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Geld für die KulturförderungFlügel und drei Fahnen sind gerettet, die Kirmes nicht

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Der historische Jahrmarkt des Burscheider Altstadtfestes wird vom LVR nicht gefördert und fällt daher wohl aus.

Burscheid/Leichlingen – Kurz vor Weihnachten hat der Landschaftsverband Rheinland (LVR) Vereinen, Initiativen und Kommunen eine Bescherung bereitet und Zuschüsse für 102 Projekte ausgeschüttet. Sechs Millionen Euro an Zuwendungen hat der Kulturausschuss der Landschaftsversammlung für 2020 nach gründlicher Prüfung einer Fülle von Anträgen gewährt.

Zwei Anträge bewilligt

In Burscheid dürfen sich die Paul-Luchtenberg-Stiftung und der Schützenverein freuen. Sie bekamen für die Restaurierung von Konzertflügel und historischer Fahnen die einzigen beiden Bewilligungen unter insgesamt sechs interessanten Projekten aus Leichlingen und Burscheid. Im gesamten Rheinischen-Bergischen Kreis gab es nur einen einzigen weiteren Zuschlag (ans Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach). 51 500 Euro fließen ins Kreisgebiet, mehr als die Hälfte davon nach Burscheid. Die beiden siegreichen Projekte:

■ Der Steinway-Flügel im Burscheider Haus der Kunst an der Höhestraße stammt von 1942/43 und muss generalüberholt werden. Resonanzboden und Stimmstock müssen erneuert werden, was die vollständige Zerlegung des 1971 von der Luchtenberg-Stiftung erworbenen Instruments in einer Fachwerkstatt erfordert. Auch die komplette Mechanik und alle Hämmer müssen ausgetauscht werden. Die Sanierung kostet gut 38 000 Euro. Der LVR beteiligt sich daran mit 20 000 Euro, weil es sich um ein kostbares Instrument handelt, das der Musikschule und für andere Konzerte unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird und ein wichtiger Bestandteil des Musiklebens der Stadt ist. 10 000 Euro will die Stiftung bereitstellen. Das darüber hinaus fehlende Geld muss noch akquiriert werden.

■ Der Schützenverein Burscheid bekommt, auf zwei Jahre verteilt, 15 000 Euro für die Restaurierung dreier mehr als 100 Jahre alter Fahnen, denen der Zerfall droht. Sie müssen gereinigt, ausgebessert und konserviert werden, was 21 000 Euro kostet. Es handelt sich um die historischen Fahnen des Schützenvereins 1864, des Veteranen-Vereins von 1904 und des Krieger-Vereins 1870. Als Artefakte des von der Unesco als immaterielles Kulturgut anerkannten Schützenwesens sollen sie nach ihrer Restaurierung in Vitrinen im Schützenhaus ausgestellt werden. Der LVR hat angeregt, die Präsentation durch eine wissenschaftlich gestützte Erläuterung zu ergänzen.

Vier Anträge sind leer ausgegangen und abgelehnt beziehungsweise in einem Fall vertagt worden:

Beethoven will der Gemischte Chor Germania ein Festkonzert widmen.

■ Beethoven-Konzert: Der Gemischte Chor Germania aus Leichlingen will anlässlich des 250. Geburtstages Ludwig van Beethovens im Jubiläumsjahr 2020 ein großes Festkonzert mit Orchester und Solisten aufführen. Die Kosten werden auf 14 000 Euro geschätzt. Dem LVR schien das noch ohne Programm vorgelegte Konzept trotz des löblichen Vorhabens zu dünn. Er empfiehlt dem Chor, sich zwecks Unterstützung an die Beethoven-Jubiläums-GmbH zu wenden.

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■ Damensitzung: Das Festkomitee Leichlinger Karneval hat erfolglos einen Zuschuss für die Brauchtumspflege beantragt. Die traditionelle Damensitzung kostet rund 17 000 Euro, Geld, das durch die Einnahmen trotz immer ausverkaufter Aula nicht erwirtschaftet werden kann. Der Antrag konnte nicht genehmigt werden, weil es sich um eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung handelt, was den Förderrichtlinien widerspricht.

Die Leichlinger Damensitzung kann nicht bezuschusst werden, weil sie ein Dauerbrenner ist.

■ Puppentheater: Der Burscheider Schützenverein will das mobile Puppentheater SternKundt aus Köln in die Stadt holen. Zusammen mit dem Bergischen Geschichtsverein soll dazu ein historisches Stück aus der Stadtgeschichte rund um das Rittergut Haus Landscheid inszeniert werden. Diese Idee wird kulturhistorisch begrüßt, soll aber weiter ausgearbeitet und 2021 erneut vorgestellt werden.

■ Das Altstadtfest mit dem historischen Jahrmarkt, das der Verein Burscheid Live fortsetzen will, scheitert ebenfalls an der Hürde der jährlichen Wiederholung. Die nostalgische Kirmes stieß zwar auf großes Lob, zumal sie die einzige im Bergischen Land ist. Geld vom LVR gibt es für die fast 30 000 Euro teure Veranstaltung aber nicht. Das zwingt die Organisatoren um den rührigen Vereinsvorsitzenden Uwe Graetke vermutlich dazu, das nächste Altstadtfest ohne nostalgische Schaubuden und Karussells aufzuziehen.