In Juliflut zerstörtDas ist der Gladbacher Strundepark ein Dreivierteljahr später
Bergisch Gladbach – Das Hochwasser im Sommer 2021 hat den Strundepark massiv getroffen. In dem etwas tiefer, in einer Senke gelegenen Teil des Gewerbegebiets entlang der Kürtener Straße hat die Strunde-Flut fast jedes Unternehmen erwischt, die meisten schlimm. Heute, ein Dreivierteljahr später, sind die Arbeiten in einigen Betrieben noch im vollen Gange. Aber es gibt auch Erfolgserlebnisse.
Dennis Marquardt, Inhaber des Fitnessstudios Die Sporthalle, begrüßt jedes einzelne Mitglied persönlich. Er ruft ihnen zu: „Wir sind wieder da.“ Nach langer Sanierung hat der 36-Jährige als einer der Ersten in diesem Areal, das massiv von dem Hochwasser betroffen war, im März wieder aufgemacht. Als Mahnmal ist im Trainingsraum die Backsteinwand auf einer Höhe von 70 Zentimetern unverputzt geblieben: „Damit man sieht, wie hoch das Wasser stand, und die Katastrophe nie in Vergessenheit gerät.“
Halle musste von Grund auf erneuert werden
Die Empfangstheke zerstört, die neuwertigen Trainingsgeräte nur noch Schrott. Die 400 Quadratmeter große Halle musste von Grund auf erneuert werden: neue Elektronik, neuer Boden, neuer Wandputz, neue Sanitäranlagen. Die Luftentfeuchter liefen monatelang rund um die Uhr. Marquardt kam jeden Tag, auch nachts, um die Wasserbehälter zu entleeren.
Er gab seiner Frau und den beiden kleinen Kindern das Versprechen, sich nicht unterkriegen zu lassen. In Absprache mit der Vermietungsgesellschaft übernahm der Jungunternehmer selbst die Bauleitung, koordinierte die Termine mit den Baufirmen, war Ansprechpartner vor Ort. Dabei habe ihm in die Karten gespielt, dass einige seiner Mitglieder selbst Handwerksbetriebe besitzen.
Gemeinschaft will weiter zusammenhalten
In den Ausbau seines persönlich wie ein Sportverein geführten Studios hatte Marquardt erst Ende 2019 viel Geld und Arbeit gesteckt. Dann kam Corona, er musste schließen, dann das Hochwasser. Jetzt fängt er wie vor zwei Jahren von vorne an. Er zeigt auf die Wand neben der Eingangstür: Dort haben alle Mitglieder unterschrieben – als Zeichen, dass die Gemeinschaft zusammenhält.
„Insgesamt sind wir zufrieden mit dem Verlauf des Wiederaufbaus, auch wenn vieles hätte schneller ablaufen können“, sagt Christian Gernandt, Sprecher der EGK Projektentwicklungs- & Beteiligungs-GmbH, die die FMZ-Strundepark GmbH als Eigentümerin der Liegenschaft vertritt. Aber Material und Handwerker sind gerade enorm schwer zu bekommen. Die Geschäftsräume von Mika Timing, Unternehmen zur elektronischen Zeiterfassung bei Sportereignissen, stehen leer.
„Aber es geht jetzt aufwärts“
„Die bisherigen Gespräche über eine Wiederansiedlung von Mika Timing waren nicht erfolgreich“, berichtet Gernandt. Nach heutigem Stand werde das Unternehmen woanders einen neuen Standort belegen. In anderen Betrieben ist die Sanierung noch nicht ganz abgeschlossen: Beim Wintergartenzentrum Gewe muss noch der Ausstellungsraum saniert werden. Die zerstörten Büroräume des Hauptzollamtes im Erdgeschoss können ab Mitte Mai wieder bezogen werden.
Bei PB-Druck, Spezialfirma für Druck- und Werbetechnik, sieht es noch sehr nach Arbeit aus. Arbeiter schlagen Beton aus dem Boden und verfrachten die Brocken in einen großen Container. „Aber es geht jetzt aufwärts“, sagt Petra Birlenberg. Beide Produktionshallen des Familienunternehmens mussten bis auf den Rohbauzustand zurückgebaut werden. Die Sanierungsarbeiten werden laut Vermieter noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Das Familienunternehmen produziert aber schon seit Längerem auf verkleinerter Fläche. „Wir haben tatsächlich darüber nachgedacht, wegzuziehen“, sagt Petra Birlenberg, „aber in Bergisch Gladbach findet man nichts und die Preise sind sehr hoch.“
Schaden hoch, Elementarversicherung fehlt
„Es tut sehr weh, so lange zu warten“, sagt Gerlinde Müller. Die Fenster ihrer Back-Company mit Plastikfolie verhangen, die Tür verriegelt. Den Charme des Cafés mit Backstube in dem Fabrikgebäude einer früheren Wollspinnerei kann man nur noch erahnen. „Es passiert nichts“, sagt Gert Müller frustriert. Dabei sei ein Gutachter zu dem Fazit gekommen, das die Immobilie wiederaufbaubar sei. Christian Gernandt sagt, die Trockengeräte könnten jetzt rausgenommen werden. Es gebe aber mit dem Ehepaar Müller „bisher keine Einigung über eine gesicherte Fortführung des Betriebs.“
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Gerlinde und Gert Müller hängen in der Luft. Der entstandene Schaden am Mobiliar ist hoch und die entscheidende Elementarversicherung fehlt. Investitionskredite müssen bedient werden. „Die Existenzsorgen schleppen wir die ganze Zeit mit uns rum“, erzählt Gerlinde Müller. Dabei würde sie sich so gerne mit einem Fest bei den vielen Helfern und Spendern bedanken. Aber Aufgeben sei keine Option: „Die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. Wir arbeiten an einem Happy End.“