Was Umweltexperten des Landes nach dem Großbrand in Refrath zum Niederschlag von Ruß und Partikeln raten. Polizei ermittelt zu Brandursache.
Bergisch GladbachPolizei beschlagnahmt Brandort – Ascheregen nach Feuer in Refrath
„Brandort polizeilich beschlagnahmt“ steht auf dem Schild, rot-weißes Flatterband ist rund um die Lagerhalle gespannt, die in der Nacht zu Samstag (26. August) komplett ausgebrannt ist. Metallträger und Bleche sind durch die Hitze teilweise geschmolzen, liegen wie die vormalige Dachhaut verbogen und in sich zusammengesunken im ehemaligen Inneren der Halle. Ab und an kommt die Feuerwehr vorbei, kontrolliert immer wieder, ob noch irgendwo verborgene Glutnester sind.
Warum die Halle am Freitagabend gegen 21.20 Uhr in Flammen aufging, ist am Wochenende noch unklar. Die Ermittler der Polizei werden es herauszufinden haben. Mit Ergebnissen wird in den nächsten Tagen gerechnet.
Umweltexperten von Landesamt untersuchten Niederschlag nach Großbrand in Refrath
Noch mehr als die Frage nach dem Warum, beschäftigen Anwohner und andere Betroffene unterdessen am Wochenende Asche und helle, graue Stückchen, die nach dem Großbrand im Gewerbegebiet „Auf der Kaule“ in der Umgebung von Refrath-Nord und Alt-Refrath niedergegangen sind.
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„Ich habe am Samstagmorgen gleich bei der Feuerwehr angerufen, es soll aber wohl nicht so gefährlich sein“, trotzdem soll man's erstmal nicht ohne Handschuhe anfassen, sagt eine Anwohnerin.
Experten des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, kurz: Lanuv, waren noch in der Brandnacht von Duisburg nach Refrath gekommen und hatten die Ablagerungen vor Ort untersucht, wichtige Schadstoffe wie Asbest laut Feuerwehr per Schnelltest ausschließen können und die Proben zur weiteren Untersuchung mitgenommen.
Umweltexperten raten vorsorglich zu Vorsicht rund um Asche- und Ablagerungsniederschlag
Endgültige Ergebnisse werden zwar erst in den nächsten Tagen erwartet, vorsorglich rät das Lanuv aber laut Feuerwehr, bei „Auffinden größerer Rußpartikel und/oder brandbedingter Partikel diese nur mit Handschuhen aufzunehmen“.
Die Partikel können laut Lanuv einfach über den Restmüll entsorgt werden. Spielgeräte oder Gartenmöbel können mit Wasser und haushaltsüblichen Reinigungsmitteln feucht gereinigt werden. Andere Flächen können laut Umweltexperten mit Wasser mit einem Gartenschlauch abgespritzt werden.
Lanuv rät: Obst und Gemüse aus Gärten im Norden Refraths vorerst nicht essen
„Sollten Sandflächen stärker betroffen und deutlich sichtbar dunkel sein, sollten diese nicht benutzt werden und die oberen zehn Zentimeter Sand vorsichtshalber erneuert werden“, raten die Experten vom Lanuv. „Obst und Gemüse aus Gärten in den betroffenen Gebieten im Norden von Refrath sowie in Alt-Refrath sollte bis zur offiziellen Entwarnung nicht verzehrt werden.“
Untersuchungsergebnisse werden zur Wochenmitte erwartet. Messungen der Feuerwehr im Verlauf der Löscharbeiten ergaben keine erhöhte Schadstoffbelastung in der Luft.
Feuerwehr hat ein Bürgertelefon eingerichtet
Die Feuerwehr hat für Fragen rund um den Großbrand und seine Folgen erstmals ein Bürgertelefon unter der Rufnummer (0 22 02) 238-494 und 238-495 geschaltet, die auch am Montag, 28. August, noch einmal von 8 bis 17 Uhr geschaltet sein wird. Fragen sind auch per E-Mail an post-feuerwehr@stadt-gl.de möglich. Das Bürgertelefon ist von der neuen Unterstützungseinheit der Feuerwehr besetzt worden. Die Feuerwehr bittet darum, nur in lebensbedrohlichen Notfällen den Notruf 112 zu wählen.
Meterhoch schlagen am Freitagabend die Flammen aus dem Hallendach in den Himmel, im Nu gibt das Hallendach nach, immer wieder sind Detonationen zu hören. Zu einem Großbrand in einem Gewerbebetrieb ist die Feuerwehr Bergisch Gladbach am Freitagabend gegen 21.20 Uhr in die Straße „Auf der Kaule“ im Stadtteil Refrath alarmiert worden.
Bereits auf der Anfahrt sehen die Feuerwehrleute dunkle Rauchschwaden über Refrath aufsteigen und Feuerschein über dem kleinen Gewerbegebiet am Waldrand. Zwei Sportler verlassen noch rasch ein benachbartes Fitnessstudio, bevor auf der Straße Schläuche ausgerollt und Einsatzfahrzeuge in Position gebracht werden.
„Rechts oben in der Ecke hat es angefangen zu brennen“, sagt ein Augenzeuge. „Dann ging alles ganz schnell. Und dann: Bam, Bam, Bam – da sind Akkus hochgegangen, jede Menge.“ In der lichterloh brennenden Halle eines Kinder- und Kleinfahrzeughändlers sollen Hunderte ferngesteuerte Autos gelagert gewesen sein. Deren Akkus dürften explodiert sein.
Während die die Feuerwehrleute der beiden Bergisch Gladbacher Feuerwachen, der Löschzüge Refrath, Stadtmitte und Bensberg mit mehreren C-Rohren, einem B-Rohr und einem Wenderohr von einer Drehleiter aus gegen die Flammen kämpfen, geht bei der Feuer- und Rettungsstelle des Kreises bereits der nächste Notruf ein: Im Wohnpark Bockenberg bei Bensberg solle es brennen und ein Menschenleben in Gefahr sein. Weitere Einheiten werden in die Reginharstraße im Wohnpark geschickt. „Zum Glück hat sich der Brand dort nicht bestätigt und es war niemand in Gefahr“, sagt Feuerwehrsprecher Simon Schwab.
Weiterer Notruf aus Bensberg nur eine halbe Stunde später
Wenige Minuten später geht ein weiterer Notruf in der Feuer- und Rettungsleitstelle ein: Bei einem Routine-Rundgang über das Zanders-Gelände hat ein Wachmann einer Security-Firma in einer Halle ein Feuer entdeckt. Aus einem brennenden Rollcontainer fließt flüssiger Kunststoff, der sich auf dem Boden um eine Batterie von Gasflaschen ergießt.
Während in Refrath der Messzug des Kreises die Luft auf Schadstoffe prüft, schickt die Leitstelle den Löschzug Paffrath/Hand, der zwischenzeitlich bereits die verwaiste Feuerwache an der Paffrather Straße besetzt hatte, die Löschgruppe Schildgen sowie weitere Kräfte des Löschzugs Bensberg auf das Zanders-Gelände. Dort ist die große Halle, in der das Feuer ausgebrochen ist, zwischenzeitlich komplett verraucht. „Und wir sind noch nicht sicher, dass sich niemand mehr in der Halle befindet“, sagt Feuerwehrsprecher Simon Schwab.
Auf Zanders-Gelände brennt es in einer großen Halle
Bevor die Retter jedoch in die Halle gehen können, müssen die stark erhitzten Gasflaschen unweit des Eingangs gekühlt werden. „Nicht auszudenken, was passiert, wenn eine der Flaschen explodiert“, sagt Feuerwehrsprecher Schwab. Binnen einer Stunde drei Großeinsätze – zwischenzeitlich sind alle verfügbaren Feuerwehrleute der Kreisstadt im Einsatz. Zur Verstärkung wird die Einheit Dürscheid aus der Gemeinde Kürten alarmiert.
Nach gut einer Stunde steht fest: In der Halle, in der das Feuer ausgebrochen ist, befindet sich niemand mehr. Die Feuerwehr lüftet die Halle, bringt den noch immer qualmenden Container ins Freie.
Während sich die Lage auf dem Zanders-Gelände entspannt, meldet der Messzug aus Refrath, dass neben Ruß auch größere weiße Partikel auf Refrath niedergehen. Der Leiter der Feuerwehr, Jörg Köhler, schaltet das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, kurz: Lanuv, ein. Das schickt Experten aus Duisburg noch in der Nacht nach Bergisch Gladbach.
Rund 150 Feuerwehrleute seien zu Spitzenzeiten im Einsatz gewesen, bilanziert Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders am Tag nach den Großeinsätzen.