Bergisch GladbachWie das neue Rad-Verkehrszeichen an die untere Hauptstraße kam
Bergisch Gladbach – Das Kleingedruckte der Straßenverkehrsordnung regeln Verwaltungsvorschriften. Noch fehlt diese Handreichung für das neue Verkehrszeichen auf der unteren Hauptstraße.
Seit kurzem gilt, wie berichtet, dort ein „Verbot des Überholens von einspurigen und mehrspurigen Fahrzeugen für mehrspurige Kraftfahrzeuge und Krafträder mit Beiwagen“. Hinter dem ziemlich sperrig formulierten Verwaltungsdeutsch steht die Idee, die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu erhöhen. Das ungewohnte Verkehrszeichen fällt auf jeden Fall auf bei Autofahrern, bei Radfahrern und Fußgängern. Diese Wirkung ist von der Stadt beabsichtigt.
Warnung an die Autofahrer
„Das Verkehrszeichen gibt es seit einem Jahr“, erläutert Martin Rölen aus der Pressestelle der Stadtverwaltung. Aber nach wie vor fehle eine Verwaltungsvorschrift. Jetzt habe die Stadt „nicht länger warten“ wollen und das Verkehrszeichen aufgestellt. Das kann auch als Handschrift des neuen Beigeordneten Ragnar Migenda (Grüne) gedeutet werden. Das Verkehrszeichen verstärke den Sicherheitsaspekt für die Radfahrer und die Warnung an die Autofahrer. Der in der Straßenverkehrsordnung verankerte Mindestabstand von 1,50 Metern beim Überholen von Rädern könne in diesem Bereich nicht eingehalten werden. „Das Schild verdeutlicht das bestehende Überholverbot“, sagt der Sprecher.
Die Gladbacher Politiker hatten sich zuletzt mehrfach mit der Radfahrsituation auf der untere Hauptstraße befasst. Neue Markierungen führen Radfahrer seit Februar 2020 stadteinwärts vom Bürgersteig auf die Fahrbahn. Das soll auf dem schmalen Gehweg die Sicherheit der Passanten erhöhen. In der Praxis, berichten Leserinnen und Leser, werde die Vorschrift aber meist nicht eingehalten von den Radfahrern. Nach wie vor gebe es eine gefährliche Konkurrenz und oft pampige Antworten, wenn man die Pedaltreter auf ihr Fehlverhalten anspreche. Dabei sei das auf dem Boden aufgemalte Verbotszeichen eindeutig.
Sicherheit für Fuß- und Radverkehr
Ein Fahrrad-Antrag von Bündnis90/Die Grünen zirkulierte im vergangenen Jahr durch die Fachausschüsse. Zur „Gefahrenabwehr auf der unteren Hauptstraße“ forderte die Fraktion für die untere Hauptstraße unter anderem eine grundsätzliche Verkehrsberuhigung und Erhöhung der Sicherheit für Fuß- und Radverkehr. Die Verwaltung hatte dazu auch Stellung bezogen und unter anderem auf die noch abzustimmende Wegeführung aus der Stadtmitte/Bahnhof zum Startpunkt der neuen Radpendlerstrecke nach Köln hingewiesen. Das unter dem Regionale-Dach geplante Projekt sieht den Einstieg am Refrather Weg, etwa in Höhe des Finanzamtes, vor.
Bei diesen Überlegungen werde auch die untere Hauptstraße mitbetrachtet, betonten die Radwegeplaner der Stadt. Grundsätzlich bedürfe es des neuen Schilds nicht, hieß es damals noch – der geringe Abstand verbiete ja das Überholen. Der bündnisgrüne Anlauf zur Umgestaltung des Straßenzugs fiel prompt politisch mit acht zu neun Stimmen durch. CDU und die Fraktion Mitte-Rechts überstimmten SPD, Grüne und FDP.
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In diesem Frühjahr hatte der ADFC Rhein-/Oberberg einen konkreten Antrag für das neue Verkehrszeichen an den Ausschuss für Anregungen und Beschwerden gestellt. Begründung: Zwar gebe es den Mindestabstand beim Überholen, das aber sei auf der unteren Hauptstraße offenbar nicht allen Autofahren bekannt. „Um dies zu verdeutlichen, gibt es mit der Novelle ein neues Verkehrszeichen“, erläuterte der Kreisvorsitzende Bernhard Werheid im Antrag. Eine Umsetzung der Verkehrsnovelle sei bereits in Vorbereitung, hieß es bei der Stadt daraufhin.
Was auf der unteren Hauptstraße eher geräuschlos vonstatten gegangen ist, bringt bei den Plänen für Laurentiusstraße (Stadtmitte) und Buddestraße (Bensberg) die politischen Kontrahenten in Wallung. Auf der Laurentiusstraße hat die neue Koalition eine Fahrradstraße beschlossen; eine rechtliche Prüfung hält weiter an. Auch eine Testphase erscheint möglich. Die Buddestraße, vor der Kreuzung zur Kölner Straße, soll als Test einen Schutzstreifen für Radler bekommen. Dafür könnte eine Auffädelspur zwischen Saaler und Kölner Straßen-Kreuzung weggenommen werden.