AboAbonnieren

Artenvielfalt am WegesrandProjekt „Lebenslinien“ startet in Oberberg

Lesezeit 4 Minuten
v.l.: Dr. Bernd Freymann (Geschäftsführer BSO), Bernd Schnippering (Kreislandwirt), Aloys Schlütter (Bauhof, Leiter Grünpflege), Christoph Boddenberg (LVR), Anne Loth (Bürgermeisterin Wipperfürth), Dietmar Persian (Bürgermeister Hückeswagen, Wolfgang Schäfer (Nabu), Verena Schrader, (Leiterin Bauhof) und Manuela Thomas (BSO).

Das Projekt Lebenslinien soll zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt an Wegesrändern beitragen.

Das Projekt „Lebenslinien – Blühende Säume für Artenvielfalt“ lädt dazu ein, die natürliche Vielfalt am Wegesrand zu entdecken.

„Wegesränder mit großer Artenvielfalt sind in der Kulturlandschaft wichtige Rückzugsräume und Lebensräume für Wiesenpflanzen und Nahrung für Insekten, Vögel und Kleinsäuger“, sagt Dr. Bernd Freymann, Geschäftsführer der Biologischen Stationen (BS) Oberberg und Rhein-Berg.

Doch die Säume würden oft zu früh gemäht, damit gehe die Vielfalt und die Funktion verloren, erklärt der Fachmann bei der Vorstellung des Projektes „Lebenslinien – Blühende Säume für die Artenvielfalt“. In Oberberg sind die Kommunen Wipperfürth und Hückeswagen am Pilotprojekt beteiligt, im Rheinisch-Bergischen Kreis ist es Burscheid.

In den Fokus genommen werden öffentliche Wegesränder an wenig befahrenen Straßen und Wirtschaftswegen. Dazu ist Manuela Thomas, Projektleiterin der Biologischen Station Oberberg, in Hückeswagen und Wipperfürth unterwegs, um die entsprechenden Flächen zum einen zum Finden, zum anderen auch eine Bestandsaufnahme zu machen, welche Pflanzen dort wachsen.

Zur Erfassung der Pflanzen an Wegesrändern wird um Mithilfe der Bevölkerung gebeten

Rund 15 Kilometer Wegesränder will Thomas bis zum Sommer kartiert haben. Dazu bittet sie auch um Unterstützung durch die Bevölkerung (siehe unten). Ganz wichtig ist aber auch die Unterstützung durch den Bauhof, denn der ist für die öffentlichen Grünpflege in Wipperfürth und Hückeswagen zuständig. Er ist Projektpartner und gemeinsam soll, wenn die entsprechenden Flächen erfasst sind, eine Pflegekonzept entwickelt werden, um die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern.

Die Verkehrssicherheit müsse dabei ebenso im Blick gehalten werden wie die personellen Möglichkeiten und der Maschinenpark, sagt Verena Schrader, Leiterin des Bauhofes. Zudem müssten die Mitarbeiter auch geschult werden, denn nicht jeder haben einen Blick für schützenswerte Pflanzen. Es sei wichtig, erst zu mähen, wenn die Blütezeit vorbei sei, damit sich die Pflanzen auch aussäen könnten. Der Pflegeaufwand für den Bauhof werde sich im Zweifelsfall reduzieren, so Dr. Freymann. Es gebe verschiedenen Möglichkeiten, ein optimiertes Mähmanagement zu installieren, so Schrader.

Mit im Boot bei den blühenden Säumen ist auch die Landwirtschaft. Kreislandwirt Bernd Schnippering betont die gute Kooperation zwischen Landwirten und Naturschutz. Schnippering habe sich stark dafür gemacht, dass das Pilotprojekt nach Wipperfürth komme, informiert Thomas. Er habe vor drei Jahren Kontakt mit der BSO aufgenommen. Unterstützung gibt es auch vonseiten der beiden Städte.

Projekt Lebenslinien stellt Biodiversität in den Fokus

Zum Ortstermin in der Nähe des Bauhofes sind auch Wipperfürths Bürgermeisterin Anne Loth und ihre Hückeswagener Amtskollege Dietmar Persian gekommen. Allein schon, weil der Bauhof beide Kommunen betreut, sei eine Zusammenarbeit sinnvoll, so Loth. Zudem ende die Natur ja nicht an der Stadtgrenze, ergänzt Persian. Es sei wichtig, das Thema Biodiversität ins Bewusstsein zu rücken und auch mit kleinen Projekten etwas zum Erhalt und dem Naturschutz beizutragen, stimmen die beiden Stadtoberhäupter überein.

Zu den Partnern des Projektes zählt auch der ehrenamtliche Naturschutz. Für den Naturschutzbund (Nabu) Oberberg ist Wolfgang Schäfer dabei, der seit 50 Jahren in Sachen Naturschutz aktiv ist. In diesen fünf Jahrzehnten sei es zu einem deutlichen Rückgang der Artenvielfalt gekommen. Ob bei Bäumen, Amphibien, Insekten oder Blumen, das habe jeder beobachten können. So gebe es nur noch wenige Margeriten, berichtet er. Und auch der wilde Thymian, der eigentlich typisch für die eher kargen Böden im Oberbergischen sei, lasse sich nur noch selten finden, ergänzt Thomas.

Ob Wiesen-Pippau, Frauenmantel, Flocken- und Glockenblumen oder Johanniskraut, die meisten Menschen würden diese Pflanzen nicht mehr kennen. Das soll sich mit dem Projekt ändern. Hofft auch Christoph Boddenberg vom Landschaftsverband Rheinland, der die Aktivitäten der Biologischen Stationen zum Erhalt der Kulturlandschaft finanziell unterstützt.


Mithelfen

Wer artenreiche Wegesränder kennt und Manuela Thomas bei der Kartierung unterstützen will, kann sich bei der biologischen Station per E-Mail melden.

Hilfe bei der Bestimmung von Pflanzen und Gräser liefert die Broschüre „Wiesen und Weiden im Bergischen Land“, die von den Biologischen Stationen mit Unterstützung der Kreise herausgegeben wurden. Dort können sie auch bezogen werden. Hilfreich ist auch die kostenlose App „Obsidentify". Auf der Website der Biologischen Stationen gibt es weitere Informationen.