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Interview

Königsblau
Was Wipperfürther bei der Lesung mit Schalke-Edelfan Charly Ilchmann erwartet

Lesezeit 4 Minuten
Foto eines Fußballfans vor einer Statue, in der Hand hält er ein Buch.

Zum Fußballmuseum hat Charly Ilchmann sein Haus in Niedergaul gemacht. Sogar einen Nachbau der Victoria gibt es: Die Trophäe für die Deutschen Fußballmeister der Jahre 1903 bis 1944 ging sechsmal nach Schalke.

Im Interview verrät der glühende Schalke-Anhänger aus Wipperfürth, warum gerade eine Malocher-Geschichte die Menschen fesselt.

Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Wipperfürther Michael „Charly“ Ilchmann, glühender Fan des FC Schalke 04 und im Verein bestens vernetzt, seine Autobiografie mit dem Titel „Ein ganz norMaler königsblauer Steinbock“ veröffentlicht. Nach einigen Auswärtslesungen stellt er sein Buch nun auf Einladung der Wipperfürther Bürgerstiftung auch in seiner Heimatstadt vor.

Die Veranstaltung beginnt am Montag, 25. November, in der Alten Drahtzieherei – in Anspielung auf das Schalker Gründungsjahr um genau 19.04 Uhr. Florian Sauer hat den 53-Jährigen getroffen.

Herr Ilchmann, Ihr Buch sammelt viel Lob ein, gerade in und um Wipperfürth.

Charly Ilchmann: Macht Sie das stolz? Ich bin ja in Gelsenkirchen-Buer geboren. Schalker sagen: Stolz ist die Vorstufe zur Arroganz. Deshalb möchte ich nicht von Stolz sprechen. Sagen wir es so: Ich freue mich natürlich über positives Feedback. Erst am Sonntag habe ich von einer älteren Dame eine sehr liebevolle Rückmeldung bekommen – und das, obwohl sie Borussia Dortmund die Däumchen drückt. (lacht)

Wipperfürther war immer der Junge ohne Papa

Wie lässt sich Ihr Buch mit wenigen Worten beschreiben? Geht es eher um Ihren Lebensweg oder um den Fußball?

Um beides. Ich sage immer: Diejenigen, die mit Fußball nichts am Hut haben, finden viele persönliche Passagen. Und für Fußballfans, die Schalker allen voran, ist das Buch ohnehin interessant.

Sie beschreiben sich selbst als Malocher, gehen offen mit Ihrer Rechtschreibschwäche und damit um, dass die Lehrer früher selten von Ihnen begeistert waren. Wieso packt ausgerechnet Ihre Geschichte die Menschen?

Meine Mutter ist in den Siebzigerjahren mit uns Kindern vor dem Vater nach Oberberg geflohen. Wir hatten nichts, ich war immer der Junge ohne Papa. Wie sich danach alles gefügt hat, es aber auch immer wieder Rückschläge gab, das scheint die Leute zu berühren.

Vielleicht sollte unsere Führung mein Buch auch mal lesen.
Charly Ilchmann zum Vorstand des FC Schalke

Wie viel von diesem Malocher-Geist steckt denn heute noch im FC Schalke?

Wenn man bedenkt, dass der Vorstand hohe sechsstellige Jahresgehälter einsackt, wird der Unterschied zum einfachen Fan schnell deutlich. Mit der Genossenschaftsidee erst Fans um Unterstützung zu bitten und dann selbst große Teile dieses Geldes für sich zu beanspruchen, ist nicht vorbildlich. Vielleicht sollte unsere Führung mein Buch auch mal lesen.

Gibt es auch Kritik an Ihrem Buch?

Klar gibt es die. Meine Erfahrung ist: Wer sich über den ein oder anderen Rechtschreibfehler auslässt, hat die Storyline nicht verstanden und ist auch sonst im Leben kein Optimist. Dabei geht es doch genau darum: Gibt es im Leben ein Hindernis, dann trete drei Schritte zurück für einen neuen Anlauf. Einige haben gesagt, solch ein Buch könnten sie auch schreiben. Könnten, wohlgemerkt. Ich habe es tatsächlich getan und bin mit dem Ergebnis zufrieden.

Der Wipperfürther und die Anekdote vom Bonner Kanzlerbungalow

Wie laufen Ihre Lesungen ab? Suchen Sie vorab bestimmte Passagen aus?

Das mache ich tatsächlich immer spontan davon abhängig, wer im Publikum sitzt. Den Fußball lasse ich dann mehr oder weniger zu Wort kommen. Bislang habe ich immer eine gute Mischung gefunden. Und manche Anekdoten kommen überall gut an. Die von meiner Mittagspause im Ehebett von Helmut und Hannelore Kohl zum Beispiel. (lacht)

Bitte wo?

Als ausgebildeter Malermeister hatte ich vor vielen Jahren den Auftrag, den Kanzlerbungalow in Bonn zu sanieren. Da waren die Kohls längst ausgezogen, aber das Inventar war noch da und es geschahen unglaubliche Ereignisse. Mehr wird aber noch nicht verraten.

Erlös der Wipperfürther Lesung wird gespendet

Sie haben angekündigt, das Eintrittsgeld in Wipperfürth an die Bürgerstiftung zu spenden.

Genau. Es wird einen Büchertisch geben, aber der Eintritt ist für den guten Zweck. Und dann habe ich noch etwas vor: Meine Bücher sind ja nummeriert und die Nummern 0504 und 1904 sind mit Widmungen prominenter Schalker versehen, zum Beispiel von unserem Ehrenpräsidenten Gerhard Rehberg, von Huub Stevens, Didi Schacht, Klaus Fischer, Armin Langhorst oder auch vom „Quatscher“, dem Schalker Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann.

Und auch von vielen meiner Gastkommentatoren aus dem normalen Leben. Diese beiden besonderen Exemplare möchte ich in der Drahtzieherei für die Aktion „Lichtblicke“ versteigern. Zugunsten von Kindern in unserem Land, die – wie ich – nicht auf der Sonnenseite ins Leben gekullert sind.


Tickets für die Lesung mit Autor Charly Ilchmann am Montag, 25. November, gibt es zum Preis von 5,04 Euro vorab über die Homepage der Wipperfürther Drahtzieherei oder an der Abendkasse. Kontakt zu ihm gibt es unter Telefon 0151/28 89 99 04.