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Burscheider Solopianist Kurt FührerDer Mann am Klavier wird 80

Lesezeit 3 Minuten

Pianist Kurt Führer wird 80 Jahre alt – und tritt auf Gut Landscheid immer noch vor Publikum auf.

Burscheid – Die Töne perlen, plätschern in brillanten Läufen. Kurz bäumt sich eine Reihe von Akkorden dramatisch auf und es wird wieder schön diskret. Kurt Führer kennt die Klaviatur der Gefühle, er ist Solopianist, Barpianist. Seine ersten Einsätze als Mann am Klavier hatte er bei „Tante Betty“, in der Gaststätte seiner Mutter Betty am Stadtrand zu Leverkusen. Auf Gut Landscheid spielt er noch heute. Am 9. September wird der Burscheider 80 Jahre alt. Und der Titel als Musikstadt nährt sich auch durch solche Persönlichkeiten wie ihm.

Seine Bühne ist nicht erhaben, es gibt keine Ränge. Sein Publikum klatscht nicht nach jedem Stück, sondern klappert mit dem Besteck, umschmeichelt sich während seines Spiels mit Worten, doziert, streitet oder lacht. Der Pianist soll sich nicht in den Vordergrund spielen und trotzdem da sein, wie eine beruhigende, kühle Brise. Oder ein wärmendes Licht, je nach Stimmungs- und Wetterlage.

Fast alle Wünsche erfült er

Es ist ein ständiges Ausloten von Untermalung und dem Ausbruch der Seele. In den Klavierballaden ist nämlich viel von Einsamkeit, Sehnsucht oder von täglichen Herausforderungen in der Beziehungsarbeit zu hören. Kurz: Es ist das in Musik gegossene Leben. 5000 Titel hat der Solopianist im Repertoire, fast jeden Musikwunsch zum Beispiel eines Hochzeitspaars erfüllt er. Schon bei Udo Jürgens fragte er nach Noten, und erhielt sie per Post.

Für den jungen Kurt Führer ist Musik sein Leben. Hermann Assmann, Musikdirektor in Burscheid und Leiter des Ölberger Instrumentalvereins, welcher später in der Musicalischen Academie aufging, war von 1949 bis 1953 sein Lehrer. Liszt spielte er als 13-jähriger und hörte abrupt auf, nachdem sein Lehrer gestorben war.

Im Hauptberuf Kellner

„Etwas zerbrach. Mit dem neuen Lehrer stimmte die Chemie nicht.“ Er brach ab, das Klavier blieb Hobby neben seinem Hauptberuf als Kellner und irgendwie versank alles im Dornröschenschlaf.

Bis ihn seine Lebensgefährtin Dagmar Erbslöher, Tochter des Burscheider Heimatdichters Hugo Liesendahl, das erste Mal spielen hörte. Bei Bekannten setzte er sich ans Klavier und es sprudelte alles nur so aus seinen Fingern heraus, die die Melodien offenbar von alleine kannten.

Fortan ermunterte sie ihn, organisierte über den Tuba-Lehrer des Sohnes ein Klavier. Auch jetzt ist sie dabei, wenn er spielt, hört versunken zu und genießt. Gemeinsam traten sie in Altenheimen auf, sie begleitete mit Texten von Ringelnatz, Eugen Roth oder Heinz Erhard. „Es ist sehr bewegend für uns gewesen, als ältere Damen nach dem Vortrag ans Klavier kamen und einen Knicks machten“, sagt Erbslöher.

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Sie war über viele Jahre bei den Kaltenherberger Heimatfreunden aktiv. Und sie sprach mit Christa Schmitz von „Haus Kuckenberg“ über Führers rasante Fortschritte am Klavier, als er das schlummernde Talent wieder aufleben ließ. Es folgte ab 1989 eine erfüllte Zeit als Hauspianist in „Haus Kuckenberg“ und es ging auf Reisen an die Nordsee, verbunden mit Auftritten.

Auch in Burscheids Partnerstadt Egg standen Konzerte auf dem Programm, bei denen er mehr Noten als anderes Gepäck mitnahm. „Dort wird noch richtig Hausmusik gemacht“, freut sich Kurt Führer.

In Reha entdeckte er seine große Liebe, einen weißen Konzertflügel, der in noblem Ambiente des Bad Hersfelder Parkhotels stand. Dort zu spielen war besser als jede Kur und die Krankenschwester drückte ein Auge zu, wenn er später als es die Hausordnung vorsah zurück war.

Führer spielte im Café am Stadtpark und Schloss Eicherhof in Leichlingen, im Bayer-Kasino. Im Repertoire hat er Musical, Schlager, internationale Folklore, Latin Musik, Swing und Jazz. Auch Klassik steht auf dem Programm.

Mozart sei sein Lieblingskomponist: „Das war kein braver Mensch. Das bin ich auch nicht“, betont Führer.