Bergisch Gladbach – Der Emilienbrunnen soll umziehen. Die Stadtverwaltung sucht einen neuen Standort für die Anlage, die seit Ende des 19. Jahrhunderts im Bensberger Zentrum steht und an die Wohltäterin Emilie Schmitz erinnert. Nun sind die Bürger aufgerufen, für den historischen Brunnen einen neuen Platz vorzuschlagen. Der Bergische Geschichtsverein lehnt eine Translozierung vehement ab.
Wie berichtet, soll die Bensberger Innenstadt umgebaut werden. Kernstück der Pläne im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes Bensberg ist die Umgestaltung der Schloßstraße zur „Straße der vielen Begegnungen“ – barrierefrei, großzügig und mit platzartigen Erweiterungen, so die Stadt. Einer der neuralgischen Punkte ist dabei die Einmündung Schloßstraße/Nikolausstraße. Und eben hier steht heute noch der Emilienbrunnen. Seine vier Wassertröge wurden terrassiert in den Hang gebaut und verstellen so nach Sicht der Planer unter anderem die Sichtachse auf die nahe Kirche St. Nikolaus.
Zunächst war von der Verwaltung für den Brunnenabbau auch die geplante Erweiterung der Außengastronomie eines benachbarten Lokales angeführt worden, was beim Wirt Verwunderung ausgelöst hatte. Er habe keine Erweiterungspläne für seine Terrasse, betonte er. Die ursprünglich ebenfalls diskutierte Idee, den Brunnen abzubauen und im Bauhof einzulagern, soll nun offenbar nicht weiterverfolgt werden.
Kritik von Bürgern und Geschichtsverein
Der geplante Abbau der Brunnenanlage stößt bei etlichen Bürgern und auch beim Bergischen Geschichtsverein auf Kritik. Die Planung werde der Bedeutung des Brunnens nicht gerecht, hatte Geschichtsvereinsvorsitzender Professor Michael Werling bereits im Februar kritisiert. Er sei am jetzigen Standort von ortsbildprägender Bedeutung, spiele für die Stadtgeschichte eine wichtige Rolle und trage in hohem Maße zur Identitätsbildung bei. Der Standort sei nicht zufällig gewählt und daher auch nicht einfach austauschbar.
Eine Versetzung zerstöre einen großen Teil der historische Bedeutung, meint der Architekturhistoriker. „Der Standort ist vor gut 100 Jahren von den Initiatoren dieser Brunnenanlage ganz bewusst ausgewählt worden.“ Man habe die Bedeutung der Wohltäterin Emilie Schmitz dokumentieren wollen – im Spannungsfeld zwischen der Kirche St. Nikolaus, dem kurfürstlichen Barockschloss und der Innenstadt von Bensberg. Veränderungen der Anlage seien denkbar, eine Umsetzung des Brunnens allerdings nicht“, sagte Werling am Mittwoch noch einmal mit Nachdruck. „Notfalls lasse ich mich an den Brunnen ketten, damit er nicht weg kommt.“
Auf die Einwände des Geschichtsvereins hatte die Stadt im Februar mit der Versicherung reagiert, eine „kreative Lösung“ zu suchen. Am Samstag, 11. Mai, dem Tag der Städtebauförderung, startet die Stadt daher die Aktion zur Ideensammlung für einen neuen Brunnenplatz. „Was ist der beste Ort für den Emilienbrunnen?“, fragt die Stadt. Besucher können an diesem Tag im „Baubüro“ an der Schloßstraße 59a Vorschläge für einen neuen Standort abgeben. Auch online (inhk.bensberg@stadt-gl.de) oder per Post (Stadt Bergisch Galdbach, FB 6-61 Stadtplanung, Wilhelm-Wagener-Platz, 51429 Bergisch Gladbach) sind Anregungen willkommen. Eingereicht werden können sie bis zum 1. Juli 2019. Die vorgeschlagenen Standorte sollen anschließend durch ein Gremium auf ihre Machbarkeit geprüft werden.