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Protestzüge im RheinlandBauern kritisieren Ampelregierung scharf

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Knapp 1000 Fahrzeuge waren bei den Protesten der Landwirte im Kreis Euskirchen unterwegs. Am Keltenring in Euskirchen fand die große Abschlusskundgebung statt.

Die Bauern-Demos im Rheinland stießen auf große Solidarität bei den Menschen in der Region.

Tausende Landwirte haben am Montag im Rheinland mit ihren Traktoren gegen die Sparpläne der Bundesregierung demonstriert und phasenweise den Verkehr komplett zum Stillstand gebracht. Nicht alle Protestaktionen waren angemeldet. In Waldbröl schrieb die Polizei eine Strafanzeige . Dort hatten sich etwa 100 Personen mit ihren Traktoren versammelt, um gemeinsam nach Gummersbach zu fahren. Diese Versammlung war zuvor nicht angemeldet worden.

Kreis Euskirchen: Knapp 800 Landwirte haben im Kreis Euskirchen friedlich demonstriert. Mit ihnen solidarisierten sich zahlreiche Handwerker und Privatpersonen – ob als aktive Teilnehmer der Fahrten, mit Transparenten am Straßenrand oder hochgereckten Daumen und hupend, wenn sie in die Demo-Fahrten geraten. Rund um die A1-Anschlussstelle Blankenheim und auf der B51 ging zeitweise nichts mehr. Bei einer Kundgebung in Euskirchen gab es Applaus für die CDU-Abgeordneten und Pfiffe für ihren FDP-Kollegen. Landwirt Thomas Gräf brachte die Stimmung auf den Punkt: „Wir haben einen wunderschönen Beruf. Wenn uns die Politik nicht täglich ans Bein pinkeln würde.“

Rhein-Sieg-Kreis: In der Windecker Ortschaft Rosbach wurden von Landwirten alle Zufahrten blockiert, bis 12 Uhr durften lediglich alle 30 Minuten Privatautos passieren. Später am Vormittag zog ein Konvoi von 270 Fahrzeugen durch den Kreis und stoppte bei Parteibüros der Bundestagsabgeordneten. Die überwiegende Zahl der Verkehrsteilnehmer reagierte gelassen, einige Protestierende wurden sogar mit warmen Getränken versorgt. Landwirt Manfred Felten aus Meckenheim brachte es auf den Punkt, warum er und seine Berufskollegen protestieren: „Wir müssen immer mehr Auflagen erfüllen, aber mit immer weniger auskommen. Es geht um einen fairen Wettbewerb mit den europäischen Bauern.“ Britta Sommer aus Königswinter-Vinxel, die am Morgen mit dem Fahrrad zu ihrem Arbeitsplatz in Hennef fuhr kritisierte: „Das Anliegen kann ich verstehen, aber ob man dafür die Straßen blockieren muss? Klimafreundlich ist das nicht.“ Würde ihre Apotheke einen Tag lang die Arbeit verweigern, fehlten die Einnahmen dieses Tags. „Bei den Bauern ist das im Winter sicher etwas anderes.“

Rhein-Erft-Kreis: Schwerpunkte der Protestaktionen der Landwirte waren in Bedburg, Wesseling und Hürth. Daran beteiligten sich auch Spediteure, Gastronomen und Handwerker. Zeitweise hatten Landwirte die Zufahrten zur A 555 in Wesseling blockiert. Durch langsam fahrende Landmaschinen bildeten sich auf den Zufahrtsstraßen zur A4 in Kerpen lange Staus, auch in Frechen kam der Verkehr bisweilen zum Erliegen. Nach Angaben der Polizei gab es keine Zwischenfälle.

Rhein-Berg: Dem Protest schlossen sich auch viele Demonstranten in Pkws an. In den frühen Morgenstunden wurden Autobahnauffahrten an der A1, A3 und A4 zeitweise blockiert. Die Betroffenen nahmen es meist mit Gelassenheit. Ein Zuschauer rief den Protestierenden zu: „Ihr seid die Geilsten.“ . In den Parteizentralen von FDP, SPD und CDU in Bergisch Gladbach lieferten die Landwirte Mistkübel ab. Kreislandwirt Peter Lautz: „Wir sind überall nett empfangen worden.“ Plakate mit Aufschriften wie „Weg mit der Ampel“ seien keine wörtlich zu nehmende Forderung. Es gehe um die Sache und nicht um einen Umsturz. (red)