Zanders Paper GmbHWer in der Papierfabrik das Sagen hat
Bergisch Gladbach – Der 19. September 2019 war ein ganz normaler Donnerstag. In Bergisch Gladbach engagierten sich Azubis bei einem „Sozial-Tag“ und im Technologiepark gab es eine Berufsmesse.
Und auch das geschah: Der Vorsitzende Richter am Landgericht a.D., Walter Demmer, unterzeichnete als amtlich bestellter Vertreter des Gladbacher Notars Dirk Eckhardt eine Urkunde zu den Gesellschaftern der Zanders Paper GmbH. Die Anteile 1 bis 18.750 (von 25.000) übernahm an diesem 19. September die JOOL Invest AB (AB =schwedische GmbH), Firmenregistrierungsamt Schweden Nr. 556780-7964, Sitz in Lessebo/Schweden. 75 Prozent des Stammkapitals von 25.000 Euro gingen somit an JOOL Invest AB, 25 Prozent verblieben bei Terje Haglund, Zanders-Investor aus Mysen in Norwegen. Die Zanders Paper GmbH ist Nachfolgerin der alten Zanders GmbH, die in die Insolvenz musste.
Auf halber Strecke zwischen Stockholm und Kopenhagen
JOOL? Lessebo? Vielen in Bergisch Gladbach klangen die Namen wie böhmische Dörfer. Lessebo, das Dorf in der Provinz Smaland, liegt auf halber Strecke zwischen Kopenhagen und Stockholm, der Regionalzug braucht aus Kopenhagen etwa drei Stunden über den Öresund.
Dieses Lessebo könnte eine Kopie in klein von Bergisch Gladbach sein. Denn auch hier gibt es seit Jahrhunderten die Papiermachertradion und eine Firma, die auf großer Fläche im Dorf produziert. Sogar ein Papiermuseum bieten beide Orte.
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In Bergisch Gladbach reicht die Geschichte zurück bis ins Jahr 1596, in Lessebo bis 1693. 1719 erhielt das Unternehmen „Lessebo Papers“ die königliche Erlaubnis, Papier herzustellen und verkaufen zu dürfen. 2019, zum 300. Jahrestag, machte das schwedische Königspaar Carl XVI. Gustav und Silvia dem Werk ihre Aufwartung, was stolz auf der Firmenhomepage gezeigt wird.
Lessebo Paper hat die Adresse Storgatan 79 in Lessebo, JOOL Invest Hausnummer 90. Man residiert also in direkter Nachbarschaft. Mehrheitsgesellschafter von Lessebo Papers ist mit 51 Prozent die Firmengruppe von JOOL Invest, geleitet von CEO Tom Olander. Olander wirkt auch bei Zanders als Ratgeber im Hintergrund.
In Bergisch Gladbach gilt 1829 als Geburtsjahr von Zanders, begründet in der Übernahme der Unternehmung durch den aus Düsseldorf stammenden Forstwirt Johann Wilhelm Zanders. Er hatte neun Jahre zuvor mit seinem Kompagnon Gottfried Fauth eine Art vorindustrielle Start-up-Firma gegründet, die auf den zahlreichen Papiermühlen entlang der Strunde aufbauen konnte. Dann starb Fauth unerwartet und der Jungunternehmer Z. übernahm.
Beide sind Hersteller von Luxuspapier
Wälder gibt es in Lessebo und Gladbach, und das Papier beider Marken gilt Kennern mit als das hochwertigste auf dem Markt. Seidig, matt oder rau bieten die Schweden als Oberflächen ihrer Luxuspapiere an. Zanders ist berühmt für sein Chromolux. Reißfeste Graspapiere sind die neueste Entwicklung.
Einer der vier Direktoren von Lessebo Paper ist wiederum Terje Haglund, der Mitgesellschafter von Zanders. Als Vorsitzender Direktor agiert Göran Johannson, er ist mit Tom Olander Gründer der JOOL-Gruppe. So schließt sich der Kreis von Schweden über Norwegen nach Deutschland.
Jetzt ist es aber längst nicht so, dass JOOL Invest nur in Papier macht. Die Liste der Firmenbeteiligungen ist lang und sie ist vielfältig. Im schwedischen Ort Skruv, unweit von Lessebo, liegt das Sägewerk Ess Enn Timber, das zu 100 Prozent zur Firmengruppe gehört.
Dann gibt es ein zweites Sägewerk in Timbro, zu 70 Prozent bei Lessebo. Auch das Herrenhaus Herrgard ist mit im Portfolio, geführt wird es als Hotel. In den Freizeitbereich fällt auch die die Westcoast Charter AB, die Luxusyachten zum Vermieten anbietet. Das Prunkstück hat den bezeichnenden Namen „Jooline“.
Über die JOOL Capital Partner, noch ein Ableger, werden ein halbes Dutzend weiterer Firmen gesteuert, die vielfältige Beteiligungen im Finanz- und Immobilienbereich anbieten. Das Engagement im Bergischen ist das erste in Deutschland für JOOL.