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Zeitreise nach EnglandKürtener Autorin nimmt Leser gedanklich mit in blühende Gärten

Lesezeit 3 Minuten

Den Frühling auf dem englischen Landgut Sissinghurst beschreibt Martina Sahler.

Kürten – Ein Osterspaziergang durch blühende englische Gärten? Was in Coronazeiten auf den ersten Blick unmöglich erscheint, lässt sich dank Martina Sahler kurzfristig doch noch einrichten – per Zeitreise auf dem heimischen Sofa oder auch passenderweise mit einem Buch im Grünen.

Die Kürtener Autorin, seit der Trilogie um die holländische „Tulpenkönigin“ blumigen Themen der Vergangenheit auf der Spur, hat sich in die Geschichte von Sissinghurst und Kew Gardens vergraben und ermöglicht den Lesern ihrer neuen Reihe, in prächtigen Parkanlagen zu lustwandeln – knapp 100 Jahre vor unserer Zeit. Nachdem sie zuletzt Zar Peter und Katharina die Große in historischen Romanen gewürdigt hat, steht jetzt „Die englische Gärtnerin“ im Mittelpunkt. Der erste Band („Blaue Astern“) ist schon erschienen, den zweiten („Rote Dahlien“) gibt es bereits als E-Book. Gerade schreibt sie am dritten Band („Weißer Jasmin“), der noch in diesem Jahr bei Ullstein herauskommen soll – und in dem es vermutlich hoch hergehen wird. „Die Figuren laufen mir davon“, sagt sie schmunzelnd. „Ich kann nur noch die Zügel anziehen, um ein bisschen zu lenken und zu steuern.“

Prächtige Parkanlage

Auf einer ihrer Englandreisen hat es die Gartenfreundin und Blumenliebhaberin auch nach Sissinghurst und in die prächtige Parkanlage Kew Gardens gezogen, in der ihre Hauptfigur Charlotte Windley in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Botanikerin Karriere macht – gänzlich ungewöhnlich für die damalige Zeit, in der Frauen dort allenfalls als Illustratorinnen, aber nicht als Wissenschaftlerinnen arbeiten durften. Von dem arg betulichen Cover, das man eher auf einem Groschenroman vermuten würde, darf man sich dabei nicht abschrecken lassen. Martina Sahler versteht es auch hier, Zeitgeschichte und Fiktion ebenso spannend wie unterhaltsam zu verknüpfen.

Wenn alles erzählt ist über Charlotte und ihr Schicksal, nimmt sich die Kürtenerin erst einmal eine kleine Schreibpause. „Drei Romane mit jeweils mehr als 400 Seiten, das geht an die Substanz.“ Zumal sie nebenbei auch täglich noch den Kontakt zu ihren Lesern pflegt. So hat sie kürzlich über die Sozialen Medien erfahren, dass die „Blauen Astern“ mittlerweile auch Einzug ins Bestseller-Regal eines Burscheider Supermarkts gefunden haben.

Im Sommer will sie dann mit dem List Verlag besprechen, wie es mit der Zaren-Reihe weitergeht. Vielleicht mit Nikolaus II. „Die Zaren liegen mir immer noch am Herzen.“ Zunächst freut sie sich darüber, dass der erste Band über Peter den Großen dieser Tage auf Holländisch („De Stad von de Tsaar“) erscheint.

Viele Recherchereisen

Wie schon für die St. Petersburg Romane, ist sie auch für die Englische Gärtnerin mehrfach für Recherchen vor Ort gewesen, hat in 100 Jahre alten Reiseführern gelesen und historische Ausgaben des Kew Guild Journal, eines humorvollen Jahrbuchs des botanischen Instituts gewälzt, um ihren fiktiven Figuren historische an die Seite zu stellen und ein authentisches Ambiente zu schaffen. Charlottes Mentor indes, der Direktor des Hauses, dem die leidenschaftliche Botanikerin ihren Arbeitsplatz verdankt, gibt es nur in ihrer Phantasie. „Mir gefiel der Gedanke, dass es solche liberal denkenden Männer tatsächlich gegeben hat“, schmunzelt sie.

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Ohne reales Vorbild ist auch Summerlight House, in das Charlotte mit ihrem deutschen Ehemann Victor einzieht. „Das habe ich mir nach meinen Vorstellungen zusammengebastelt.“ Das Landhaus wurde denn auch ihr Lieblingsort im Buch. In echte englische Gärten will die Kürtenerin irgendwann wieder gänzlich unbefangen reisen, hofft sie. Und dabei vielleicht auch mal ein paar Pflanzen für den heimischen Garten mitbringen. Bislang hatte sie immer nur Bücher zur Recherche im Gepäck.