Grundschule KirchstraßeLeichlinger Elternlotsen sind leuchtende Vorbilder
Leichlingen – Seinen Schulweg konnte NRW-Innenminister Herbert Reul am Freitagmorgen noch einmal zu Fuß zurücklegen. Pünktlich zum Unterrichtsbeginn traf er an der Katholischen Grundschule Kirchstraße ein, die er als Junge einst selbst besucht hat. Er hatte es ja auch nicht weit, wohnt fast um die Ecke, wo ihn seine Personenschützer morgens ausnahmsweise einmal ohne Limousinen abholten und zu einem Einsatz an der Heimatfront begleiteten.
Lob für 15 Ehrenamtliche
Gut gelaunt kehrte Reul an die Schule zurück, die einst sein Vater, der frühere Bürgermeister Karl Reul, als Rektor geleitet hat. Froh, mal nicht über Rechtsradikale, Corona-Krise oder Sexualstraftäter reden zu müssen, sondern Ehrenamtler für ihr Engagement loben zu können. Er beteiligte sich am Startschuss für das Pilotprojekt „Elternlotsen“.
Die Anwesenheit des Innenministers vermehrte zwar den Andrang von Medienvertretern, uniformierten Polizisten und neugierigen Zaungästen beträchtlich. Die Helden des Tages aber waren die 15 neuen Elternlotsen, die am Freitagmorgen ihren Dienst für die Verkehrssicherheit aufgenommen haben.
13 Mütter und zwei Väter sorgen ab sofort jeden Morgen um kurz vor 8 dafür, dass alle Kinder sicher zur Schule kommen und im kurzfristigen Verkehrschaos von Schulbussen, Elterntaxis, Radfahrern und Fußgängern keine Unfälle passieren. Mit giftgelb leuchtenden Warnwesten und Mützen der Verkehrswacht sowie roten Warnkellen wie bei der Polizeikontrolle ausgestattet, wachen sie über Ampel, Fußgängerüberweg, Bushaltestelle und die neuralgischen Einfahrten und Einmündungen.
Weniger Unfälle
In Leichlingen konnte die Zahl der bei Unfällen im Straßenverkehr verunglückten Kinder unter 15 Jahren 2019 im Vergleich zum Vorjahr von neun auf vier mehr als halbiert werden. Das Unfallrisiko für Kinder war in der Stadt das niedrigste unter allen GL-Kommunen.
Im Kreis verunglückten 2019 laut Polizeistatistik insgesamt 80 Kinder (zwei mehr als 2018). In NRW, sagte Innenminister Herbert Reul am Freitag, verunglückten 1029 Kinder von sechs bis 14 Jahren auf dem Schulweg, das waren 172 weniger als 2018. (hgb)
Nötig ist das vor allem wegen der Uneinsichtigkeit vieler Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und sich dabei gefährliche Parksitten und Rangiermanöver leisten. Rektorin Gabriele Berger beklagt „rücksichtsloses Halten direkt in der Einfahrt“, riskante Abbiegemanöver vor haltenden Bussen, Rücksetzen aus dem verstopften Parkplatz und Eltern, die dem eigenen Kind beim Losfahren hinterher winken, ohne auf andere zu achten. Alle Appelle und Schreiben der Schulleitung hätten bisher nichts genutzt.
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Schlimme Unfälle seien bisher nicht geschehen. Damit das aber auch so bleibt, werden jetzt die Elternlotsen aktiv. 15 Freiwillige hat Reinhard Klein, der Verkehrssicherheitsberater der Kreispolizei, für die Aufgabe geschult. Jeweils zu dritt sind sie, in einer WhatsApp-Gruppe vernetzt, im Schichtdienst. Es sind die einzigen Elternlotsen im Kreisgebiet. Die Polizei lobt die Initiative der Schule Kirchstraße als „Leuchtturmprojekt“, das Vorbild für andere werden soll.
Bei der Premiere benahmen sich alle Mütter und Väter am Steuer natürlich ordentlich – kein Wunder bei dem Auflauf von Polizisten samt leibhaftigem Innenminister.