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Aktion im UpladinAb jetzt sind Senioren und Schüler Brieffreunde

Lesezeit 3 Minuten
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Ab jetzt Brieffreunde: Ingeborg Schulze (r.) und Niklas (l.) schreiben sich und durften sich auch mal mit Abstand kennenlernen. 

Leverkusen – Es ist warm in dem kleinen Raum, in dem Ingeborg Schulze und Rosemarie Hagen das erste Mal ihre Brieffreunde treffen. Viele Leute sind zum Termin gekommen, es herrscht Stimmengewirr. Dann kommen Pia und Niklas von der Schule; begleitet von den Eltern und ihrem Lehrer. Rosemarie Hagen nimmt die elfjährige Pia hocherfreut in Augenschein. Zwischen den beiden liegen 72 Jahre Altersunterschied – ungewohnt für die 83-Jährige. Sie hat selbst keine Enkelkinder.

Eine alte Tradition

„Erst wusste ich gar nicht: Was willst du mit so einem kleinen Mädchen schreiben?“ erzählt Hagen. Der Briefkontakt kam über Rita Knieper zustande, Mitarbeiterin im Wohnhaus „Upladin“ der Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT). Sie hatte die Idee, dass man doch gerade in der distanzierten Coronazeit die alte Tradition des Briefeschreibens wieder aufleben lassen könnte – und so Kommunikation zwischen den Generationen herstellen könnte. Die Anfrage beim Landrat-Lucas-Gymnasium stieß sofort auf große Resonanz. „Es ist schön, dass der Kontakt von beiden Seiten gewünscht ist“, berichtet der Lehrer Stefan Bruchhagen. Schülerinnen und Schüler der fünften bis siebten Klassen durften erst einmal Briefe zum Kennenlernen schreiben. Dabei kamen sogar mehr Briefe zustande, als es Bewohner in der Seniorenresidenz gab, die diese beantworten konnten: 35 Schreiben verteilte Knieper ein paar Tage später unter den Bewohnern, 15 weitere wurden in Gruppen beantwortet.

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Ingeborg Schulze hat sich einen der Briefe selbst ausgesucht. „Ich wollte auch jemanden haben, der direkt in Opladen wohnt, und nicht in irgendeinem Vorort“, lächelt die 96-Jährige. So fiel die Wahl auf Niklas. Der Zwölfjährige wusste in seinem ersten Brief zunächst nicht, wie er der noch unbekannten Empfängerin begegnen sollte. Nach ein paar Fragen zu ihrer Person erzählte er dann von sich – und traf damit auf das Interesse von Schulze. „Das hat wirklich mein Herz erwärmt“, sagt sie später. Im zweiten Brief schickte er schon ein Bild von sich mit, und auch von dem Hamster, den er zum Geburtstag bekommen hatte. „Ein süßes Tierchen“, kommentiert Ingeborg Schulze. Auch von ihrem 96. Geburtstag wusste sie zu berichten.

Schreckliches Schriftbild

Nun werden wöchentlich Briefe zwischen den Bewohnern des CBT-Wohnhauses und den Schülern hin- und hergeschickt. Niklas’ Bruder hat auch Kontakt mit einer Bewohnerin im Haus „Upladin“, die erblindet ist und ihre Briefe schreiben lässt. Rosemarie Hagen schreibt noch selbst, mit Kugelschreiber. „Mein Schriftbild ist schrecklich“, verrät sie, „aber ich gebe mir Mühe. Ich habe noch einen kleinen, feinen Bekanntenkreis, denen ich auch immer Geburtstagskarten selbst schreibe.“ Das sei doch schöner als ein Anruf. Außerdem sei es sehr gut, sich zu beschäftigen und die Erinnerungen aufleben zu lassen.Für Pia und Niklas ist es ungewohnt, Briefe mit der Hand zu schreiben. Die eigenen Großeltern wohnen nebenan. Niklas hat zumindest einen entfernt lebenden Freund, mit dem er sich ab und zu schreibt. Doch Briefkontakt ist in der jungen Generation selten geworden. Umso schöner, dass er nun zumindest in Opladen wiederbelebt wird.