HochwasserFreie Wähler fordern Warnsystem per SMS für Stadtteil Gronau
Bergisch Gladbach – Die Freie Wählergemeinschaft fordert von der Stadtverwaltung schnelles Handeln beim Hochwasserschutz in Gronau und Gierath. „Wir fühlen uns überhaupt nicht ernst genommen“, sagt Martin Freitag , sachkundiger Bürger im zuständigen Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt. Bei den Überschwemmungen vom 14. Juli 2021 wurden in den beiden Stadtteilen etwa 120 Häuser geflutet. Zwei Bewohner konnten sich in letzter Sekunde gerade noch aus ihren Häusern retten, erinnert Freitag an lebensbedrohliche Situationen.
Acht Monate sei die Juli-Flut jetzt her. „Passiert ist nichts, man hört auch nichts“, kritisiert Freitag, FWG-Vorstand und selbst betroffener Anwohner. Andere Kommunen wie Erftstadt hätten längst Runde Tische einberufen, um Maßnahmen zu beraten, die das Risiko einer Wiederholung minimieren. Auf die von den Freien Wählern gestellte Anfrage gebe die Stadtverwaltung keine zufriedenstellenden Antworten. In der heutigen Sitzung des Infrastrukturausschusses will Freitag nachhaken: „Die Verwaltung ist unseren Fragen ausgewichen.“
Anwohner fordern Installation eines Warnsystems
Ausgangspunkt für den erneuten Vorstoß der FWG ist eine vom Bürgerverein Gierath-Schlodderdich initiierte Veranstaltung im Oktober 2021, bei der gemeinsam mit Vertretern der Verwaltung nach Lösungen gesucht wurde. Als konkrete Notwendigkeit sehen die Flutopfer die Installation eines Warnsystems an. Die Umsetzung hält die Stadtverwaltung inzwischen aber für „problematisch“. Erfahrungsgemäß würden die Pegel in Bergisch Gladbach wegen der kleinen Bachquerschnitte so schnell steigen, dass eine rechtzeitige Vorwarnung nur schwer möglich sei, lautet die Begründung.
Das will Freitag so nicht stehen lassen: „Die Überwachung des Pegelstands am Hochwasserrückhaltebecken Kippemühle würde doch völlig ausreichen.“ Wie berichtet, wird das Hochwasserbecken geflutet, wenn es volläuft. Die Schleuse geht dann so weit auf, dass das Wasser rausläuft. 15.000 Liter Wasser pro Sekunde ist die maximale Wassermasse, die die Strunde unterhalb des Beckens verträgt. Beim Hochwasser im vergangenen Juli hatte sich die Wassermenge mehr als verdoppelt. Wie eine Flutwelle lief die Strunde über. An den Engstellen standen die Keller und Häuser innerhalb von Minuten unter Wasser.
Die Nina-Warnapp ist viel zu kompliziert
„Viele direkte Anwohner besitzen eigene Spundwände für Kellerabgänge, hatten aber keine Zeit mehr, sie aufzustellen“, berichtet Freitag. Deshalb wünschen sich die Anlieger ein technisch einfaches Warnsystem als Lösung: „Die Anlieger könnten etwa per SMS rechtzeitig gewarnt werden, bevor die Schleuse aufgeht. Das würde uns schon sehr helfen.“ Über die Nina-Warnapp zu gehen, wie die Stadt es prüfe, sei viel zu kompliziert. Dies gelte auch für Sprachdurchsagen über einzelne Sirenen, wie die Stadt es in Erwägung zieht.
Darüber hinaus kritisieren die Freien Wähler , dass die Verwaltung eine Erklärung schuldig bleibe, warum der Kanal an den beiden Engstellen – Unterführung Gierather Straße und an der Senke der Straße Am Dännekamp – nicht verbreitert werden könne. Die zu schmalen Durchlässe an diesen Stellen waren Hauptverursacher der Überflutungen. Bei der Versammlung im vergangenen Oktober hatte ein Anwohner zugesagt, einen Teil seines Grundstücks abzutreten, um für den nötigen Platz zu sorgen. „Was ist daraus geworden?“, will Freitag wissen.
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Der FWG gehe es aber vor allem darum, Naturschutz und Schutz der Anwohner in Übereinstimmung zu bringen. „Dazu gehört die Ausweisung von Retentionsflächen entlang der Strunde. Und dazu gehöre auch Schlodderdichs Wiese, auf der ein Neubau der Psychosomatischen Klinik geplant ist.