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Coronavirus in Rhein-BergHandwerker profitieren von Schulschließungen

Lesezeit 4 Minuten

Handwerker sind weiter vor Ort – verlangen aber teilweise schriftliche Erklärungen vor Betreten des Hauses.

  1. Das Coronavirus hat unterschiedliche Auswirkungen auf Handwerker und den Einzelhandel in Rhein-Berg.
  2. Während Marcus Otto, Chef der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, aktuell kaum Einschränkungen für das Handwerk sieht, hat der Einzelhandel zu kämpfen.
  3. Für das Handwerk haben die Folgen des Coronavirus sogar positive Seiten.

Rhein-Berg – Ja, es herrscht eine bisher nicht bekannte Form der Krise. Nein, es besteht kein Grund zur Panik. So schätzt Marcus Otto, Chef der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, die Situation ein. Betriebe in Handel und Handwerk seien vom Ausmaß des Corona-Effektes unterschiedlich stark betroffen.

„Die Bundesministerien haben für die Wirtschaft Unterstützung zugesagt. Ich glaube denen“, sagt Otto. „Die Bundesagentur für Arbeit hat sehr viel Geld aus guten Jahren zurückgelegt. Man spricht von 48 Milliarden Euro.“

Heftig betroffen seien aktuell die Einzelhändler mit Publikumsverkehr, die schließen müssen. Vom Mode- bis zum Möbelgeschäft – sie machen zu und werden auf Kurzarbeit umstellen, so Otto, der auch Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW Rheinland ist. „Es gibt eine Soforthilfe für Selbstständige in Not. Kleine Betriebe erhalten zwischen 5000 und 25.000 Euro. Nicht als Kredit, sondern ausdrücklich als Zuschuss, damit die Betriebe zahlungsfähig bleiben“, erklärt Otto. Für Bayern sei diese Soforthilfe bereits beschlossene Sache. „Ich gehe davon aus, dass dies ebenso für andere Bundesländer entschieden wird.“

Bergisch Gladbach: Viele Betriebe haben Fragen zur Kurzarbeit

Die Rechtsabteilung der Kreishandwerkerschaft in Bergisch Gladbach ist stark gefragt. Denn viele Betriebsinhaber haben Fragen zum Thema Kurzarbeit. Ziel sei der Erhalt der Arbeitsplätze der Beschäftigten, so Otto. Priorität habe in der Geschäftsstelle des Kreishandwerks aktuell die telefonische Fallberatung. Wartezeiten seien einzuplanen und persönliche Besuchen sollten vermieden werden. „Viele Fragen lassen sich am Telefon klären“, betont der Hauptgeschäftsführer.

Zum Antrag auf Kurzarbeitergeld erklärt er: „Diesen Antrag stellt der Arbeitgeber bei der Agentur für Arbeit. Der Arbeitnehmer muss da nichts unternehmen.“ Die Höhe des Kurzarbeitergeldes richtet sich nach der Höhe des finanziellen Verlustes. Auskunft gibt dazu die Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. „Der Betrag von 48 Milliarden Euro, der für die Finanzierung des Kurzarbeitergeldes eingesetzt werden kann, reicht für acht bis zwölf Monate“, erläutert Otto.

Rhein-Berg: Weniger Druck auf die Handwerksbetriebe

Noch nicht ganz so groß ist der Druck in den Handwerksbetrieben. Bei den meisten Unternehmen laufe die Arbeit bisher normal weiter, so Otto. Das bestätigt Sebastian Wurth, Meister in Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Gemeinsam mit seinem Vater Wolfgang Wurth führt er seinen Fachbetrieb in Kürten. „Vor allem draußen auf den Baustellen läuft es wie immer“, sagt Wurth.

Rechtshilfe für Handwerker

Die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land weist ihre Mitglieder auf die Beratung der Rechtsabteilung hin, mit der Bitte, die Hilfen auch anzunehmen. Die Homepage werde laufend mit neuen Hinweisen aktualisiert. Die rund 32 Beschäftigten in der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft arbeiten nach Auskunft von Geschäftsführer Marcus Otto ab kommende Woche in einem „Zwei-Team-Modell“. Eine Hälfte der Beschäftigten sei vor Ort im Büro, die andere Hälfte im Homeoffice.

Die Steuerberatung sei bereits geschlossen. Abgesagt wegen der Corona-Pandemie ist die Lossprechung der Innung für Sanitär-und Heizungstechnik, die für den 27. März 2020 geplant war. Die Geschäftsstelle ist erreichbar unter der Rufnummer 02202- 93590. Weitere Infos gibt es unter www.handwerk-direkt.de und www.arbeitsagentur.de. (dr)

erändert habe er den Arbeitsbeginn für seine Beschäftigten, damit sich nicht so viele vor Ort begegnen. „Die Mitarbeiter im Kundendienst, das sind sechs Personen, kommen morgens erst, wenn die Leute, die auf den Baustellen arbeiten, schon weg sind“, erklärt Sebastian Wurth. Und auch die Handwerker für die Baustellen, acht Leute, habe er in kleinere Gruppen aufgeteilt, um die Kontakte zu verringern.

Personelle Ausfälle durch Krankheit oder Kinderbetreuung habe er seinem Betrieb bisher nicht. „Wir haben unsere Beschäftigten auf besondere Vorkehrungen im Umgang mit den privaten Kunden hingewiesen. Wir lassen uns vom Kunden schriftlich bestätigen, bevor wir Haus oder Wohnung betreten, dass kein Infektions- oder Quarantänefall bei den Bewohnern besteht“, berichtet der Handwerksmeister. Das schütze zwar im Ernstfall nicht vor Ansteckung, sei aber eine Absicherung für die Mitarbeiter vor Ort. Nicht dringende Termine, wie die jährliche Heizungswartung, würden beispielsweise von einigen Privatkunden inzwischen abgesagt.

Aufträge in Bädern und Schulen werden vorgezogen

Dafür könnten Aufträge in geschlossenen Bädern und Schulen vorgezogen werden. „Genau das versuchen wir aktuell zu organisieren mit unserem Auftrag im Hallenbad Lindlar. Wir hätten jetzt viel weniger Zeitdruck als im Sommer, wenn das Bad nur zwei Wochen schließt“, erläutert der Kürtener Unternehmer. Mit der Lieferung von Ersatzteilen, die Wurth unter anderem aus Frankreich ordert, habe er noch keine Engpässe.

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Auswirkungen auf einigen Baustellen in Rhein-Berg hätten allerdings die Grenzschließungen. Wurth: „Beschäftigte aus dem benachbarten Ausland, wie zum Beispiel Kräfte aus Polen, sind vielfach in die Heimat gefahren. Das ist für die Bauunternehmen natürlich spürbar, wenn das Personal fehlt.“

Auf seiner aktuellen Baustelle in Rhein-Berg laufe der Arbeitsalltag normal weiter, berichtet Kreishandwerksmeister Willi Reitz. Sein Raumausstattungsgeschäft in Refrath hat der Obermeister der Maler- und Lackiererinnung geschlossen, die Werkstatt laufe weiter. „Wir arbeiten mit verschiedenen Handwerksbetrieben an einem größeren Neubauobjekt. Da gibt es noch keine Probleme.“ Zur Krisenlage sagt Reitz: „Wir werden alle Einschnitte haben, aber ich bin sicher, es wird Lösungen und finanzielle Hilfen geben. Wichtig ist jetzt die Solidarität untereinander.“