Nach Schließung des Bahnübergangs Tannenbergstraße in Bergisch Gladbach muss der Verkehr anders fließen. Planer denken an einen Stra0entunnel oder eine Brücke.
Brücke oder StraßentunnelBergisch Gladbach sucht nach einer Verkehrslösung
Bekommt die Stadtmitte noch einen weiteren großen Straßentunnel? Oder sogar eine Brücke, die sich hoch über die Straßenschluchten an der Gohrsmühle spannt und den Verkehr geschmeidig vorbei an der Stadtmitte führt? Vorstellbar ist so etwas jedenfalls für die Gladbacher Verkehrspolitiker. Um dem drohenden Chaos bei einer Schließung des Bahnübergangs an der Tannenbergstraße zuvorzukommen, fordern sie von den Planern der Stadt jetzt eine Flucht nach vorne.
Im Herbst sollen die Experten im Mobilitätsausschuss Visionen für die künftige Verkehrsführung vorstellen. Und da ist eine Über- oder Unterführung oder eine neu zu bauende Straße ab Gronau über das Gleisdreieck seit der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschuss kein Tabu mehr.
Zusammenbruch droht
„Die Lösung muss gut werden, und sie muss die Innenstadt entlasten“, fordert der Verkehrsexperte der CDU-Fraktion, Hermann-Josef Wagner. Das Verkehrschaos, das nach Schließung der Tannenbergstraße auf die Stadtmitte hereinbrechen könnte, schweißt die Fraktionen offenkundig zusammen. Tue man nichts nach der Schließung des Bahnübergangs, komme es in Bergisch Gladbach unweigerlich zum Zusammenbruch des Verkehrs: Dieses Ergebnis aus der jüngsten, von der Deutschen Bahn in Auftrag gegebenen Untersuchung rüttelt offenbar alle Verkehrspolitiker richtig durch. Wer nicht ganz drin ist im Thema: Erreicht das zweite S-Bahn-Gleis in einigen Jahren die Stadt, verdichtet sich der Fahrtakt in den Hauptzeiten auf fast fünf Minuten.
Das ist für die Bahnreisenden prima. Autofahrer stehen vor einer Hürde: Die Bahn hält nämlich die Schließung des Bahnübergangs für unausweichlich, weil die Schranken dann bis zu 50 Minuten in der Stunde geschlossen wären; heute spielt die Schließzeit beim 20-Minuten-Takt kaum eine Rolle. Alle Verkehrsteilnehmer müssen sich nach der Schließung neue Wege suchen. Problem dabei: Die Straßen in der Stadtmitte sind schon heute überfüllt, und mit einer weiteren Zunahme des Verkehrs wird gerechnet. Zudem muss zwingend für den Schwerlastverkehr eine Lösung her.
Ampel untauglich
Derzeit darf dieser nur den Bahnübergang nutzen, nicht den vorhandenen Stadttunnel, um die Gleise irgendwie zu queren. Als kleines Gegenmittel, eine Fußgängerampel an der täglich von 16.000 Fußgängern Richtung Bahnhof genutzten Stationsstraße aufzubauen, sei allerdings nicht hilfreich: In dieser Aussage waren sich die für ihre Fraktionen meinungsbildenden Politiker Andreas Ebert (SPD) und Hermann-Josef Wagner (CDU) einig.
„Die Bahn möchte Geld sparen“, hatte Ebert schon einen Verdacht, weshalb das große Verkehrsproblem mit einer kleinen Lösung angegangen werde. Weil die Bahn ihren Übergang schließen wolle, müsse sie auch für Ersatzlösungen sorgen und diese bezahlen. Bei einer Ampel koste sie das ziemlich wenig Geld, meinte Ebert. Was als Lösung besser wäre, stellte CDU-Mann Wagner als Vision dar.
Eine Über- oder Unterführung, also ein Tunnel oder eine Brücke, von der Buchholzstraße in Gronau (dort ist eine Bahnüberführung als Querungsmöglichkeit der Gleise) kommend in Richtung Gleisdreieck und weiter zur Kalkstraße in der Stadtmitte. „Die Planer müssen sich Gedanken machen“, appellierte er an Ragnar Migenda, den Gladbacher Beigeordneten.
Folgen für Jahrzehnte
Diese Entscheidung werde den Gladbacher Verkehr für die nächsten 50 oder 100 Jahre beeinflussen, ein Beschluss historischen Ausmaßen stehe an. In der übernächsten Sitzung des Mobilitätsausschusses im Herbst sollen die Planer der Stadt ihre Vorstellungen zum Gladbacher Verkehr vorstellen. Einen Stadttunnel gibt es bereits, von Richtung Leverkusen/Schildgen führt dieser in die Stadtmitte. Ein zweiter scheint nicht ausgeschlossen. Auf Geld komme es zunächst nicht an, Großes müsse geplant werden, deutete Wagner an: „Wir müssen uns heute schon Gedanken machen.“ Auch das Wort vom„Denkprozess“ fiel.
„Keine Lösung ist den Bürgern nicht zuzumuten“, meinte Lutz Schade (CDU). „Wir müssen über unseren Schatten springen.“ Bei den Gesprächen mit der Bahn gehe es auch um die Flächen, die für das nächtliche Abstellen der S-Bahnen von der DB benötigt würden, meinte Andreas Ebert (SPD). Der Beigeordnete versprach, die Stadt werde Flächen am Gleisdreieck für eine große Lösung freihalten.
Am Gleisdreieck befinden sich zahlreiche Grundstücke im Eigentum der Stadt, dank einer Vorkaufssatzung. Aber wann kommt denn eigentlich das zweite Gleis in die Stadt, und damit der Fast-Fünf-Minuten-Takt der S-Bahn? „Wir rechen mit acht bis zehn Jahren“, sagte Migenda im Mobilitätsausschuss, das würde die Jahre zwischen 2032 und 2034 betreffen. Für den Schienenbereich auf Bergisch Gladbacher Gebiet liefen ja gerade zwei Planfeststellungsverfahren, zeitlich abhängig von möglichen Gerichtsverfahren.
Große Rückendeckung
Ansonsten formulierte der Beigeordnete Historisch: „Die Bahn ist hier gut unterwegs.“ „Die Bahn ist sehr engagiert.“ „Die Gespräche gewinnen an Dichte.“ „Bahnhof, Gleisdreick, die Anbindung Zanders, die Attraktivierung des Bahnhofsumfeld. Das ist alles sehr komplex.“ Für die anstehenden Gespräche mit Bezirksregierung, Deutscher Bahn und Eisenbahnbundesamt erhielt Migenda die maximal mögliche Rückendeckung.
Der Ausschuss stellte einstimmig Weichen zum möglichen Bau einer neuen Fußgänger- und Radfahrer-Unterführung an den Gleisen an der Tannenbergstraße, für diese Verkehrsteilnehmer als Ersatz für den Bahnübergang gedacht.
Über die Kostenfrage dieser Baumaßnahme und auch der großen Lösung mit Tunnel oder Brücke werden Bahn und Stadt zu sprechen haben. Im Beschluss hielt die Stadt diese Finanzierungsfragen offen. Kosten bei Kreuzungen dieser Art trägt laut Gesetz der Bund zur Hälfte, die Eisenbahn zu einem Drittel und das Land zu einem Sechstel.