Im Jahr 1996 wurde die 23-jährige Patricia Wright brutal ermordet. 27 Jahre später gedenkt die Stadt der Frau auf dem Konrad-Adenauer-Platz.
Gedenktafel unter KastanieErinnerung an rechtsradikalen Mord in Bergisch Gladbach
27 Jahre nach dem brutalen Mord an Patricia Wright gedenkt die Stadt der jungen Frau. Sie wurde 1996 von einem rechtsextremen dreifachen Mörder in ihrer eigenen Wohnung vergewaltigt und starb an 91 Stichverletzungen. Die Stele aus Stahl steht unter der großen Kastanie auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Am Montag hat Bürgermeister Frank Stein die Erinnerungstafel feierlich eingeweiht.
Den Anstoß für das öffentliche Gedenken gab eine Gruppe junger Leute – sie nennt sich Erinnerungspolitische Initiative BGL. „Kein Einzelfall – Kein Vergessen - Kein Wegschauen“ lautet der Untertitel der Gedenktafel in schwarzer Schrift auf weißen Grund auf einer Aluminium-Verbundplatte. Bürgermeister Stein findet deutliche Worte: „Die grausame Tat, die diese junge Mitbürgerin aus dem Leben riss, war eindeutig rechtsextrem und frauenverachtend motiviert.“
Mörder gab sich zunächst als Gleichgesinnter Wrights aus
Über den Einzelfall hinaus komme dem Gedenkort eine wichtige Bedeutung zu: „Eine solche Gesinnung können wir in unserer Mitte nicht dulden und haben die gemeinsame Pflicht, alles zu tun, um künftige Gewaltverbrechen dieser Art zu verhindern“, betont Stein. Die 23-jährige Gladbacherin war mit ihrem Mörder, einem Mitglied der rechtsradikalen Szene des Ruhrgebiets, auf dem Bahnhof in Hagen ins Gespräch gekommen: Sie trug einen Sticker „Nazis raus“ und gab ihre Adresse weiter, weil sich ihr Gesprächspartner als Gleichgesinnter ausgab.
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Einige Tage später, am 3. Februar 1996, tauchte er mit einem Komplizen in ihrer Wohnung auf, um die junge Frau zu vergewaltigen und mit 91 Stichverletzungen zu töten. Das Landgericht Essen verurteilte den damals 28-Jährigen wegen Mordes in drei Fällen und Vergewaltigung zu einer lebenslangen Gesamtstrafe und anschließender Sicherungsverwahrung. Auch sein Mittäter erhielt eine Freiheitsstrafe.
„Die Gestaltung der Gedenktafel ist mit der Familie von Patricia Wright abgestimmt“, berichtet Georg Gläser, Sprecher der Erinnerungspolitischen Initiative, einem losen Zusammenschluss von zehn jungen Gladbachern, darunter Studierende und Azubis. Eltern und Geschwister von Patricia Wright blieben dem Gedenkakt fern, obwohl bei ihnen der Wunsch nach einer öffentlichen Erinnerung besteht. Zu belastend erschien der Auftritt in der Öffentlichkeit, sagt Georg Gläser.
Bereits im Vorfeld der Einweihung hatte die Erinnerungspolitische Initiative klar gestellt: „Den Angehörigen geht es nicht um die persönliche Trauer, sondern um die symbolische Anerkennung durch die Stadt sowie die Sichtbarkeit des Schicksals Patricia Wrights.“ Über zwei Jahre lang hat es bis zu diesem Moment gedauert. Anlässlich des 25. Jahrestags der Mordtat hatte sich die Initiative zum ersten Mal Aufmerksamkeit verschafft, als Mitglieder in einer eigenmächtigen Aktion das Straßenschild „Hindenburg-Platz“ in Bensberg mit ihrem Namensvorschlag „Patricia Wright“ überklebten.
„Das grausame Schicksal der jungen Frau hatte uns gepackt“, erinnert sich Georg, „wir finden, dass ein Gedenkort eine starke Positionierungsmöglichkeit für die Stadt darstellt: für Demokratie, Vielfalt und gegen rechte Gewalt.“ Die Aktion am Hindenburgplatz sei „als erste künstlerische Intervention“ gedacht gewesen. Illegal, aber wirkungsvoll. Denn Bürgermeister Frank Stein nahm Kontakt zu der Gruppe auf, und es reifte die Idee, des Aufstellens einer Gedenktafel an einem zentralen Ort in der Stadt.
Die Umbenennung der Straße ließ sich nicht umsetzen. Anwohner hatten sich wegen der Unannehmlichkeiten durch die Adressänderungen dagegen ausgesprochen. Am 16. Juni 2022 wäre Patricia Wright 50 Jahre alt geworden. „Sie und ihr Schicksal als Beispiel für viele andere Schicksale von Opfern rechtsextremer und neonazistischer Gewalt wird nicht vergessen werden“, sagt Bürgermeister Stein, „wir dürfen nicht wegschauen, wenn in unserer Gemeinschaft Menschen wegen ihrer Gesinnung, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer Sprache Spott, Verachtung und körperliches Leiden erdulden müssen.“
Georg Gläser und seine Mitstreiter verlassen die Veranstaltung mit einem guten Gefühl: „Wir haben erlebt, dass man lokalpolitisch etwas bewirken kann.“ Die Gedenktafel trägt einen QR-Code mit der Verweisung auf die städtische Website.