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PapierfabrikBergisch Gladbach und Zanders ringen um Mietvertrag

Lesezeit 3 Minuten
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Die Papierproduktion läuft bei Zanders nach Werksangaben auf Hochtouren. 

  1. Die Papierfabrik Zanders hat einen neuen Mietvertrag von der Stadt Bergisch Gladbach erhalten.
  2. Befristet ist er bis 30. April 2020. Die Zanders-Geschäftsführung dringt aber auf einen langfristigen Vertrag.
  3. Die Geschäfte des Unternehmens laufen derzeit gut. Doch die Stadt zögert.

Bergisch Gladbach – Die Papierfabrik Zanders hat einen neuen Mietvertrag – bis zum 30. April 2020. Wieder eine kurzfristige Regelung. Und im Werk ist man alles andere als begeistert über die erneute kurzfristigen Lösung. Seit dem 1. Dezember 2018 arbeitet Zanders mit kurzfristigen Mietverträgen: Es geht um Geld und Sicherheiten.

Zuletzt hatte Zanders ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO vorgelegt, das die Betriebsfortführung als wahrscheinlich bewertete. Dieses Gutachten war – aus Sicht der Zanders-Geschäftsführung – der letzte Beweis, dass die Papierfabrik eine Zukunft hat. Die Sorgen der Stadt, die einen Ausfall der Mietzahlungen befürchtet, seien unbegründet.

Bürgermeister zog Aussage über Vertrag zurück

Am 21. Januar 2020 hatte Bürgermeister Lutz Urbach auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Zanders verkündet, dass der Abschluss eines langfristigen Mietvertrages unterschriftsreif sei. Eine Aussage von kurzer Haltbarkeit.

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Nur wenige Tage später riet Urbach den Politikern, keinen langfristigen Vertrag abzuschließen. Das Unternehmen, so hieß es, müsse noch einmal auf Herz und Nieren geprüft werden. Die Politik folgte dem Bürgermeister.

Das ist die derzeitige Situation in der Fabrik. Werksleiter Markus Kaptain berichtet, dass der Monat Februar ein absoluter Rekordmonat für die Papierproduktion gewesen sei. Die Nachfrage sei weiter enorm.

Zanders punktet mit neuen Produkten

Und Verkaufsdirektor John Tucker berichtet von Anfragen aus der ganzen Welt: „Wir haben viele Kunden verloren, aber sie kommen zurück.“ Mit neuen Produkten, insbesondere als Plastikersatz, könne das Unternehmen punkten.

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Das Führungsteam bei Zanders (von rechts): Terje Haglund, John Tucker, Hans-Günter Wierichs und  Markus Kaptain.

Dank Internet verfolgten weltweit die Papier-Interessenten die Entwicklung bei Zanders. Und wer mit Zanders zusammenarbeitet, der will wissen, ob der Mietvertrag unterschrieben ist. Für die Außenwirkung des Unternehmens ist der Abschluss des Mietvertrages offensichtlich von großer Bedeutung.

Dabei gibt es auch ganz konkrete, negative Folgen für die Papierfabrik. Ohne den Vertrag gibt es auch keine Kredite von Banken – egal wie gut die Produktionszahlen auch sind.

Lieferung fast nur gegen bar

Frisches Geld braucht Zanders, um die Rohstoffe einzukaufen. Finanzmanager Hans-Günter Wierichs berichtet, dass im Augenblick fast nur gegen Barzahlung geliefert werde. Die Manager bei Zanders sehen insgesamt eine Negativspirale durch den nicht abgeschlossenen Mietvertrag. Zanders-Miteigentümer Terje Haglund: „Die Zeit ohne Mietvertrag kostet uns Geld.“

Schwierige Besitzverhältnisse

Zanders gehört zu 75 Prozent der schwedischen Firma Jool Invest. 25 Prozent gehören Terje Haglund. Er hatte Zanders 2018 gekauft. Die Jool Gruppe mit dessen Chef Tom Olander kam erst später dazu.

Weder der Grund und Boden, auf dem produziert wird, noch die Maschinen oder das Werkzeug gehören Zanders. Eigentümer der Immobilie ist die Stadt Bergisch Gladbach.

Die Stadt finanziert den Kauf – die Rede ist von rund zwölf Millionen Euro – über Kredite. Die wurden von den Aufsichtsbehörden als „voll rentierlich“ genehmigt. Heißt: Die Einnahmen aus den Mieten decken die Zinszahlungen für den Kredit. Also ein sicheres Geschäft.

Insolvenzgesellschaft ist Eigentümer der Maschinen

Die Maschinen gehören der Zanders-Insolvenzgesellschaft. Über die werden – als wenn es nicht schon kompliziert genug wäre – die kurzfristigen Pachtverträge abgewickelt. Die Stadt will so ihre Mieteinnahmen absichern.

Das Papierunternehmen gliedert sich in die Zanders Paper GmbH und die Zanders Paper Verwaltung auf . Diese Umstrukturierung war aus formalen Gründen notwendig geworden, um als energieintensives Unternehmen von der EEG-Umlage befreit zu werden. (nie)