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Hochwasser in BurscheidKeine Hilfe für Flutopfer in Großhamberg

Lesezeit 3 Minuten
Die Kreisstraße 2 in Großhamberg am Abend des 14. Juli 2021

Die Kreisstraße 2 in Großhamberg am Abend des 14. Juli 2021. Das Wasser stammt aus dem Bornheimer Bach.

Eine Renaturierung des Bornheimer Bachs steht im Rathaus nicht zur Debatte. Die SPD findet das „erschütternd“.

Welche Konsequenzen sind zu ziehen aus der Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021? Keine, wenn es um Großhamberg geht. Das finden jedenfalls alle politischen Kräfte in Burscheid – außer der SPD. Deren Antrag, in Großhamberg etwas zu machen, den Bornheimer Bach aus seinen engen Rohren zu befreien und zu renaturieren, wurde im Stadtentwicklungsausschuss deutlich abgelehnt. Damit schlugen sich CDU, BfB, FDP und Grüne auf die Seite der Stadtverwaltung. Das sei „besorgniserregend“, bilanziert Sozialdemokrat Jörg Berwe die Abstimmung vom Dienstagabend.

Im Rathaus werde das Problem an dieselben Behörden delegiert, die schon früher nicht reagiert hätten. Die aus seiner Sicht dringend erforderliche Renaturierung sei als zu teuer eingestuft „und in den Verantwortungsbereich sowohl der Stadt als auch der Anwohner verschoben“ worden, kritisiert Berwe. Und nun versuche die Stadt, „mithilfe schwammiger und ungeprüfter Argumente ebenso die Verantwortung und die entsprechenden Kosten auf die Anwohner Großhambergs abzuwälzen“.

Experten sollen nicht gehört werden

Das Argument: Die um 1960 komplettierte Verrohrung des Bachs liege auf den Grundstücken. Dabei sei der eigentliche Bachverlauf erst durch die Straße, die heutige K 2, geschlossen worden, so Berwe. Er findet es höchst bedenklich, dass man in der Stadtverwaltung nicht bereit sei, alternative Vorschläge gründlich zu prüfen und die Expertise von Umweltverbänden wie dem BUND und Nabu zu nutzen. Aus seiner Sicht vernachlässigt die Stadt das öffentliche Interesse an einem ökologischen Hochwasserschutz „und ignoriert die Sicherheit der Anwohner von Großhamberg sowie den Schutz vor Flutungen und Infrastrukturschäden“.

Im Ausschuss verwiesen sowohl Beigeordneter Baack als auch Burscheids Bürgermeister Dirk Runge auf alte Schätzungen, eine Renaturierung des Bornheimer Bachs würde auch wegen des erforderlichen Staubeckens um die 1,2 Millionen Euro kosten. Und weil diese Zahl 2015 ermittelt wurde, sei sie sicher viel zu niedrig. Baack räumte ein, dass die Bewohner von Großhamberg ein Problem haben, wenn Starkregen einsetzt und ihre Gebäude unter Wasser stehen: „Das ist nicht schön.“ Aber „ein öffentliches Interesse“ könne er nicht erkennen.

Großhamberger wussten, was sie erwartet

Ähnlich sieht man es im Bündnis für Burscheid: Wer in Großhamberg wohne, kenne doch das Problem Bornheimer Bach. Berwe findet diese Haltung „erschütternd“. Sie zeuge „von einem eklatanten Mangel an Empathie und Realitätsverständnis angesichts der tatsächlichen, sich häufig ändernden Wetterlage“. Außerdem lebten die meisten seit mehr als 30 Jahren in Großhamberg. Damals seien Klimawandel und gefährliche Wetterphänomene noch kein Thema gewesen.

Komplett unzuständig sieht sich Burscheids Verwaltungsspitze indes nicht: Sollte man bei der Bezirksregierung zu dem Schluss kommen, dass der Bornheimer Bach in Großhamberg renaturiert werden und das mit Landesmitteln gefördert werden muss, „ducken wir uns nicht weg“, versprach Marc Baack. Dass es so kommt, ist allerdings nicht wahrscheinlich.