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Stadt verhandeltGladbachs Angestellte sollen im AOK-Gebäude anders arbeiten

Lesezeit 3 Minuten

Das Verwaltungsgebäude der AOK an der Bensberger Straße ist laut Stadtverwaltung Ende 2023 nutzbar und ist im Gespräch als Standort für das neue Stadthaus.

Bergisch Gladbach – Das normale Büro für zwei Mitarbeiter steht vor dem Aus. Die 950 Beschäftigten der Stadtverwaltung sollen künftig unter ganz anderen, modernen Bedingungen arbeiten. Die Zukunft soll im neuen Stadthaus beginnen, darin sind sich alle Fraktionen einig – unabhängig davon, welches Gebäude als Ersatz für die rund 500 Mitarbeiter aus den beiden Stadthäusern in der Nähe des Konrad-Adenauer-Platzes ausgesucht wird.

Große Chancen scheint aktuell das AOK-Gebäude zu haben. Denn ob sich ein zweistöckiger Aufbau auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums Rhein-Berg-Passage zeitnah realisieren lässt, ist ungewiss. Ein Einspruch bei der Vergabekammer blockiert die Verhandlungen.

Bedingungen und Kosten der Anmietung nicht öffentlich

Ob und unter welchen Bedingungen und Kosten die Anmietung des AOK-Gebäudes möglich ist, darüber wird aber hinter verschlossener Tür diskutiert. Die Stadtverwaltung gibt lediglich den Beschluss bekannt (siehe Info-Kasten). Angesichts des großen öffentlichen Interesses lässt es sich Friedrich Bacmeister (Grüne) als Vorsitzender des Stadthaus-Ausschusses nicht nehmen, zu Beginn der Sitzung trotzdem ein Statement abzugeben: „Die jüngste Entwicklung ist erfreulich. Falls das AOK-Gebäude angemietet werden kann, ist ein Umzug in 2024 mehr als realistisch.“

Verhandlungen

Der Ausschuss für den Stadthausneubau hat in nichtöffentlicher Sitzung die einstimmige Empfehlung an den Stadtrat ausgesprochen, die Verwaltung mit der Verhandlung über einen langfristigen Mietvertrag mit den Eigentümern des AOK-Gebäudes und der Unterzeichnung einer unverbindlichen Absichtserklärung zu beauftragen. Wie das Pressebüro mitteilt, soll soll parallel die Sanierung der Bücherei an der Hauptstraße geprüft werden. Die Konzeption der Nutzung des anzumietenden Gebäudes an der Bensberger Straße soll unter Umsetzung moderner digitaler Arbeitsmethoden erfolgen. Den endgültigen Beschluss trifft am 21. Juni der Stadtrat. (ub)

Aus Bacmeisters Sicht sei ein Einzug in die Immobilie an der Bensberger Straße aber mit Kompromissen verbunden: „Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist für die Mitarbeitenden und die Bürger nicht so optimal wie am S-Bahnhof“, findet er. Dies wirke sich auch negativ auf die CO2 -Bilanz der Stadt aus. Klaus Waldschmidt (SPD) widerspricht: „Die Lage ist optimal.“ Von der Bushaltestelle stolpere man quasi ins Gebäude. Mehr Aussprache gibt es nicht.

225 Schreibtische auf 4892 Quadratmetern

Denn Bürgermeister Frank Stein (SPD) beendet die Diskussion mit dem Hinweis darauf, dass solche Fragen im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung besprochen werden sollen. Eins will er selbst aber noch schnell loswerden: „Der Standort vis à vis der Agentur für Arbeit ist mit dem ÖPNV und Auto gut zu erreichen“, lässt er durchblicken, dass ein Umzug in dieses Gebäude realistisch sein könnte.

In den neuen Räumen – wo auch immer sie sein werden – soll dann das neue Bürokonzept umgesetzt werden. Basis bildet eine Tätigkeitsanalyse und Homeoffice-Befragung. „Die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen“, sagt Frank Werker vom Internationalen Institut für für Facility Management mit Sitz in Oberhausen. Obwohl die Beteiligung „mau“ gewesen sei – nur ein Drittel von 517 Betroffenen machte mit bei der Befragung – könne ein Trend sehr gut abgebildet werden: 225 Schreibtische im Backoffice plus Beratungsräume auf 4892 Quadratmetern.

Öfter dort arbeiten, wo die Beschäftigten wollen

Das würde passen: Denn das AOK-Gebäude verfügt über eine Nutzfläche von 5500 Quadratmeter. Mit dem „Multispace System“ sollen platzsparend feste Arbeitsplätze abgeschafft werden: „Jeder arbeitet an einem Platz, der gerade seine Bedürfnisse erfüllt“, erklärt Werker.

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Umziehen erwünscht, sogar mehrmals an einem Tag. Denkbar sind etwa offene Zonen für Routinearbeiten, Besprechungsräume, Einzelkabinen für Aufgaben, die eine hohe Konzentration erfordern sowie Räume für Teamsitzungen. Einen Front-Theken-Bereich als Anlaufstelle für Bürger wird es aber wie bisher weiter geben.

Die Grundidee ist, dass die Beschäftigten viel öfter dort arbeiten können, wo sie wollen, auch von zuhause. Nach Berechnungen der Berater könnten so 60 bis 70 Prozent mehr Mitarbeiter in einem Gebäude unterkommen.