AboAbonnieren

BilanzWas der Hacker-Angriff vom vorigen Herbst Burscheid kostet

Lesezeit 3 Minuten
Die Burscheid-Seite im Internet

Auch eine Folge des Hacker-Angriffs: So präsentiert sich Burscheid jetzt im Internet.

Eine Sonderumlage von einem Euro pro Einwohner ist nicht alles: Südwestfalen-IT wird die Preise erhöhen.

Rund 2,8 Millionen Euro hat der Cyber-Angriff vom 29. und 30. Oktober vorigen Jahres den Dienstleister Südwestfalen-IT gekostet. Und Burscheid ist mit gut 19.000 Euro dabei. Denn die Verbandsumlage ist nachträglich um einen Euro pro Einwohner erhöht worden, um die unmittelbaren Kosten aufzufangen. Das geht aus einem Zwischenbericht hervor, der am Donnerstag dem Hauptausschuss vorgelegt werden sollte.

Demnach hat die Reaktion auf die Cyber-Attacke, die neben vielen anderen auch das Burscheider Rathaus über viele Wochen lahmlegte und die Bürger bei allen möglichen Erledigungen auf dem Amt behinderte, allein in den ersten beiden Monaten fast 1,2 Millionen Euro gekostet. Zwei Drittel davon entfielen auf die Krisenbewältigung, also das Neuaufsetzen des Computer-Netzwerks.

Hacker drohten, sensible Daten zu veröffentlichen

Zur Erinnerung: Nachdem sich offenbar Hacker aus dem russischen Akira-Netzwerk Zugang zu den Rechnern von S-IT verschafft hatten, mussten 72 Städte und Kreise sofort alle Rechner herunterfahren. Das Kommando hatte massenhaft Daten verschlüsselt und drohte, das teilweise sensible Material für alle zugänglich ins Netz zu stellen.

Auf den Erpressungsversuch der Akira-Hacker ist Südwestfalen-IT nach eigenen Angaben nicht eingegangen. Dennoch waren die Folgen gewaltig. In Burscheid liefen große Teile der Bürger-Dienstleistungen und internen Anwendungen rund viereinhalb Monate im Notbetrieb. Nur nach und nach konnten Prozesse wieder aufgeschaltet werden, weil man sämtliche Rechner neu aufsetzen musste.

98 Prozent der Dienste laufen wieder normal

Komplett fertig ist S-IT damit noch immer nicht: Im jüngsten Bericht bestätigt sich die Prognose der Geschäftsführer Mirco Pinske und Jörg Kowalke vom Sommer, nach der es bis Ende 2024 dauern werde, alles wieder am Start zu haben. Zum Stichtag 30. September, auf den sich der am Donnerstagabend vorgelegte Bericht bezieht, seien „98 Prozent der über 100 durch die Mitglieder des Zweckverbandes priorisierten technischen Dienstleistungen und Produkte wieder angelaufen und nahezu gänzlich im Normalbetrieb verfügbar“. Die Bürger-, Finanz- und Sozialdienste liefen indes bereits seit Monaten, mindestens aber Wochen wieder rund, heißt es bei S-IT. Hier und da gebe es aber noch etwas zu tun.

Gut 2,2 der 2,8 Millionen Euro sind nach Angaben des Rechner-Zweckverbandes einmalige Kosten, die der Reparatur nach dem Cyber-Angriff dienten. Allerdings setze man auch Empfehlungen der Helfer von „r-tec“ um. Das Unternehmen war S-IT nach dem Angriff zu Hilfe geeilt.

800.000 Euro zusätzlich im nächsten Jahr

Die Folge ist zusätzlicher Aufwand für IT-Sicherheit, die im kommenden Jahr 800.000 Euro zusätzlich kosten soll. Allein die Lizenz für ein Programm, das Angriffe auf die Rechner erkennen soll, kostet nach S-IT-Angaben rund 600.000 Euro im Jahr. Der höhere Sicherheitsaufwand wird alle Mitglieder des Zweckverbands etwas kosten. Wie viel, verrät die S-IT-Führung noch nicht. Die Umlage soll „moderat“ erhöht werden.

Nicht berücksichtigt ist in der Schadensbilanz, dass die Erlöse deutlich zurückgegangen sind: Dienstleistungen, die Städte und Kreise den Bürgern nicht anbieten, können auch nicht abgerechnet werden. S-IT spricht von Minderungen „im einstelligen Millionenbereich“.