Das Ausbildungsjahr hat am 1. August begonnen, jetzt zogen die Bergisch Gladbacher Agentur für Arbeit sowie IHK und Handwerk Bilanz.
JahresbilanzRheinisch-bergische Handwerker freuen sich über mehr Azubis
Die Bilanz auf dem regionalen Ausbildungsmarkt: Ist sie nun gut oder schlecht? Die Expertinnen und Experten von Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaft und IHK Köln geben auf ihrer gemeinsamen Pressekonferenz bei der Bensberger Firma Burk & Hansen ein klassisches „Sowohl als auch“ zur Antwort. Die eine einfache Antwort gibt es weder in Bezug auf die Gebietskörperschaften – hier die Industriestadt Leverkusen, dort der Rheinisch-Bergische Kreis — noch auf den Wirtschaftsbereich.
Und über allem schwebt neben der trüben Konjunktur auch der sich jetzt mit großer Wucht bemerkbar machende demografische Wandel: Für zwei Grauhaarige, die gehen, kommt nur ein Junger nach. Marcus Otto, der Hauptgeschäftsführer der Keishandwerkerschaft, rechnet damit, dass sich die Besitzer defekter Heizungen demnächst ein bisschen vertrösten lassen müssen, wenn die Heizung nicht läuft, weil einfach kein Monteur greifbar ist. Auch bei Kfz-Reparaturen nach Unfällen könne das zum Problem werden. Und zugleich bilden laut Arbeitsagentur in Rhein-Berg nur 20 Prozent der Betriebe, die es könnten, auch tatsächlich aus.
In Rhein-Berg 1000 Azubi-Stellen für 1500 Suchende
Einige Zahlen: Im Rheinisch-Bergischen Kreis wurden laut Arbeitsagentur-Chefin Nicole Jordy bislang 1035 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Dies sind 74 oder 6,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon sind noch 144 unbesetzt – 3 oder 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf Bewerberseite stehen diesen Stellen 1494 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber. Dies sind 81 oder 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. 243 gelten zum aktuellen Stand als unversorgt – dies sind 97 oder 66,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Gespräch rundet Jordy die Zahlen ein wenig und macht sie begreifbarer: 1000 Ausbildungsstellen stehen 1500 suchende junge Leute entgegen – ein schwieriges Verhältnis.
Anders ist es in Leverkusen: Dort wurden bislang 865 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Dies sind 32 oder 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon sind derzeit noch 104 unbesetzt – 24 oder 30,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf Bewerberseite stehen diesen Stellen 995 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber. Dies sind 11 oder 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. 182 gelten zum aktuellen Stand als unversorgt – dies sind 72 oder 65,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Handwerker haben auch Erfreuliches zu melden: Es gehe deutlich aufwärts bei der Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge für das Handwerk in der Region. Bis zum Stichtag Ende September/Anfang Oktober seien in Leverkusen und im Rheinisch-Bergischen Kreis weitaus mehr Verträge als im Vergleich zum Vorjahr abgeschlossen worden. Angesichts des demografischen Wandels würden aber eigentlich noch viel mehr Ausbildungsverhältnisse benötigt. Hauptgeschäftsführer Marcus Otto: „Wir sind zufrieden mit den Zahlen. Sie sind aber nicht, was wir brauchen.“
In Leverkusen verzeichneten wie schon im vergangen Jahr die Ausbildungsberufe ein Plus, die sich auch mit Zukunftsaufgaben wie Klimaschutz und Energiewende befassen, etwa Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Dachdecker und Zimmerer. Ebenfalls ein Plus gibt es bei Kfz-Mechatronikern und Friseuren.
Wachstum bei den werdenden Kfz-Mechatronikern in Rhein-Berg
In Rhein-Berg wurden bei den Kraftfahrzeugmechatronikern fast 30 neue Verträge mehr unterzeichnet als 2023. Ebenfalls ein Plus verzeichnen Dachdecker, Elektroniker und Tischler. Dagegen gibt es einen deutlichen Rückgang bei Malern und Lackierern, Metallbauern, Zimmerern und bei den Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.
Für die IHK berichtete Carsten Berg berichtet, dass dort zum Stichtag 30. September in Leverkusen 612 neue Ausbildungsverträge eingetragen wurden – 3,5 Prozent weniger als zum Vorjahresstichtag. In Rhein-Berg vereinbarten 552 Jugendliche eine Ausbildung in einem IHK-Beruf – ein Rückgang von 4,7 Prozent.