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Das Licht im Rhein-Berg-Kreis bleibt anFriseure machen auf ihre Misere aufmerksam

Lesezeit 4 Minuten

In rund 260 Friseurgeschäften im Rheinisch-Bergischen Kreis leuchten, wie hier in Refrath, seit Sonntag für 24 Stunden alle Lichter.

Rhein-Berg – Dunkel und still ist es seit Wochen in den Friseursalons. Keine Kunden, keine Arbeit, kein Umsatz. Mit der Aktion „Licht an!“ hat das Friseurhandwerk gestern bundesweit auf diese Misere aufmerksam gemacht. Rund 260 leere Friseurgeschäfte im Rheinisch-Bergischen Kreis sind seit Sonntag für 24 Stunden hell erleuchtet – bevor die Lichter ganz ausgehen. Vier Friseurmeisterinnen und -meister erzählen, wie es ihnen im verschärften Lockdown geht.

Jörg Lambert, Bensberg: Mit 30 Jahren Berufserfahrung ist er stolz auf sein Geschäft, hat viele Höhen und Tiefen beruflich erlebt. Finanziell ist für ihn der erste Lockdown vergangenes Jahr noch in Ordnung gewesen. „Die kleine Auszeit habe ich sogar genossen.“ Doch nun macht ihn die Verlängerung der Corona-Beschränkung mürbe. „Die unsichere Zukunftsperspektive wirkt sich langsam auch auf die Psyche aus“, sagt Lambert. Die Corona-Hilfen verlangen viel Bürokratie und trotzdem fließt kein Geld, kritisiert er. Die Beteiligung an der Aktion „Licht an“ sieht er auch als eine kleine Warnung an die Politik. Denn erst, wenn die staatlichen Hilfen ankommen, kann er wieder aufatmen. Der sichtbare Protest ist zugleich ein Aufruf an die Gesellschaft. Durch das Schaufenster ist sein Salon hell erleuchtet zu sehen und damit will er zeigen: „Wir sind ordentliche Friseure, und wir warten auf euch!“.

Simone Böttcher, Rösrath: „Die Situation ist nicht prickelnd. Wir können sie nicht ändern, und müssen das Beste draus machen“, sagt die Friseurin. Deshalb nutzt Simone Böttcher die freie Zeit und übt intensiv mit ihren Auszubildenden. Außerdem bildet sich die Handwerksmeisterin selbst weiter. „Dann kann ich nach dem Lockdown den Kunden neue Leistungen anbieten“, sagt sie. „Der Kontakt zu den Kunden fehlt mit sehr, deshalb berate ich sie am Telefon.“ Regelmäßige hat sie Anrufe. Denn viele brauchen Hilfe bei der Corona-Frisur. Sie können Pflegeprodukte oder Färbungen an der Ladentür abholen – „Color to go“. Positiv findet Böttcher, dass Friseure mehr Wertschätzung bekommen. „Früher waren wir einfach nur die Frisösen“. Sie hofft, dass die Anerkennung weiter wächst.

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Es geht um Existenzen

Rüdiger Stroh, Refrath: „Für unser Geschäft ist der zweite Lockdown eine Katastrophe.“ Wenn die Überbrückungshilfe nicht bald ausgezahlt wird, sind die Rücklagen weg, befürchtet Stroh. Alle Friseure haben null Umsatz. Die Gemüter sind erhitzt und es geht um Existenzen. Das Friseurhandwerk ist das einzige Vollhandwerk, das nicht arbeiten darf. Deshalb kann der stellvertretende Obermeister der Innung Bergisches Land die Wut seiner Handwerkskollegen, die sie in den sozialen Medien äußern, nachvollziehen. Kein Verständnis hat er für Schwarzarbeit: „Das ist der falsche Weg.“ Die Lichter in seinem Geschäft macht er an, um ein Zeichen zu setzen. „Dafür habe ich die fünf Euro Stromkosten doch noch übrig“, sagt er und fordert: „Der Bund muss den Friseuren finanziell helfen.“ Denn Stroh befürchtet, dass der Lockdown noch über den 15. Februar hinaus andauern wird.

Handwerk kämpft für Wiedereröffnung der Salons am 15. Februar

Sie wollen endlich wieder ihre Geschäfte öffnen und arbeiten – Diese Forderung verbindet das Friseurhandwerk unter anderem mit der Aktion „Licht an!“, die gestern bundesweit gestartet ist.

Die Kreishandwerkerschaft und die Friseurinnung Bergisches Land mit Obermeister Thomas Stangier haben den Aufruf in der Region und über soziale Medien verbreitet. „Wir haben etwa 700 Friseurbetriebe im Bergischen, davon gehören rund 260 der Innung an. Ich schätze, mehr als die Hälfte werden bei der Aktion mitmachen“, erklärt Stangier. Der Zeitpunkt der Aktion sei bewusst gewählt, denn heute, am 1. Februar, hätten die Friseursalons ursprünglich wieder öffnen dürfen.

Seit sechs Wochen haben die Betriebe geschlossen. Viele Geschäfte stehen vor dem finanziellen Aus. Das Friseurhandwerk kämpft deshalb für eine Wiedereröffnung der Salons am 15. Februar.

Die Soforthilfen nach Ausbruch der Pandemie im vergangenen Frühjahr mussten in der Regel wieder zurückgezahlt werden. Die November- und Dezemberhilfen haben viele der Friseure nicht bekommen, weil sie im November und Dezember Einnahmen hatten. (hwe/dr)

Birgit Kurandt, Overath: „Ich denke mit Schrecken an die jungen Kollegen, die noch ihren Salon abbezahlen müssen, und jetzt zu kämpfen haben“, sagt Birgit Kurandt. Für viele sei die Lage fatal. Sie selbst hat das Glück noch Rücklagen für ihren Salon zu haben, und sie wird von ihrem Ehemann unterstützt. Dennoch nagt die Krise auch an ihr. Die laufenden Kosten wie Krankenversicherung, Miete, Strom und auch Löhne müssen weiterhin bezahlt werden. Aus ihren Rücklagen hat die Geschäftsinhaberin bereits einen fünfstelligen Betrag entnehmen müssen, trotz der Hilfen aus dem ersten Lockdown.

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Die Überbrückungshilfe lässt auf sich warten. Den Antrag für die staatliche Unterstützung – vom Steuerberater auszufüllen – gibt es noch gar nicht. „Wir bekommen seit sechs Wochen kein Geld und hängen in der Luft“, beklagt sie. Zu Mitarbeiterinnen und Kunden hält sie telefonisch Kontakt. Produkte, Gutscheine und Frisurentipps bietet sie an ihrer Ladentür oder liefert bis zur Haustür. „Friseure leben von zufriedenen Kunden“, sagt sie, gibt ihr Bestes und hofft auf Solidarität.