Rhein-Berg – „Wenn irgendetwas in der Wohnung nicht fertig ist, eine Wand, ein Raum, ein Gartenprojekt, ist man ja permanent damit konfrontiert“, so beschreibt Katrin Rehse, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, das Gefühl vieler Menschen, die aufgrund der Corona-Krise viel mehr Zeit Zuhause verbringen als gewohnt. Warum nicht das Bad zur Wellness-Oase umgestalten lassen, energetisch bessere Fenster einbauen oder in eine Markise für die Terrasse investieren?
Eigentlich eine gute Ausgangslage für Tischler, Maler, Sanitärfachleute, Raumausstatter, Gartenbauer und andere Handwerker – sollte man meinen. Doch nach Angaben der Kreishandwerkerschaft sieht es im Handwerk aktuell alles andere als rosig aus: Zwei von drei Betrieben verzeichnen Umsatzeinbußen, viele Unternehmen des Bauhaupt- und Nebengewerbes haben für ihre Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. „Wer beispielsweise einen Großauftrag für die Badezimmer in einem Seniorenheim hatte, konnte dort einfach nicht mehr hin“, schildert Rehe, „bei Neubauten waren die Handwerker natürlich fein raus.
Viele Menschen sind wegen der Kurzarbeit vorsichtiger
Doch auch bei vielen privaten Auftraggebern hat lange die Vorsicht überwogen, sie wollten niemanden in die Wohnung lassen, ob mit Maske oder ohne.“ Das Verschönern des Naherholungsgebiets „Zuhause“ fange gerade erst so richtig an. Es gebe aber auch viele Menschen, die lieber vorsichtig seien beim Geldausgeben, weil sie selbst in Kurzarbeit seien oder die weitere Entwicklung abwarten wollten.
Insgesamt verzeichnen die Betriebe im Bereich der Kreishandwerkerschaft laut Marcus Otto, Chef der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, einen Umsatzrückgang von 48 Prozent. Das liege knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 53 Prozent. Dabei bleibe der Fachkräftemangel bestehen, was die Situation in den Betrieben nicht eben einfacher mache. Jeder dritte Auftrag werde aktuell storniert, so Rehse. In vielen Fällen sei die Situation der Handwerksbetriebe zwar aktuell noch in Ordnung, doch wisse man nicht, ob Aufträge nachkämen.
Auch Bäcker und Fleischer betroffen
Als Beispiel für eines der Probleme nannte Rehse die Personalressourcen des Kreises oder der Kommunen, die aktuell in Krisenstäben gebunden seien. Dadurch könnten Bauanträge möglicherweise erst später bearbeitet werden.
Bäcker und Fleischer seien, so Rehse, ebenfalls von empfindlichen Umsatzeinbußen betroffen. Zum einen, weil die Menschen häufiger nur in einem Supermarkt einkauften statt in mehreren Geschäften, um Kontakte zu vermeiden, zum anderen, weil die Catering-Aufträge weggefallen seien. „Zum einen sind das große Aufträge für die Messe oder Unternehmen in Köln“, sagt Rehse, „aber es fallen ja auch die Aufträge für Hochzeiten und Familienfeiern weg.
Schwierige Zeit trotz Arbeitserlaubnis
“ Bei den Fleischern führe dies zu einer Spanne der Umsatzrückgänge zwischen zehn und 70 Prozent. Und auch im Kfz-Handwerk seien Umsatzeinbußen von 40 bis 75 Prozent zu verzeichnen. „Dabei kommt die Branche ja gerade erst aus einer schwierigen Zeit mit Dieselskandal und anderen Problemen“, sagt Rehse.
Insgesamt sei es eine schwierige Zeit für das Handwerk, so die Pressesprecherin, obwohl die Leute die ganze Zeit über hätten arbeiten dürfen. Rehse: „Betriebe, die schon lange bestehen und die noch nie Kurzarbeit beantragt haben, tun das jetzt.“