäuscht den Kopf und packen ihre Sachen wieder ein. Eine Kölner Investorengruppe ist seit Mittwoch Eigentümer der Kürtener Freizeitanlage.
Bis Ende Oktober werden zunächst Steffi Letmathe und Thomas Migenda, bislang für das integrierte Fitnessstudio zuständig, auch das Bad führen. In einer neu gegründeten Firma mit Namen „Körperwerkstatt“ wollen Letmathe und ihr Mitstreiter Florian Völkel künftig die Fitnessangebote anbieten. Die Physiotherapie laufen künftig unter dem Namen „Körperwerk“. Ab November werde eine Betreibergesellschaft den Schwimmbetrieb im Namen der Kölner Investorengruppe übernehmen, sagt Steffi Letmathe.
Mindestens bis Ende Oktober kein öffentliches Schwimmen
Das öffentliche Schwimmen werde auf jeden Fall bis Ende Oktober nicht mehr möglich sein. Was anschließend komme, entschieden die neuen Eigentümer. An die Öffentlichkeit treten wollten die Eigentümer noch nicht. „Da muss zuerst an allen Dingen ein Haken dran sein.“ Im vergangenen Jahr sei ein erster Kaufversuch mit einem anderen Interessenten gescheitert, nun wollten alle Akteure sehr genau schauen, wie die Situation sei.
Was feststeht: Die neuen Eigentümer nehmen sehr viel Geld in die Hand. Der geplante Umbau sieht erstmals eine thermische Trennung zwischen Badbereich und Fitnessstudio vor. Auch die alte Lüftungsanlage wird erneuert. Das Hallenbad wird umfassend saniert und mit einem Café ergänzt. Der Saunabereich wird laut Letmathe ebenfalls erneuert. Und eine Schwimmschule soll künftig am Bad Kurse anbieten. Ein grundlegender Umbau ist an der Zeit: Das Bad ist nahezu 30 Jahre als, vieles ist in die Jahre gekommen.
Hoher Sanierungsstau
Der Außenbereich wirkte zuletzt ungepflegt. Schutt lag auch am Donnerstag herum, auf dem Wohnmobilparkplatz hinter dem Bad standen Pkw ohne Nummernschild und alte Wohnwagen. In den Badbewertungsportalen im Internet fanden sich in jüngster Zeit auch negative Bewertungen. Steffi Letmathe spricht von einem Sanierungsstau von insgesamt 1,5 Millionen Euro, der am Bad aufgelaufen sei. Letmathe hatte ihr Kürtener Fitnesscenter vor rund zwei Jahren an den Standort Bad verlagert, es dann an den damaligen Eigentümer Ibrahim Kabacki veräußert.
Nun habe sie den Bereich Fitness zurückgekauft, sagt die Fitnesstrainerin, die auf ein neues Leben für das Bad hofft. Am Bad seien alle Mitarbeitenden froh, dass es weitergehen werde. Dies sei bei Schulen und Vereinen genauso. „Die Unsicherheit war doch sehr groß.“ Möglicherweise werde es nicht gelingen, alle Mitarbeiter im Saunabereich und an der Kassenzone zu halten. „Das betrifft hauptsächlich die Aushilfen.“
Optimistischer Bürgermeister
Im Rathaus zeigt sich Bürgermeister Willi Heider (parteilos) zufrieden. „Es geht weiter“, sagt er am Donnerstag. In den kommenden Wochen müssten die finanziellen Dinge neu ausgehandelt werden. Auch die Politik müsse über die Veränderungen informiert werden. Heider denkt an einen Termin mit den Eigentümern, entweder in einer öffentlichen Beratung der Politik oder im nichtöffentlichen Ältestenrat. Heider: „Das ist alles noch offen.“ Er habe von der Bad-Seite die Information bekommen, dass aus Gründen des Mitarbeitermangels das öffentliche Schwimmen vorübergehend eingestellt werde.
Dass das Schwimmen für die Kürtenerinnen und Kürtener zurückkehre, davon gehe er aus. Raus aus den Geschäften sind damit der Bottroper Ibrahim Kabakci und sein Geschäftspartner Yavuz Ceyhan. Sie hatten 2018 das Bad vom Kürtener Franz Kremers übernommen, Kremers hatte es 2008 der Gemeinde für den symbolischen Preis von 1 Euro abgekauft. Große Umbaupläne für ein Hamambad zerschlugen sich.
Zuletzt verhandelte Kabakaci mit der Gemeinde: Aktuell erhält das Bad einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von rund 270.000 Euro (nur bei Öffnung) sowie monatlich 5000 Euro für das Schulschwimmen. Für die Nutzung des Fitnesscenters für die Oberstufe der Gesamtschule zahlen die Kürtener 5500 Euro.