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Wo sonst, wenn nicht in OberbergKlima und Wirtschaft sind vereinbar

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E-Auto-Flotte und Energiegewinnung: Auch die Industrie muss auf klimafreundliche Technologien setzen.

Oberberg – Der Wissenschaftler und der Unternehmer sind sich einig: Der Klimawandel kann auch eine Chance sein. „Insbesondere die deutsche Industrie hat das Wissen und die Ingenieurskunst, um Technologien zum Erreichen der Klimaschutzziele zu verwirklichen“, sagt Dr. Jonathan F. Donges vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Und auch der Waldbröler Unternehmer Sven Gebhard, zugleich Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer zu Köln, sieht seine oberbergischen Kollegen gut aufgestellt.

Beide wurden am Mittwoch zusammengeschaltet für ein Videointerview bei „Forum Blau“, einer Veranstaltungsreihe unserer Zeitung. Donges und Gebhard sprachen darüber, ob Wirtschaft in Zeiten des Klimawandels funktionieren kann und wie. Der studierte Physiker und gebürtige Gummersbacher Donges schaltete sich aus Potsdam dazu, wo er seit zehn Jahren genau das erforscht, was im Juli auch in Nordrhein-Westfalen bittere Realität wurde. Gebhard, mit seiner Firma GC-heat ein Spezialist für elektrische Heizsysteme für die Industrie, nahm aus seinem Büro in Waldbröl an dem Gespräch teil. Angela Sölter, Leiterin des „Forum Blau“, übernahm die Moderation der Runde, bei der sich Leser mit ihren Fragen dazuschalten konnten. Sölter sprang ein, weil technische Probleme Redaktionsleiter Frank Klemmer, der eigentlich das Gespräch führen wollte, daran hinderten.

Parteiübergreifender Konsenz: „Wenn man jetzt entschlossen handelt, kann man die Klimakrise eingrenzen“

Es wurde ein Gespräch unter Experten, dass letztlich wenig mit Wahlkampf zu tun hatte. Unabhängig davon, welche Parteien die nächste Bundesregierung bildeten, müsse das Thema Klimawandel die höchste Priorität haben, forderte Donges: „Wenn man jetzt entschlossen handelt, kann man die Klimakrise eingrenzen.“ Gerade auch Wirtschaftsunternehmen stünden in der Verantwortung, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Zum Beispiel indem sie ihre Fahrzeugflotten auf Elektroautos umstellen oder auf klimaneutrale Produktion setzen, sagte der Wissenschaftler. In Deutschland gebe es viele Beispiele von Unternehmen, die klimafreundlich arbeiten und damit zu Leuchttürmen werden.

Unternehmer Gebhard stimmte Donges zu. Dass die deutsche Industrie in den vergangenen 30 Jahren die Treibhausemissionen um die Hälfte gesenkt habe, sah er nur als ersten Schritt. „Wir müssen in Deutschland Vorreiter sein, um Technologien für den Klimaschutz zu entwickeln – und damit auch anderen Ländern ermöglichen, die Klimaschutzziele zu erreichen.“

Das von Familienunternehmen und damit dem Gedanken der Langfristigkeit und Nachhaltigkeit geprägte Oberberg gehe da mit gutem Beispiel voran, so Gebhard: Hier gebe es nicht nur Firmen, die für ihre Produktion Maßnahmen zum Energiesparen ergreifen, sondern auch Unternehmen, die diese Technologien verwirklichen. Als Beispiel nannte Gebhard die Lindlarer Firma Oni, die Energierückgewinnungssysteme produziert. Gehards Schluss war deshalb: Wo wenn nicht in Oberberg soll Wirtschaft sonst klimaneutral funktionieren können? Donges unterstrich, dass Klimatechnologie der Markt der Zukunft sei. Es komme darauf an, in vielen Bereichen anzusetzen – seien es erneuerbare Energien oder auch die Umstellung von Produktionsprozessen.

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Wichtig sei aber auch, dass die Politik den Unternehmen gute Rahmenbedingungen biete, betonte Gebhard: Wenn die Wirtschaft in Deutschland durch zu viel Bürokratie und zu hohe Kosten belastet werde, könnten einige Unternehmer abwandern. Dass die Wirtschaft durchaus gewillt sei, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen, versicherte der IHK-Vizepräsident: „Denn Unternehmen, die sich nicht in Richtung Klimaneutralität entwickeln, entwickeln sich aus dem Markt heraus.“