Forstexperten geben AntwortenWas wird aus Rhein-Bergs Wald?
Der Wald rund ums Bergische ist die grüne Lunge vor den Toren Kölns. Einen Anteil von 38 Prozent nimmt er in Rhein-Berg ein, das sind 16 500 Hektar, pro Einwohner also 580 Quadratmeter. Um dieses kostbare Gut erhalten zu können, muss einiges getan werden. Und darüber sprachen Vertreter aus der Forstwirtschaft, Politik und Kooperationspartner beim ersten Bergischen Waldforum im Forsthaus Steinhaus in Moitzfeld.
Rainer Deppe, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Kreisverband Rhein-Berg-Leverkusen, führte in die Veranstaltung ein. Er sei froh, dass eine solche wieder stattfinden könne. Ihr Hauptziel sei es zu zeigen, dass jeder Einzelne die Möglichkeit habe, seinen Beitrag zur Wiederbewaldung zu leisten. Allein 2021 seien so bei Aktionen rund 55 000 Bäume auf 15 Hektar Fläche neu gepflanzt worden. In Overath ist ein Baum-des-Jahres-Pfad entstanden mit den ausgewählten Bäumen der vergangenen zehn Jahre.
„Letztes Jahr war ich am Tag des Baumes mit meinen Enkeln im Wald und habe mit ihnen einen Baum gepflanzt“, erinnert sich Deppe. Jedes einzelne Exemplar zählt, denn durch Extremwettersituationen und Borkenkäferbefall in den letzten Jahren haben die Bäume im Bergischen sehr gelitten.
Borkenkäfer raffte 33.000 Hektar Wald dahin
„Die Bäume hätten etwa das Doppelte an Wasser gebraucht, dann kam auch noch die Flut mit viel zu vielen Wassermassen“, fasste Kay Boenig, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land, in seinem Vortrag zusammen.
Allein durch den Borkenkäfer seien 33 000 Hektar Fläche geschädigt worden. „Das sind 6600 Fußballfelder!“, so der Waldkenner über die geschädigten Nadelbäume. Bei Laubbäumen seien es vor allem Dürre und Stürme, die ihnen zu schaffen machten. Uralte Eichen, die eigentlich einen enorm festen Stand hätten, würden ihn dadurch verlieren.
Waldsterben führt auch zu einem gesellschaftlichen Schaden
Die Folgen für den Wald seien vielfältig und es entstünden wirtschaftliche, ökologische sowie gesellschaftliche Schäden, die alle etwas angingen, war das Resümee Boenigs. Darum werden auch die folgenden Generationen im Bergischen schon an das Thema herangeführt. Wie auch die Schülerschaft der katholischen Grundschule in Sand (wir berichteten).
Im Fokus stand die Rotbuche, die für 2022 zum Baum des Jahres gewählt worden ist. Mit diesem Thema beschäftigte sich Forsträtin Marion Jacoby bei ihrem Vortrag. Auch der Buche gehe es aktuell nicht so gut, viele Bäume litten unter Kronentrocknis.
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Sie stellte die bewusst provokante Frage: „Bleibt die Buche denn Mutter des Waldes?“ und war sich sicher, dass es dafür Argumente pro und kontra gibt. Sie veranschaulichte, dass nicht jeder Standort zum Gedeihen geeignet ist, war sich im Gegenzug aber sicher, dass, wenn die Altbestände verjüngt werden, der Baum lernen kann, sich selbst zu helfen.
Der dritte Referent des Abends war Berno Freiherr von Landsberg-Velen, Geschäftsführer des Holzkontors Rhein-Berg-Siegerland, der gemeinsam mit Deppe die Fördermöglichkeiten der nachhaltigen Wiederbewaldung im Bergischen Land unter die Lupe nahm. Dass das Thema jeden betrifft, sollte spätestens seit den Corona-Lockdowns allen klar sein: Denn welchen besseren Ort als den Wald gab es, um neue Kraft zu tanken?