Wald bei KölnSpaziergänger begegnet Wolf beim Gassi gehen
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Dies ist ein Text aus unserem Archiv, er erschien ursprünglich am 20. September 2021.
Rhein-Berg – Ob es der bereits mehrfach im Königsforst genetisch nachgewiesene Wolfsrüde mit der Kennung „GW1804m“ war, ist bislang noch unklar. In jedem Fall habe es jüngst einen glaubwürdigen Hinweis auf eine Wolfssichtung im Gierather Wald gegeben, sagt Wolfsberater Wilfried Knickmeier. Eine Person mit Hund habe von der Begegnung in dem Waldgebiet zwischen den Bergisch Gladbacher Stadtteilen Gronau und Refrath berichtet.
Dabei ist auch Knickmeier klar, wie schwer es ist, bei einer Sichtung eine Verwechslung auszuschließen. Der Bericht sei allerdings sehr glaubwürdig. Als eindeutig werde ein Nachweis allerdings erst erfasst, wenn Genmaterial etwa durch Kot eines Wolfs oder ein gutes Foto vorliege.
Kein Grund zur Beunruhigung nach Wolfssichtung im Wald
Grund zur Beunruhigung sieht der Experte nach der Wolfssichtung im Gierather Wald unterdessen so oder so nicht. Vom Wolf im Königsforst ist zudem bislang kein einziger Nutztierriss bekannt geworden. Überhaupt ernährten sich Wölfe in Deutschland überwiegend von Rehen (50 Prozent), kleineren Wildschweinen (25 Prozent) und anderen Wildtieren.
Weniger als ein Prozent seien Nutztiere, erläuterte Knickmeier jüngst im Umweltausschuss des Kreises, in dem er auch von dem hohen Schutzstatus des Wolfs in Deutschland berichtet: „Er ist eine streng geschützte Wildtierart wie ein Elefant, ein Blauwal oder ein Tiger“, so Knickmeier. Verboten sei auch das Füttern von Wölfen oder das Anlocken mit Futter.
Die bislang sichergestellten Kotfunde, anhand derer der aus dem Raum Engelskirchen zugewanderte Wolf „GW1804m“ im Königsforst sowohl auf Bergisch Gladbacher als auch auf Rösrather und Kölner Terrain des Waldgebietes genetisch nachgewiesen wurde, kennt Knickmeier allesamt. Dass man Losung eines Wolfes in der Regel recht offensichtlich auf Wegen finde, sei ein Hinweis darauf, dass ein Tier territorial werde, so der Wolfsberater: „Wölfe laufen dann die Grenzen ihres Reviers regelmäßig ab und markieren sie mit Kot und Urin.“
Königsforst bei Köln ist als Wolfsrevier zu klein
Dabei sei der Königsforst allein mit 40 bis 50 Quadratkilometer als Wolfsrevier zu klein. In der Regel sei ein typisches Wolfsrevier rund 200 Quadratkilometer groß, so Knickmeier. Im ausgewiesenen Wolfsgebiet „Oberbergisches Land“, zu dessen Pufferzone auch Overath, Rösrath, Kürten und Bergisch Gladbach gehören, werden Wolfsschutzmaßnahmen wie die Anschaffung wolfssicherer Zäune für Herdentiere wie Schafe und Ziegen staatlich gefördert.
Trotzdem zeigte sich im Ausschuss einer sehr besorgt: der CDU-Politiker, Landwirt und Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Peter Lautz: „Für Weidetierhalter ist das eine ziemliche Katastrophe.“ Vor allem Rinder und Pferde in der Region seien „überhaupt nicht geschützt“, monierte er den Versicherungen der Experten zum Trotz, dass diese Tiere nicht auf dem Speiseplan der Wölfe in Deutschland stünden. Lautz sprach sich dafür aus, wie in Frankreich jedes Jahr eine bestimmte Zahl von Wölfen zu „entnehmen“.
Widerspruch erntete er von Ausschusskollegen anderer Fraktionen. So bezeichnete etwa Monika Reddemann (Grüne) die Sorge von Lautz als völlig übertrieben und seine Schilderungen von Rindern, die wegen eines Wolfs ausgebrochen waren, seien „an den Haaren herbeigezogen“.
„Ich akzeptiere, dass der Wolf da ist“, sagte Lautz schließlich, „ich sehe aber große Gefahren für unsere Nutztierhalter.“
Was tun bei der Begegnung mit einem Wolf?
„Einen Wolf sicher zu erkennen, ist gar nicht so einfach“, sagt der Wolfsberater des Kreises, Wilfried Knickmeier. „Meist sehen Spaziergängerinnen und Spaziergänger das Tier nur kurz und manche Hunderassen sind auch für geübte Personen kaum vom Wolf zu unterscheiden.“
Was bei einer Begegnung mit einem Wolf zu tun ist? „Der Wolf ist weder ein Kuscheltier noch ein zu fürchtendes Monster“, sagt Kreisveterinär Dr. Thomas Mönig. „In den seltenen Fällen einer Begegnung sollten sich Menschen vorsichtig verhalten. Das gilt im Übrigen auch bei Begegnungen mit anderen Wildtieren, zum Beispiel einer Bache mit Frischlingen.“ Wölfe seien in der Regel scheu und Begegnungen mit dem Menschen daher eher selten. „Wichtig ist es, dass der Wolf den Menschen nicht mit Nahrung in Verbindung bringt“, so der Veterinär. „Daher sollten Menschen niemals einen Wolf mit Nahrung anlocken oder füttern.“ Bei einer Begegnung sei die wichtigste Maßnahme, nicht wegzulaufen. „Ziehen Sie sich langsam zurück, ohne dem Wolf dabei direkt in die Augen zu starren“, rät Wolfsberater Wilfried Knickmeier. „Wenn Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie ihn anleinen und dicht bei sich führen. Nähert sich der Wolf dennoch, sollten Sie ihm mit einer aufrechten Haltung und selbstbewussten Gesten begegnen“, so der Wolfsberater.
Seit mehr als 20 Jahren gibt es in Deutschland wieder wildlebende Wölfe. Bislang sei in dieser Zeit kein einziger Übergriff auf einen Menschen dokumentiert worden, so Veterinär Mönig. (wg)