Eröffnung im SeptemberSchulmuseum Katterbach überarbeitet Ausstellung von Grund auf
Bergisch Gladbach – Lehrer Lämpel ist derzeit heimatlos. Sein Bücherregal wird ausgeräumt, sein Sofa ist abgedeckt. Der arg geplagte Pädagoge, literarisches Geschöpf aus dem Werk von Wilhelm Busch, der sich mit so renitenten Schülern wie „Max und Moritz“ herumschlagen musste, steht für den „Lehrkörper“ des deutschen Bildungssystems im 19. Jahrhunderts.
Dem historischen Schulmeister und einer Zeit, in der Rohrstock und Federkiel eine unselige Verbindung miteinander eingingen, wurde im Schulmuseum Katterbach bisher viel Platz eingeräumt. Nun will das Museum mit der Neukonzeption der Ausstellung bis in die Zeit des Laptops vorstoßen. „Rolle rückwärts! Schule Katterbach 1871 – heute – morgen“ lautet der Titel der Dauerausstellung, die am 18. September eröffnet werden soll.
Zeitzeugenvideos und Mitmachstationen
Pünktlich zum 150. Geburtstag der alten Volksschule Kattterbach, der in diesem Jahr gefeiert wird, erfüllt sich Museumsleiter Peter Joerißen einen Traum. Er will das Museum fit machen für die nächsten Jahrzehnte, die Schulgeschichte der Kaiserzeit stärker als bisher mit der schulischen Entwicklung von Weimarer Republik, Nazi- und Nachkriegszeit in Beziehung setzen. In Kooperation mit der heutigen Grundschule, die von Heike Bahr-Müller geleitet wird und aus der alten Volksschule Katterbach hervorgegangen ist, soll die Schulgeschichte des Ortes in Gegenwart und Zukunft eingeordnet werden.
Was seit einigen Jahren schrittweise mit der Einbindung moderner Medien und Vermittlungsformen in Katterbach Einzug hielt, soll sich künftig wie ein roter Faden durch die Räume ziehen. Sieben Zeitzeugenvideos und fünf Mitmachstationen erweitern das bisherige Angebot, das unter Einbeziehung des Bestands erweitert wird.
Schätze im Museumsmagazin
Die Inszenierung der sieben chronologisch angeordneten Themenräume übernehmen wie schon bei vielen Sonderausstellungen der vergangenen Jahre Günter Marquardt und seine Tochter Sandra. „Wir wollen keine Räume wie Museumsvitrinen“, sagt Günter Marquardt, der seine Gestaltungsideen immer erst im Modell maßstabsgetreu durchspielt, bevor er sie Wirklichkeit werden lässt.
Hilfreich ist das große Museumsmagazin, das sich immer wieder als Fundgrube herausstellt. Ergebnis der unermüdlichen Sammelleidenschaft des Museumsgründers Carl Cüppers und nachfolgender Mitarbeiter. So fand sich hier ein PC aus dem Jahr 1989, ein digitaler Dinosaurier, mit dem die Hauptschule Im Kleefeld seinerzeit technisch ganz vorne mit dabei war.
Revolution der Tintenpatronen
Auch der berühmte Kufenstuhl, auf dem Generationen Lernender die Zeit abgesessen haben, ein zeitloses Design, das Karl Nothhelfer 1950 schuf, fand sich im Museumskeller. „Das Ur-Modell“, freut sich Joerißen, denn Schulgeschichte werde nicht nur von Regierungen und Ministerien gemacht, sondern beispielsweise auch von Möbelbauern.
Der Nothhelfer-Stuhl habe Freiheit bedeutet, sagt der Museumsleiter mit Blick auf die zuvor verwendeten starren Schulbänke. Auch der Füllfederhalter mit Tintenpatronen war so ein Durchbruch und beendete die üble Tintenkleckserei. Dieser Füller der ersten Stunde fand sich ebenfalls im Fundus – noch in der Originalverpackung.
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Rund 170.000 Euro kostet die Neuaufstellung inklusive Internetauftritt und 320-Seiten-Katalog. Kosten, an denen sich die NRW-Stiftung mit 60.000 Euro, der Landschaftsverband mit 50.000 Euro, die Bethe-Stiftung mit einer Spendenverdoppelungsaktion sowie Stadt und Sponsoren großzügig beteiligt haben.
Und da Gegenwart und Zukunft immer auch von der Vergangenheit leben, landet Lehrer Lämpel dann doch nicht vollständig auf dem Altenteil, sondern darf wieder bescheiden auf seinem alten Sofa im Erdgeschoß Platz nehmen.