Bei der Gladbacher Feuerwehr brennt es: Es fehlt der Nachwuchst und die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente.
PersonalproblemeBergisch Gladbach plant eine Berufsfeuerwehr

Neue Wege geht die Feuerwehr in Bergisch Gladbach, um den Personalstand zumindest zu halten.
Copyright: Feuerwehr Bergisch Gladbach
Um attraktiver zu werden auf dem Arbeitsmarkt, strebt Feuerwehrchef Jörg Köhler die Umwandlung der „hauptamtlichen Kräfte“ in eine Berufsfeuerwehr an. In der Ratssitzung vor der Sommerpause soll das Ganze entschieden werden. Zum 1. Juli 2023 hätte Bergisch Gladbach dann erstmals nach über 125 Jahren Feuerwehrgeschichte eine Berufsfeuerwehr. So wie die meisten anderen Städte im Umland.
Die Gladbacher Berufsfeuerwehr wäre die 114. in Deutschland. Daneben bliebe die Freiwillige Feuerwehr mit ihren Ehrenamtlern (220 Aktive) unverändert weiter bestehen. Unter dem Namen „Feuerwehr Bergisch Gladbach“ sollen beide Linien vereinigt werden.
Gladbach steht in Konkurrenz mit den umliegenden Städten
Die momentane Personalsituation ist eher ungünstig für die Kameradinnen und Kameraden. Neun hauptamtliche Stellen sind unbesetzt. In den kommenden fünf Jahren erreichen 20 der rund 140 Hauptamtler die Ruhestandsgrenze von 60 Jahren. Diese Stellen müssten zwingend neubesetzt werden, sagt Sprecher Elmar Schneiders. Eine Umverteilung der Arbeit sei bei einer Feuerwehr nicht vorstellbar. Als eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften stehe Gladbach in Konkurrenz zu den Berufsfeuerwehren von Köln, Leverkusen, Solingen oder auch Remscheid.
Berufsnachwuchs fremdele jedoch mit der hauptamtlichen Variante, erklärt der Feuerwehrsprecher. Kämen Bewerber aus anderen Regionen Deutschlands, lockten eher die großen Nachbarstädte mit ihren Berufsfeuerwehren als das kleine Bergisch Gladbach mit seinen hauptamtlichen Kräften.
Es geht um eine Änderung es Etiketts
Was Schneiders meint: Der Nachwuchs geht ungern dorthin, wo er die beruflichen Umstände nicht so genau kennt. Dabei sind die Hauptamtler schon jetzt formal Berufsfeuerwehrleute, sie sind über die Freiwillige Feuerwehr bei der Stadt Bergisch Gladbach angestellt und mit allen Dingen versehen, die es auch bei einer Berufsfeuerwehr gibt. Nur steht halt dieses Etikett nicht auf der Berufsbezeichnung.
Feuerwehrchef Köhler, in seiner Funktion auch Dezernatsleiter in der Bergisch Gladbacher Verwaltung, hat in den vergangenen Monaten die Strukturänderung intern intensiv besprochen.
Bei den Kosten für die Feuerwehr, das versichert Feuerwehrsprecher Schneiders auf Nachfrage, werde es für die Stadt keine Veränderung geben.
Wir müssen uns schön machen für den Arbeitsmarkt.
Es sei allerdings beabsichtigt, nach der vollzogenen Neustrukturierung eine Bewerbungskampagne zu starten. Der Arbeitsmarkt sei auch bei der Feuerwehr intensiv umworben, das bekomme die Gladbacher Wehr zu spüren. Zudem gebe es immer eine natürliche Fluktuation der Arbeitskräfte. „Wir müssen uns schön machen für den Arbeitsmarkt. Das ist wichtiger denn je“, erklärt der Sprecher. Die Feuerwehr Bergisch Gladbach müsse an Attraktivität gewinnen, dafür sei der Schritt hin zur Berufsfeuerwehr entscheidend.
Dabei kommt der Nachwuchs nicht von alleine, einige Voraussetzungen müssen erfüllt werden. Wer als Berufsfeuerwehrmann oder Berufsfeuerwehrfrau arbeiten will, muss zwingend eine Berufsausbildung absolviert haben. Die eigentliche Ausbildung besteht dann aus einem 18-monatigen Lehrgang an einer Feuerwehrschule.
Seit einiger Zeit hat auch die Bergisch Gladbacher Feuerwehr eine eigene Feuerwehrschule eingerichtet auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik Zanders. Zwei Lehrgänge starten pro Jahr, mit jeweils rund 20 Plätzen. Diese Lehrgänge sind in den nächsten Jahren bereits ausgebucht. „Wir bilden auch nicht nur für uns aus“, sagt der Feuerwehrsprecher. Aktuell würden auf der Bergisch Gladbacher Feuerwehrschule neun eigene Kräfte ausgebildet. Daneben aber auch Nachwuchs aus den benachbarten Berufsfeuerwehren und von Werksfeuerwehren.