„Atmosphäre wie in Düsseldorfer Altstadt“Nerven bei Anwohnern in Opladen liegen blank
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Immer mehr Wirte nutzen die Möglichkeit, vor ihrer Tür Tische aufzustellen. So will die Stadt der angeschlagenen Gastronomie helfen.
Die Nachbarn in der Opladener Neustadt ärgern sich derweil über den Lärm – und über wegfallende Parkplätze.
Kneipenkultur, gebeutelte Gastronomien, Parkplatzmangel und der Wunsch nach Ruhe prallen hier aufeinander.
Leverkusen – Zum „Ausgehstandort“ solle Opladen werden, vor allem die Neustadt habe erhebliches Potenzial. So ist es im Stadtteilentwicklungskonzept für Opladen nachzulesen. Und immer wieder ist von den örtlichen Politikern zu hören, dass gerade die Kneipenszene in der Neustadt doch in Zukunft die Studierenden der Technischen Hochschule erwarten könne, wenn diese auf dem Campus in der Neuen Bahnstadt ihren Betrieb aufnimmt. Doch nicht alle Bewohner der Neustadt sind davon so angetan, dass ihr Wohnviertel sich noch weiter in Richtung Kneipenviertel entwickeln soll.
Nerven liegen blank
Ein wenig blank liegen die Nerven bei einigen Anwohnern und den Wirten in der Augustastraße. Dort haben beispielsweise das „Schmalztöpfchen“ und schräg gegenüber der „Stilbruch“ zur Einhaltung der Corona-Auflagen Tische und Stühle vor das Lokal gesetzt und bewirten ihre Gäste auch im Freien. Das wird von der Stadt nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich unterstützt.
Erst im April hat der Hauptausschuss die Stadtverwaltung beauftragt, Sondernutzungserlaubnisse für die Gastronomie unbürokratisch, gebührenfrei und schnellstmöglich zu erteilen. Auch Parkplätze vor den Lokalen sollten mitgenutzt werden dürfen, um trotz vorgeschriebener Sicherheitsabstände unter den Gästen genug Sitzplätze anbieten zu können. Diese Sonderregelungen sollen bis Ende September gelten.
Seither wird die Gastronomie großzügig unterstützt, kommen Ordnungsbehörde, Polizei und Feuerwehr den Wirten bei deren Wünschen so weit wie möglich entgegen. Im Fall des „Stilbruch“ dürfen beispielsweise Tische auf einem zehn Meter langen Parkstreifen so aufgestellt werden, dass ein 1,50 Meter breiter Durchgang für Fußgänger auf dem Gehweg frei bleibt. Ähnlich ist es gegenüber beim „Schmalztöpfchen“ geregelt.
„Wie Düsseldorfer Altstadt“
Was manche Nachbarn arg ärgert, die sich über „eine Atmosphäre wie in der Düsseldorfer Altstadt“ beschweren. „Die Anwohner zahlen für eine Parkberechtigung, finden aber abends, wenn sie von der Arbeit kommen, keinen freien Platz mehr. Freie Parkplätze waren hier schon immer Mangelware“, schrieb ein Nachbar in seinem Bürgerantrag an den Stadtrat. Da sich nun mehr Gäste vor den Lokalen aufhalten, ist es deutlich lauter geworden in der Straße.
„Die Straße ist zu eng und zu dicht gebaut für eine derartige Bewirtschaftung, entsprechend schallt es. In den Wohnungen kann jedes Wort klar und deutlich verstanden werden, das auf der Straße in »normaler Lautstärke« gesprochen wird“, heißt es in der Antragsbegründung der Nachbarn. Hinzu kommt: „Das Gegröle hält oft bis nach drei Uhr morgens an. Dabei ist ein ruhiger und erholsamer Schlaf unmöglich. Auch der Abbau der Tische und Stühle nach 24 Uhr verursacht erheblichen Lärm. Selbst im Hochsommer müssen wir nachts die Fenster geschlossen halten.“
Persönlich beschimpft
Eine andere Nachbarin, die auch schon die Polizei gerufen hat, um die nächtliche Ruhestörung abzustellen, sah sich persönlich beschimpft und beleidigt, als einer der Wirte auf offener Straße lautstark beklagt haben soll: „Was soll man da machen, wenn hier doch nur Idioten wohnen?!“ Nach Solidarität mit solchen von den Pandemie gebeutelten, aber dann doch unverschämten Nachbarn sei ihr da wirklich nicht mehr zumute.
Der Leiter des städtischen Fachbereichs Bürger und Straßenverkehr sieht es gelassener. Friedhelm Laufs kann die Beschwerde wegen des gestiegenen Parkdrucks in der Neustadt durchaus nachvollziehen. Doch habe die Stadt im Zweifelsfall bisher immer zugunsten der Anwohnerparkplätze entschieden. In diesem Krisenjahr aber habe die Sondererlaubnis für die Außengastronomie ganz klar zu einer Attraktivierung der Kneipenszene beigetragen und damit die gewünschte Wirkung. Mit der zeitlichen Begrenzung bis zum 30. September sei deren Ende aber absehbar.
So sieht es auch der Stadtrat, der in seiner jüngsten Sitzung dem Bürgerantrag aus der Augustastraße nicht folgen wollte, sondern die Angelegenheit für geregelt erklärte.