Rhein-BergDrei Jugendliche nach rund 50 Schuleinbrüchen in U-Haft
Bergisch Gladbach – Rund 50 Einbrüche in Gladbacher Schulen und Kindergärten sollen auf ihr Konto gehen, jetzt hat die Polizei neun Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren festgenommen, die sie größtenteils bereits zum zweiten Mal gefasst hat. Und: Die ersten von ihnen sind vom Amtsgericht bereits in Untersuchungshaft geschickt worden, obwohl das für Jugendliche geltende Jugendstrafrecht dafür hohe Hürden vorsieht.
Jugendstrafrecht
Im Gegensatz zum Erwachsenenstrafrecht ist eine Jugendstraftat in erster Linie durch Erziehungsmaßregeln wie etwa die Teilnahme an einem sozialen Trainingskurs oder Sozialarbeitsleistungen zu ahnden. Deshalb wird, wenn Jugendliche bei der Polizei auffällig werden, immer auch das zuständige Jugendamt informiert. Das Jugendstrafrecht gilt für Jugendliche (14 bis 17 Jahre) und im Einzelfall auch für Heranwachsende (18 bis 20 Jahre), wenn der Täter zur Zeit der Tat nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung noch einem Jugendlichen gleichstand oder es sich bei dem Charakter der Tat um eine Jugendverfehlung handelt (§ 105 JGG).
Bei drei Jugendlichen klickten die Handfesseln bereits am frühen Montagmorgen. Einer Zivilstreife der Polizei waren der 15-jährige Kürtener und zwei gleichaltrige Gladbacher aufgefallen, die sich kurz darauf auf der Rückseite des Stadions an der Paffrather Straße an einem Zaun zu schaffen machten. Die Polizeibeamten stellten die Jugendlichen und fanden bei ihnen laut Polizeibericht offensichtliche Beutestücke, die aus einem kurz zuvor erfolgten Einbruch in ein Jugendheim des Sportvereins Bergisch Gladbach 09 an der Handstraße stammten.
15-jähriger Kürtener hatte Termin im Amtsgericht
Der 15-Jährige aus Kürten hatte am Montagmorgen wegen anderer Delikte ohnehin einen Termin beim Amtsgericht in Bensberg. Daher brachte ihn die Polizei zu seiner Verhandlung. „Von dort aus hat ihn der Amtsrichter gleich in Untersuchungshaft geschickt“, berichtet Polizeisprecher Richard Barz.
In enger Abstimmung mit der Kölner Staatsanwaltschaft sind die beiden anderen festgenommenen Jugendlichen am Montagabend dem Haftrichter vorgeführt worden. Einer war bereits im Zusammenhang mit der Einbruchserie aufgefallen, den anderen hatten die Ermittler der Polizei laut Barz ebenfalls „im Fokus“.
Reaktionen der Stadt
„Es ist schon erschreckend, mit welcher kriminellen Energie und Dreistigkeit diese Jugendlichen vorgegangen sind“, äußert sich Gladbachs Co-Dezernent Bernd Martmann. „Wir können nur begrüßen, wenn hier von Staatsanwaltschaft und Justiz mit größtmöglicher Konsequenz vorgegangen wird.“ (wg)
Der Haftrichter schickte beide ebenfalls in Untersuchungshaft. „Sie stehen im dringenden Verdacht, an einer Vielzahl der Schul- und Kita-Einbrüche beteiligt gewesen zu sein“, so Polizeisprecher Barz.
Kurz nach Mitternacht klirrten wenige Stunden später am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium Glasscheiben. Aber nicht unbemerkt: Ein aufmerksamer Anwohner informierte sofort die Polizei. Die rückte mit mehr als zehn Einsatzkräften der Wachen in Gladbach und Untereschbach an und nahm noch am Tatort zwei sowie in der näheren Umgebung vier weitere Jugendliche fest. Die 14- bis 16-Jährigen leben laut Polizei allesamt in Bergisch Gladbach in augenscheinlich normalen Familienverhältnissen.
Termin beim Haftrichter
Wie die Polizeibeamten feststellten, waren die mutmaßlichen Einbrecher im Nicolaus-Cusanus-Gymnasium erneut mit brachialer Gewalt vorgegangen, hatten Türen und Schränke aufgebrochen. „Teilweise wurden ganze Schränke umgeworfen“, so Polizeisprecher Barz. „Vielleicht in der Hoffnung, einen Tresor oder ähnliches zu finden“, vermutet die Polizei.
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Die in der Nacht zu Dienstag Festgenommenen seien sowohl durch die Festnahmen vor zwei Wochen als auch durch die Ermittlungen im Hintergrund in den Fokus von Polizei und Staatsanwaltschaft geraten, hieß es in einer Mitteilung der Behörden. Alles sechs Jugendlichen sollen noch am Dienstag dem Haftrichter in Bergisch Gladbach vorgeführt werden.
Vier Jungen bereits einschlägig bekannt
Mindestens vier von ihnen waren nach Informationen dieser Zeitung schon einmal im Zusammenhang mit Einbrüchen in Schulen und Kitas vorübergehend festgenommen und vernommen worden. Ein 14-Jähriger, den die Polizei vergangene Woche zum zweiten Mal bei einem mutmaßlichen Einbruch, diesmal an der Friedrich-Fröbel-Schule, festgenommen hatte, war nicht unter den nun erneut festgenommenen Tatverdächtigen.
Wie aus Ermittlerkreisen zu erfahren war, wird im Zusammenhang mit der seit Mitte April andauernden Einbruchserie auch in Richtung Bandenkriminalität ermittelt. Im Fokus hatten die Ermittler in den vergangenen Tagen eine Gruppe von knapp zehn Jugendlichen.
Mit den Festnahmen der vergangenen beiden Tage dürfte sich diese Erkenntnis der Ermittler bestätigt haben. Dem Vernehmen nach sollen die Festgenommenen unterdessen „nicht sehr gesprächig“ sein und immer nur das gestehen, was ihnen zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Es wartet also noch einige Arbeit auf die Ermittler.