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Industriebrache in Bergisch GladbachAuf Gelände der Grube Weiß entsteht Atelierhaus

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In den Ateliers bleiben die Betonwände als raue Kulisse erhalten.

Bergisch Gladbach – Es gibt ein Happy-End für die Grube Weiß: Die raue Erzgruben-Brache in Moitzfeld verwandelt sich in ein Kulturprojekt. Aus dem Verwaltungsgebäude des früheren Bergwerks wird ein Atelierhaus für 20 Künstler. Im Magazin – einer Halle mit Rundbögen und Säulen – entsteht ein Veranstaltungsraum für kulturelle Events, berichtet Oliver Vogt, Investor und Eigentümer, vom Fortgang seines ehrgeizigen Vorhabens. Es ist als Antwort auf den jahrzehntelangen Leerstand der Fläche gedacht und als positiver Beitrag zur Stadtentwicklung.

Noch vor anderthalb Jahren bot sich hier, am Ende des nach der Grube Weiß benannten Sträßchens am Ortsrand von Moitzfeld, ein Bild des Verfalls und Niedergangs. Das finstere Verwaltungsgebäude runtergekommen zur Ruine, die nur noch auf ihren Abriss wartete. Und jetzt: Die Fassade, aufwendig saniert, erscheint wieder im historischen warmen Gelbton. Neue Fenster und Türen in Lindgrün setzen einen sanften Kontrast. Das Dach ist komplett neu.

Alle Ateliers innerhalb einer Woche vermietet

„Das ist wie beim Zahnarzt. Du suchst nach den faulen Stellen und beseitigst sie“, beschreibt Vogt seine Schritt-für-Schritt-Strategie. Die größte „Plombe“ sitzt im Untergrund. In den Keller unterm Treppenhaus, wo das Mauerwerk durch Feuchtigkeit abgesackt war, musste Beton gegossen werden, um das Fundament zu stabilisieren.

Zurzeit laufen die Ausbauarbeiten in den 20 Ateliers. Als Beweis, dass Vogt mit seinem Konzept genau richtig liegt, dienen ihm die vielen Anfragen: „Innerhalb von einer Woche waren alle Ateliers vermietet.“ Vertreten sind verschiedene Disziplinen. „Fotografie, Bildhauerei, Malerei und Textilkunst“, zählt der 53-jährige Moitzfelder Bauunternehmer auf.

Große Halle für Vernissagen geeignet

Die Künstler stammen nicht nur aus Bergisch Gladbach, sondern auch aus Köln. Die Werkräume liegen verteilt auf den beiden oberen Etagen, alle von zwölf bis 42 Quadratmeter unterschiedlich groß. In der Miete inbegriffen ist die Nutzung der Halle. „Zwei mal zwei Wochen im Jahr sind gesetzt“, kündigt Vogt an. Im Erdgeschoss wird es zudem ein Foyer und einen Gemeinschaftsraum geben, die sich ebenfalls für Vernissagen eignen. Losgehen soll es im Mai 2022.

Grube Weiß

Die Geschichte

Die Grube Weiß war die zweitwichtigste Erzgrube im Revier des Rheinisch-Bergischen Kreises. Sie ging 1852 in Betrieb. Aus den Schächten wurden Zink und Blei gefördert. 1930 wurde der Untertagebau eingestellt. Die endgültige Schließung des Betriebs erfolgte 1957. Die Stadt Bergisch Gladbach hat das Grubengelände 1993 von der Firma Siemens erworben.

Die Fläche beträgt insgesamt 100 000 Quadratmeter. Kerngebiet ist das Naturschutzgebiet Grube Weiß, damals vor allem dafür gedacht, Ausgleichsflächen zu bieten für die Entwicklung von Baugebieten.

2019 kaufte Bauunternehmer Oliver Vogt 12 000 Quadratmeter der außerhalb des Naturschutzgebiets liegenden Gewerbeflächen. Von den früheren Grubenbauten sind noch das Verwaltungsgebäude, das Magazin und ein Trafohaus mit Turm erhalten. Die Stadt besitzt ist nun keine weiteren Flächen mehr, die dem Bergbaurecht unterliegen.

Der Moitzfelder Bauunternehmer ist schon bekannt für seine Leidenschaft für historische Gebäude. Zuletzt hat Vogt eine detailgenaue Sanierung der alten Volksschule in Bergisch Gladbach-Heidkamp initiiert, die aus dem Jahr 1892 stammt.

Bei seinen Plänen zum Umbau haben sich Vogt und seine Frau Claudia von Anfang an von der Rückbesinnung auf die Identität des Stadtteils leiten lassen: „Es soll ein Ort werden, wo sich die Moitzfelder wiederfinden und von dem positive Signale ausgehen.“ Jeder im „Bergmannsdorf“, besitze einen Bezug zur Erzgrube, habe einen Opa, Vater, Bruder, der hier mal gearbeitet habe. Vogt selbst ist auch emotional mit dem Ort verbunden. „Mein Urgroßvater hat hier unter Tage gearbeitet“, erzählt er.

Industrie-Stil soll erhalten bleiben

Mit dem Leerstand konnte sich der Bauunternehmer einfach nicht abfinden. Er sprang trotz des finanziellen Risikos mutig ins kalte Wasser. „Ich habe gelernt, wenn du etwas von Herzen machst, kommt es am Ende auch aus“, sagt er. Sein Kulturprojekt trage sich aus den Mieten der Ateliers sowie der Vermietung der Halle für Ausstellungen, Präsentationen und andere kulturelle Anlässe.

Eine auf Hochglanz polierte Fassade wird es nicht geben. Vogt will den Industrie-Stil mit den Spuren der früheren Nutzung bewusst erhalten. In den Ateliers bleiben die alten Türen und Holzböden, die 50er-Jahre-Heizkörper, die Holzbalken. Auch in der riesigen Halle bleiben die Makel als Reminiszenz an die industrielle Prägung. Empfangen wird der Besucher im Magazin, dem früheren Lager des Bergwerks für Werkzeug und Sprengstoff, an einer Theke aus alten Eisenbahn-Brückenteilen, die Vogt aufgekauft hat.

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Auch hier haben die Wände aus rohem unverkleidetem Beton abgeplatzte Stellen, so dass die roten Ziegelsteine zu sehen sind. Hinauf auf die Empore führt die alte Wendeltreppe aus Stahl. Erneuert worden ist der Dachstuhl, inklusive acht elektrischen Fenstern. Der Bodenbelag aus geschliffenem Estrich soll eine integrierte Beleuchtung erhalten. Die Technik für Licht, Beamer und Musik fehlt ebenfalls noch.

Den historischen Trafoturm aus Ziegelstein, über den das Bergwerk mit Elektrizität versorgt wurde, will Vogt ebenfalls erhalten. Was aus ihm werden soll, steht allerdings noch nicht fest. „Eins nach dem anderen“, bleibt Vogt seiner Schritt-für-Schritt-Taktik treu.