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Herrenberg-UrteilMusikunterricht wird in Burscheid im Schnitt 15 Prozent teurer

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Tillmann Werner, Claudia Schroen, Stephanie Kernke, Ulrike Detering, Klaus Perthel, Martin Mudlaff, Ulrich Haas, Axel Plutte und Dirk Runge (von links) stehen für die neue Musik- und Orchesterschule vor dem Burscheider Rathaus.

Tillmann Werner, Claudia Schroen, Stephanie Kernke, Ulrike Detering, Klaus Perthel, Martin Mudlaff, Ulrich Haas, Axel Plutte und Dirk Runge (von links) stehen für die neue Musik- und Orchesterschule.

Lehrer müssen fest angestellt werden. Das treibt Kosten und Gebühren in die Höhe.

Ab Oktober wird es teurer – aber es könnte noch viel schlimmer werden. Das jedenfalls steht in einem Brief der Musikschule Burscheid, der am Donnerstag abgeschickt wurde. Darin erklären die Vorsitzende der Musikschule, Stephanie Kernke, der Chef der Orchesterschule, Axel Plutte, und Klaus Perthel die jüngste Entwicklung beim Musikunterricht. Perthel ist Geschäftsführer der neuen Musik- und Orchesterschule Burscheid (MOSB). Das ist jener Zusammenschluss, der die musikalische Ausbildung in der Stadt auf eine neue Stufe heben soll. In dem Brief an die Eltern, Schülerinnen und Schüler wird für Oktober eine Gebührenerhöhung um 15 Prozent angekündigt.

Hintergrund ist das „Herrenberg-Urteil“ des Bundessozialgerichts. Das höchste deutsche Gericht hatte am Beispiel einer Klavierlehrerin an der Musikschule in der baden-württembergischen Gemeinde geurteilt, dass die seit Jahrzehnten an den Musikschulen übliche Methode, Lehrer überwiegend auf Honorarbasis zu beschäftigen, ein Ende haben muss. Die Lehrerin sollte Einkommenssteuer abführen und Beiträge für Krankenversicherung und Altersvorsorge selbst tragen.

Das hatte keinen Bestand. In der Folge müssen nun Lehrkräfte landauf, landab mit normalen Arbeitsverträgen ausgestattet werden. Das bedeutet auch, dass die Musikschulen für sie auch Sozialbeiträge entrichten müssen. Allein das erhöht die Ausgaben deutlich. Kernke, Plutte und Perthel sprechen von einer „großen Kostenbelastung“.

Neue Organisation soll die Kosten dämpfen

Die Folgen für die Schülerinnen und Schüler in Burscheid seien aber weit weniger drastisch als anderswo, heißt es. Die Umstrukturierung mit Gründung der Musik- und Orchesterschule Burscheid, die in Form einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung geschehen ist und an der die Stadt Anteile hält, verringere den Kostendruck, schreiben Kernke, Plutte und Perthel. Ein Teil könne in der neuen Organisation aufgefangen werden.

Ab Oktober kostet eine halbe Stunde Einzelunterricht 73 Euro, eine Dreiviertelstunde 100 Euro. Für Mitglieder der Orchester oder der Musicalischen Akademie gibt es recht deutliche Ermäßigungen. Für eine Stunde Einzelunterricht werden künftig 127 Euro im Monat fällig. Familienrabatte wird es weiterhin geben.

Wer mit den neuen Preisen nicht mitgehen kann, soll die Leitung des MOSB ansprechen, „damit eine individuelle Lösung gefunden werden kann“, steht in dem Brief. Tatsächlich ist die Gefahr nicht gering, dass jetzt viele Musikschülerinnen und -schüler abspringen: Die Verträge über Unterricht und die sehr verbreitete Instrumenten-Leihe müssen auf die neue Musik- und Orchesterschule Burscheid umgeschrieben werden.

Ob es wegen der steigenden Kosten Schwund gibt und wie groß er ausfällt, weiß die MOSB-Führung Ende Juli: Bis dahin müssen die neuen Verträge geschlossen sein.