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Soziale KunstaktionForumpark in Bergisch Gladbach soll zum „Kulturwohnzimmer“ werden

Lesezeit 4 Minuten
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Um Steinblöcke dreht sich Ketans Aktionskunst im Forumpark. An diesen sind Metall-Füße montiert, die bisher nach oben ragen. 

Bergisch Gladbach – Die Passanten im Forumpark haben sich an Rolf Ketan Tepel gewöhnt. Seit über zwei Monaten ist er dort präsent mit seinem Zirkuswagen und Kunstwerken, einige grüßen den Mann mit den langen Haaren und dem langen Bart, der unter dem Künstlernamen Ketan bekannt ist. Das zeugt von Gesprächen, die er bereits geführt hat: Ketans Anwesenheit und seine Kunstwerke wecken Interesse, und er bringt viel Zeit mit, um sich auf Kontakte mit Vorüberkommenden einzulassen. Damit hat er sich bereits angenähert an das Ziel, das er vor Augen hat: Der Forumpark soll ein Ort der Begegnung werden, „eine Art Kulturwohnzimmer“.

Für öffentliche Aufmerksamkeit hat Ketan bereits Ende März gesorgt, als er die bronzefarbenen Skulpturen „Wächter der Zeit“ in den Park der Villa Zanders brachte. Mit im Boot bei der Aktion war die von ihm initiierte Gruppe „Welt-Fried-Akademie“, zu der auch der Bensberger Puppenspieler Gerd J. Pohl gehört. Die Wächter-Skulpturen des österreichischen Bildhauers Manfred Kielnhofer, mit dem Ketan befreundet ist, waren Vorboten der Kunstaktion im Forumpark. Diese startete offiziell im Mai zum 100.

Zwölf Steinblöcke von Eisenbahnbrücke

Geburtstag von Joseph Beuys, sie soll 100 Tage dauern – allerdings ist bereits eine Verlängerung angedacht, von der Stadt kommen dazu offenbar positive Signale. Das entspricht der Unterstützung aus dem Rathaus, die Ketan für sein Projekt von Anfang an erhalten hat: Bürgermeister Frank Stein und Kultur-Fachbereichsleiter Detleff Rockenberg förderten die Aktion als Möglichkeit, Kulturleben und Kommunikation nach der Corona-bedingten Durststrecke neu in Schwung zu bringen.

Im Mittelpunkt des Kunstprojekts im Forumpark stehen zwölf große Steinblöcke, die von einer abgerissenen Eisenbahnbrücke über die Bonner Straße in Köln stammen. Die Geschichte dieser Brücke hat Ketan sehr beschäftigt: Nach seinen Recherchen stammte sie aus dem Kaiserreich, stand unter Denkmalschutz, wurde dennoch dem Bau der Kölner Nord-Süd-U-Bahn geopfert und durch ein angepasstes Brückenbauwerk ersetzt.

Sechs Leute um einen Stein umzudrehen

Der Eisenbahnbau und damit auch die Brücke seien im Kaiserreich eine kriegswichtige Infrastruktur gewesen, sie habe der nationalistischen „Größenwahnidee“ gedient, die in den Ersten Weltkrieg führte. Vor diesem Hintergrund mahnen die von der Eisenbahnbrücke geretteten Steine zum Frieden, sie sollen zum Nachdenken anregen. Das entspricht dem Anspruch der „Welt-Fried-Akademie“. Und es folgt Beuys’ Idee der sozialen Plastik: Die Kunst soll Dialog fördern.

Die historischen Brücken-Steine sollen aber nicht nur ein statisches Denkmal sein, sondern laden zur aktiven Teilnahme ein. An den zwölf Steinblöcken hat Ketan jeweils Füße montiert, nun gilt es, die steinernen Skulpturen vom Kopf auf die Füße zu stellen. Bei zwei von zwölf Steinen ist das bereits geschehen, damit lehrt die Erfahrung, dass beim Wenden eines Steins sechs Personen anpacken müssen.

Glückliche Biografie in Overath

Ketan wünscht sich daher eine große Aktion zum Steine-Wenden, bei der auch die Stadt Bergisch Gladbach aktiv teilnimmt. Bei einem Bürgermeister mit dem Namen Stein und einem Fachbereichsleiter namens Rockenberg liegt das nahe – findet Ketan. Die Wende-Aktion solle Auftakt zu einem Dialog über den Forumpark sein – insbesondere darüber, wie er längerfristig ein Ort der Kommunikation werden könnte.

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Mit Kunst im öffentlichen Raum und der damit verbundenen Kommunikation hat Ketan viel Erfahrung. Und insbesondere auch mit Steinen, die im Mittelpunkt von Kunstaktionen stehen. Eine davon war 1993 eine Wanderung mit einem „rollenden Stein“ von Trier nach Berlin – von einem Machtzentrum des römischen Reichs in die Hauptstadt des neu erstarkten Deutschlands. Der rollende „Stein des Anstoßes“ sollte dazu beitragen, Machtpolitik zu hinterfragen.

Seine Art des Künstlerlebens führt der gebürtige Kölner, der seit fünf Jahren in Overath wohnt, seit 40 Jahren. „Meine Biografie sehe ich als glücklich an“, sagt Ketan, „weil ich es als 24-Jähriger geschafft habe, die Reise zur Natur anzutreten.“ Mit seinen Aktivitäten verstand er sich als Teil der Friedensbewegung, dieses Engagement treibt ihn bis heute an: „Die Welt muss von uns geliebt werden, damit sie erhalten bleibt.“