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Coronakrise im Rhein-Berg-KreisUnfreiwillig in den Feierabend

Lesezeit 4 Minuten

Vorerst ihr letzter Arbeitstag: Agnieszka Szejok schließt ihren Friseursalon.

  1. Viele Branchen leiden aktuell unter der Coronakrise.
  2. Auch Frisöre und Kosmetikläden stehen vor einer unsicheren Zukunft.
  3. Wir haben uns im Rhein-Berg-Kreis auf die Suche gemacht nach kleinen Läden, die vor vielen Fragezeichen stehen.

Rhein-Berg – Während in vielen Branchen wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten oder Geschäfte gänzlich geschlossen werden, wird in anderen Branchen weiter gearbeitet, um die Grundversorgung der Bevölkerung zu sichern. Friseure und Kosmetiksalons gehören zu den Betrieben, die laut Katrin Rehse, Pressesprecherin der Handwerkskammer Rhein-„Berg, zum Handwerk gehören. Sie dürfen dem Landeserlass zufolge ihre Geschäfte weiterhin öffnen. Doch in einer Branche, in der enger Kontakt zu den Kunden unausweichlich ist, geschieht das nicht ganz ohne ungutes Gefühl. Freiwillig zum schließen, ist jedoch für die Betriebe keine Option, da es dann keine staatliche Hilfe gäbe.

Bergisch Gladbach jedoch geht einen eigenen Weg. Seit gestern müssen hier Friseure, Kosmetikbetriebe, Tattoo-Shops und ähnliche Gewerbe schließen. „Ich bin ein bisschen schockiert“, sagt Friseurin Agnieszka Szejok vom Salon „Schopfsache“ in der Bergisch Gladbacher Innenstadt. „Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes kam und hat mir aufgetragen, die Tür abzuschließen.“ Zuvor hatte die allein arbeitende Friseurin ihren Salon weiterbetrieben, nun musste sie ihren Kunden absagen. So ganz versteht es Szejok nicht: „Ich arbeite allein und spreche ja mit der Kundschaft durch den Spiegel“, sagt die Unternehmerin, „und ich bin kurz vor der 50, also noch nicht in einer Risikogruppe.“ Jeder habe nach Möglichkeit Abstand gehalten, schildert die Friseurin ihre Erfahrungen aus den vergangenen Tagen, und bei ihr im Salon seien höchstens einmal drei Personen gewesen. Aber „ich habe Zuversicht, dass ich das schaffe. Der Start hier war auch ein bisschen schwierig. Am Montag gehe ich zum Steuerberater und dann kümmere ich mich um die finanzielle Seite.“

Blumen gegossen, Tür geschlossen

Ihren Kunden hat Agnieszka Szejok bereits abgesagt, gestern morgen wurde im Salon noch einmal geputzt, desinfiziert und die Blumen gegossen, dann war es Zeit für den Heimweg – zu einer sehr ungewohnten Zeit für die Selbstständige.

In Overath sieht die Situation anders aus. Kosmetikerin Klaudia Höfler darf prinzipiell noch arbeiten. „Noch habe ich glücklicherweise genug Desinfektionsmittel, aber es ist nirgendwo Nachschub zu bekommen.“ Dabei sei in ihrem Studio Desinfektion äußerst wichtig. Mit einem Mundschutz arbeitet Höfler längst, und sie trägt Handschuhe. „Ich begreife es nicht“, antwortet Höfler auf die Frage, ob sie die Entscheidung, dass Kosmetikstudios weiter geöffnet sein dürfen, nachvollziehen könne. „Ich habe schon an Herrn Laschet geschrieben, denn da wir weiterarbeiten, können wir auch nicht mit finanzieller Unterstützung rechnen. Aber was hilft es, wenn ich das Geschäft geöffnet habe, die Kunden aber wegbleiben?“ Gerade ältere Kundinnen sagten aktuell Termine ab, auch weil deren Familien ihnen abrieten vom Besuch im Kosmetiksalon. Die Fixkosten aber liefen für sie weiter, sagt Klaudia Höfler und Unterstützung vom Land sei nicht in Sicht.

Organisatorisch keine Probleme in Rösrath

Friseurin Belinda Haas von „Hair Style by Linda“ in Rösrath ist auch noch an Bord. Sie hat gerade erst mit ihrem Team darüber gesprochen, wie mit der Situation umzugehen ist. Man habe im Salon erstaunlich gut zu tun, aber gerade bei älteren Kunden sei sie schon vorsichtig. Belinda Haas ist Asthma-Patientin und muss daher besonders achtgeben, sich nicht mit dem Corona-Virus zu infizieren. Natürlich arbeiten sie und ihr Team mit Handschuhen, aber wie Haas sagt, hat sie auch in Einzelfällen Kunden gebeten, nicht in den Salon zu kommen. „Im Moment sehe ich mich aber nicht gefährdet“, sagt Haas.

Organisatorisch laufe alles glatt, eine Mitarbeiterin kann sogar ihr Kind mit zur Arbeit bringen, wenn keine andere Betreuung möglich ist. Und wie steht’s mit der Mangelware Desinfektionsmittel? „Gott sei Dank hatten wir, warum auch immer, genug im Vorrat, sagt Belinda Haas und lacht. „Eine Weile reicht das noch, aber natürlich spreche ich mit jedem, um Nachschubquellen in Erfahrung zu bringen.“ Eine finanzielle Unterstützung gebe es ja aktuell noch nicht, so Haas, sie hoffe aber auf eine Lösung. Für ihre tägliche Arbeit hat sie noch eine Möglichkeit zum Schutz gefunden: „Manchmal sage ich zu einer Kundin: „Wir unterhalten uns mal gar nicht.“ Auch so könne man die Gefahr einer Tröpfcheninfektion verringern.

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Es wird wohl vorerst noch dabei bleiben, dass je nach Kommune Friseure und Kosmetiker weiterarbeiten. Michael Schnitzler, Pressesprecher in der Staatskanzlei: „Friseursalons dienen der Aufrechterhaltung der körperlichen Hygiene und gehören zur Grundversorgung des täglichen Bedarfs.“