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Aus AOK- wird StadthausHier soll die Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung einziehen

Lesezeit 5 Minuten
Blick in das entkernte ehemalige AOK-Gebäude und künftige Bergisch Gladbacher Stadthaus.

Das Gebäude ist entkernt, die Trockenbauer beginnen im April ihre Arbeit.

Im ehemaligen AOK-Gebäude an der Bensberger Straße laufen die Umbauten für den Einzug eines großen Teils der Stadtverwaltung.

Hinter der Fassade direkt eine Überraschung. Beton, nackte Wände, nichts mehr. „Hier wird später die Eingangstüre des neuen Stadthauses sein“, sagt Felix Fromme und tritt im ehemaligen AOK-Haus ein paar Schritte zur Seite. Die AOK, die Allgemeine Ortskrankenkasse, ist hier Vergangenheit, das Stadthaus die Zukunft.

Besichtigung entkerntes AOK Gebäude und zukünftiges Stadthaus

David Sprenger (l.) und weitere Planenden aus dem Team.

Der Eigentümer deutet auf die große Glasfront hin zur Bensberger Straße, wo gerade der Linienbus der Wupsi in die Haltestelle rangiert. Rote Markierungen an den Fenstern zeigen an, was sich hier im Gebäude in den kommenden Wochen und Monaten noch verändern wird – sehr vieles. Es wird gerade umgebaut: Aus dem AOK-Haus wird das neue Stadthaus, modern, kundenorientiert, mit neuen Arbeitswelten für die Beschäftigten. Nur die Adresse bleibt: Bensberger Straße 76.

Wir haben sogar die Akustik der Räume untersucht.
David Sprenger, Fachbereichsleiter der Stadt Bergisch Gladbach

Beim Blick in die künftigen Arbeitsbereiche strahlt auch der zuständige Fachbereichsleiter der Verwaltung. „Das sind sehr spannende Momente“, sagt David Sprenger. Seit mehr als zwei Jahren laufen in der Stadtverwaltung die Vorplanungen für den Umbau des ehemaligen AOK-Hauses. Auf dem Papier, in Arbeitsgruppen und Workshops. Und jetzt wird seit rund drei Monaten gebaut. Das Umswitchen in die Umsetzung sei ein faszinierendes Ereignis, erklärt Sprenger beim Rundgang.

Noch ist viel zu tun, das kann man sehen. Die Hülle des Gebäudes ist noch vorhanden, Betonpfeiler prägen das Bild. Viel mehr aber nicht. „Es ist alles entkernt“, erklärt Felix Fromme. Im Dezember hat die Fromme Unternehmensgruppe aus Marl, eine familiengeführte Bauunternehmung mit fast 100-jähriger Geschichte, das Gebäude als Eigentümerin übernommen. „Wir arbeiten partnerschaftlich mit der Stadt zusammen“, erklärt der Firmenchef und weist auf das enge Miteinander hin.

Umbauarbeiten im ehemaligen AOK-Gebäude dauern bereits drei Monate

Seit rund drei Monaten wird im Innern des Gebäudes gearbeitet. Bis auf die tragenden Stützen ist fast alles verschwunden. Anfang April, sagt Fromme, kommen die Trockenbauer. Danach die Handwerker für die unterschiedlichen Gewerke. Im Dezember wird die Schlüsselübergabe angestrebt. Anschließend richtet die Stadt die Büros ein. Mobiliar und mehr kommt dann. „Wir werden zur Einweihung auf jeden Fall Bürgermeister Frank Stein einladen“, kündigt der Fachbereichsleiter an. Für Stein sei das neue Stadthaus ein großes Anliegen. Bei der Einweihung sei er aber nicht mehr im Amt. „Er wird kommen“, sagt Sprenger.

Durch eine entkernte Etage des ehemaligen AOK-Gebäudes ist die Bensberger Straße zu sehen.

Derzeit komplett entkernt: das ehemalige AOK-Gebäude.

Das Haus, mit Sockel- und Erdgeschoss, erster und zweiter Etage, liegt in diesen Tagen wie ein offenes Buch vor der Besuchern. „Im Erdgeschoss betreten die Kundinnen und Kunden das Haus“, sagt David Sprenger.   Beim Erzählen ist er direkt in der neuen Bürowelt – manchen als „Büro 2.0“ oder „agiles Arbeiten“ bekannt. Da vorne werde das Frontoffice sein, erklärt er. Das ist der Bereich für die Bürger. Die schnelle Aufnahme des Anliegens an einer Servicetheke sei wichtig. Im Backoffice wirkten die Verwaltungsmitarbeiter, beide Wege, Frontoffice und Backoffice, seien strikt getrennt voneinander. Auch dies sei ein Teil des neuen Arbeitens. 4500 Quadratmeter Bürofläche werden beplant.

185 Arbeitsplätze für 300 Beschäftigte sollen im neuen Stadthaus Platz finden

185 Arbeitsplätze für 300 Beschäftigte, die aus den beiden alten Stadthäusern an der Gohrsmühle und am Konrad-Adenauer-Platz umziehen. Das heißt: Der eigene Schreibtisch ein Arbeitsleben lang ist Vergangenheit. Flexibilität ist gefragt, Agilität, Aufgeschlossenheit für Neues. Mit Urlaub, Krankheit oder auch Homeoffice kommt Sprenger auf eine Anwesenheitsquote von 70 Prozent im neuen Stadthaus. „Das passt gut“, erklärt er. Sorge, dass er keinen Schreibtisch bekommt, muss also keiner der Beschäftigten haben.

Besichtigung entkerntes AOK Gebäude und zukünftiges Stadthaus

Die Rückseite des Stadthauses.

600 Meter Entfernung von den alten Stadthäusern zu den neuen, etwa sieben Minuten Fußweg, auch diese Daten sind ermittelt. Sprenger und seine Kollegen wollen beim Stadthaus-Projekt nichts dem Zufall überlassen. In den oberen Etagen: das Herz der Stadtverwaltung. Jugend, Soziales, Standesamt, Ordnungsbehörde. Sprenger erklärt, zeigt auf die künftigen Abteilungen. Zentrale Bereiche kommen zur Bensberger Straße. „Wir haben sogar die Akustik untersucht“, sagt Sprenger. Mit Trennwänden werde ungestörtes Arbeiten ermöglicht. Kleine Kabinen für ungestörtes Telefonieren soll es geben, viele Büroflächen in unterschiedlicher Ausprägung, auch Besprechungsräume.

Mietvertrag für das neue Stadthaus läuft erst einmal auf 25 Jahre

Die AOK hatte ein Großraumbüro im Haus. „Das passt nicht in das neue Konzept“, bemerkt Sprenger beim Durchgang. Trennwände kommen, Felix Fromme nickt zustimmend. Auch die Vorgeschichte kennt er, mit den jahrelangen Debatten um den vielleicht 100 Millionen Euro teuren Neubau der Verwaltung am S-Bahnhof, die vor vier Jahren gestoppten Planungen. Jetzt also das AOK-Haus.

Dies hier sei ein zentrales Projekt der Stadt, sagt Sprenger. Nicht bloß für ein paar Jahre gedacht. Der Mietvertrag laufe auf 25 Jahre, das belege die Bedeutung des Projektes für die Verwaltung. Modernisiert werde nach allen gängigen Nachhaltigkeitsstandards, für die Energie komme ein Luft-Wärme-Pumpe. Falls diese mal nicht ausreiche, unterstütze ein Gaskessel. Photovoltaik und Gründächer seien auch ins Konzept integriert, auf den Parkplätzen Ladestationen für Pkw. Auch ein Teil der Dienstwagenflotte der Stadt werde hier stationiert.

Ein Sportraum für die Beschäftigten, der wird auch kommen. Und ein Pausenraum mit Verpflegungsmöglichkeiten. In den Bürobereichen plant die Verwaltung mit „Heimaten“, sagt Sprenger. Die Kollegen aus dem Sozialbereich, zum Beispiel sollen nicht im kompletten Gebäude verteilt sein, sondern in der Nähe zueinander sitzen. Das gebe auch Synergien. Seit vier Jahren im Amt ist für Sprenger der Weg zum Stadthaus das größte Projekt bislang. Ob der Dezembertermin gehalten werden kann – für Sprenger wäre eine kurze zeitliche Verzögerung nicht schlimm. Überraschungen könne es beim Bauen immer geben. Der Umzug der Mitarbeitenden werde in der ersten Jahreshälfte 2026 stattfinden. Dies sei das große Ziel.